Die neue Mercedes-Benz C-Klasse im Alltagstest. Was kann der C 300 4MATIC als Mildhybrid-Benziner?
Sind wir eigentlich bei „Vorgestern aktuell“? Wollen nicht alle in schicken SUV oder Crossoverautos herumfahren, gerne hybridisiert oder gar vollelektrisch? Oder gibt es noch eine Fraktion der Traditionalisten? Auf jeden Fall, denn sonst würde ein Autohersteller wie Daimler kein Geld mehr in die Hand nehmen, um neue Generationen seiner bekannten Baumuster aufzulegen.
Darum kümmern wir uns auch gerne im Hier und Jetzt, nämlich um die neue Mercedes-Benz C-Klasse. Nicht als T-Modell (Kombi) oder gar als All-Terrain mit SUV-Ambitionen. Sondern mit der klassischen Stufenhecklimousine. Und sogar mit Verbrennungsmotor unter der Motorhaube.
Die C-Klasse im Video
Die verliert mit der neuen Mercedes C-Klasse (W206) in allen Ausstattungslinien den auf ihr stehenden Stern. Unabhängig von der Modellvariante ist der „Zentralstern“ jetzt groß im Kühlergrill. Beim Testwagen glänzen dort spezielle Einlagen als Teil des Exterieurpakets Avantgarde.
18-Zoll-Felgen sind heutzutage kein großes Räderformat mehr. Bei der klar gestalteten C-Klasse Limousine aber aus Designsicht voll und ganz ausreichen, das Auto auf diesen Fotos und im Video wirkt elegant und stimmig, nicht protzig.
Das Interieur wirkt mit hellen Farben luftig und bietet auch im Fond ausreichende Platzverhältnisse für große Menschen. Das beige Leder zeigt aber schon beim noch jungen Exemplar Verfärbungen durch Jeans & Co. Wer nicht ständig mit Sitzpflege beschäftigt sein möchte, wählt besser dunkle Bezüge.
Digitales Cockpit
Das Cockpit der neuen C-Klasse ist, ganz dem Zeitgeist entsprechend, vollständig digitalisiert. Das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad lässt sich in verschiedenen Ansichten konfigurieren. Dazu muss man, wie für viele andere Bedienschritte auch, auf den fummeligen Touch-Feldern des Multifunktionslenkrads herumfingern.
Der zentrale Touchscreen für das Infotainment liegt relativ weit unten, ist aber für bessere Sicht und Bedienbarkeit nach oben geneigt. Auch während der Fahrt gelingt das Hantieren mit dem Bildschirm ohne große Ablenkung, was vor allem an der logischen Menüführung liegt. Mit „Hey, Mercedes“ ist außerdem eine hellwache und kompetente Sprachbedienung zur Stelle. Für die Einstellung der Audio-Lautstärke fehlt leider ein Drehregler. Weder das Wischfeld am Lenkrad noch der Slider auf einer Leiste unter dem Zentraldisplay sind einfach zu bedienen.
Einen klassischen Taster gibt es nach wie vor für den Start des Motors. In unserem Falle leistet der zwei Liter große Turbo-Vierzylinder im C 300 190 kW / 258 PS. Sechszylindermotoren gibt es in der neuen C-Klasse nicht mehr. Selbst der kommende AMG C63 kommt als Vierzylinder, dann mit Hybridisierung. Die steckt auch im C 300, aber in Form eines 48-Volt-Mildhybrids mit im Gehäuse der 9-Gang-Automatik integriertem Startergenerator.
Mit bis zu 15 kW (20 PS) schiebt der Elektroboost als Unterstützung zum Verbrenner das Auto an. Die Energie dafür wird beim Bremsen rekuperiert und in einem Akku gespeichert. Bei aktiviertem Eco-Modus kann der C 300 zudem im Schubbetrieb den Verbrenner abschalten, rollt ein paar Meter lokal emissionsfrei.
Hoher Fahrkomfort
Das Zusammenspiel der Antrieb im Mildhybridsystem haben die Daimler-Ingenieure hervorragend komponiert. Nichts ruckt, außerdem hört man den sich zuschaltenden Benziner nicht. Nur bei höheren Drehzahlen erfährt man von seinem Arbeitsprinzip.
Schnell fahren kann der C 300 durchaus, ist in sechs Sekunden auf Tempo 100 und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit erst bei 250 km/h. Doch das Reisen liegt ihm noch besser als die Hatz. Vor allem mit dem optionalen Adaptiv-Fahrwerk umgarnt die C-Klasse ihre Gäste mit tollem Komfort. Das bekommen selbst viele teurere Autos auch mit Luftfederung nicht besser hin. Ebenfalls Aufpreis kostet die Hinterachslenkung. Mit ihr gewinnt die C-Klasse vor allem an Wendigkeit im Stadtverkehr und beim Rangieren. Auch das kann beruhigen.
Wenn man so entspannt vor sich hinreist, dann dürfte doch auch der Benzinverbrauch hübsch niedrig liegen, vor allem bei einem Mildhybrid? Das stimmt nur teilweise. Im Testalltag genehmigte sich der C 300 4MATIC, also die Allradversion, 8,5 Liter Super je 100 Kilometer. Nur bei ganz behutsamer Fahrweise steht eine Sieben vor dem Komma.
Das kostet die C-Klasse
Eine Premium-Mittelklasselimousine mit Stern im Grill ist naturgemäß kein Sonderangebot. Mit dem C 180 beginnt die Preisliste bei 41.138,30 Euro. Für einen C 300 4MATIC schlägt der Hersteller 50.271,50 Euro vor. Dazu kommen leckere Optionen wie das erwähnte Adaptivfahrwerk, Assistenzpakete, das Burmester-Soundsystem und mehr. Beim Testwagen summiert sich das schnell auf über 70.000 Euro.
Fazit
Das Exterieurdesign mag sich bei der neuen C-Klasse nur behutsam weiterentwickelt haben, unterscheidet sich zudem in den Augen mancher Betrachter zu wenig von E- und S-Klasse. Doch spätestens die inneren Werte zeigen: Dieser Benz ist ein großer Wurf.
Das Ambiente ist erstklassig, der Komfort über fast alle Zweifel erhaben. Der mildhybridisierte Benziner ist ausreichend kräftig, kann sein Sparpotential aber nur bei zurückhaltender Fahrweise ausschöpfen. Firmenwagenfahrer greifen vor allem aufgrund der Steuervorteile gewiss zum Plug-in Hybrid, Kilometerfresser zum Diesel. Zumindest heute noch. Und morgen? Das wird sich zeigen.
Technische Daten
Mercedes-Benz C 300 4MATIC |
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Hubraum | 1.999 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 190 kW / 258 PS |
Max. Drehmoment | 400 Nm |
Getriebe | 9-Gang-Automatikgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 15 kw (20 PS) Boost |
Tankinhalt | 50 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,0 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,0 - 7,9 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,5 Liter |
Leergewicht | 1.7230 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.800 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.751 / 1.820 / 1.438 mm |
Grundpreis | 50.271,50 Euro |
Testwagenpreis | ca. 70.000 Euro |