Mercedes-Benz V300d 2019 Sternenkreuzer

Erste Fahrt im neuen Topmodell der V-Klasse, dem 300d mit 239 PS.

Stilvolles Reisen im Sternenkreuzer offeriert Mercedes seit 1996. Damals kam die erste V-Klasse auf den Markt. Wie ihr 2003 in Viano umgetaufter Nachfolger bot sie Raum in großer Fülle, aber auch ein Manko. Anmutung und Verarbeitung entsprachen kaum den Maßstäben der PKW mit Stern, zu sehr schimmerte die Transporter-Basis in Form des Vito durch – trotz Sechszylinder-Option.

2014 brach das Raumschiff, wieder unter dem Namen V-Klasse, zu neuen Ufern auf. Dem Platzhirsch aus Hannover stellte sich der Benz-Bus endlich mit der nötigen Anmut entgegen. Auch fünf Jahre später wirkt die Mercedes V-Klasse aktuell und einladend.

So ist die eilig zum Facelift umfunktionierte Modellpflege auch vor allem dem Einsatz neuer Dieselmotoren geschuldet, mit denen jetzt die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllt wird. Mit dem OM 654 genannten Selbstzünder wurde zugleich der Horizont des Modellprogramms nach oben verrutscht. Einen 200d mit 136 PS gibt es nicht mehr. Der stets zwei Liter große Vierzylinder ist jetzt als V220d mit 163 PS, V250d mit 190 PS und neu als V300d mit 239 PS zu haben.

Das neue Topmodell stand für erste Probefahrten bereit. Im zeitlichen Fernvergleich zum bisherigen V250d fällt vor allem die größere Laufruhe des Diesels im Teillastbetrieb auf. Wird er in höhere Drehzahlregionen gefordert, kann er naturgemäß sein Arbeitsprinzip der vier Töpfe nicht verheimlichen. Aber die Performance passt. Zu den schon üppigen 500 Nm maximalem Drehmoment gesellen sich bei Bedarf per Overtorque 30 weitere hinzu. In 7,9 Sekunden stürmt der Siebensitze auf 100 km/h und soll, wenn es denn sein muss, maximal 220 km/h erreichen.

Dann, aber auch im kurvigen Landstraßenverkehr, waltet die ebenfalls in der V-Klasse neue Neungang-Automatik ihres Amtes, wechselt die Stufen stets in der richtigen Millisekunde und ohne Aufheben. Ein manuelles Schaltgetriebe wird erst später im Jahr und dann auch nur für den V220d zu haben sein.

Beim Antrieb wurde die Mercedes V-Klasse also entscheidend nachgebessert, ansonsten fallen die Neuerungen überschaubar aus. Der Fernlichtassistent der optionalen LED-Scheinwerfer blendet den Gegenverkehr punktuell aus, außerdem zieht ein aktiver Bremsassistent zur Vermeidung oder Verringerung von Unfällen ein.

An der Front gibt es einen neuen Stoßfänger mit breitem Lufteinlass. Wird vom Kunden die auch im Testwagen verbaute AMG-Line als Option gewählt, behält die V-Klasse ihren bisherigen Kunststoffvorbau, darf dafür einen neuen Kühlergrill in „Diamantoptik“ in den Fahrtwind recken. Dazu gibt es neue Farben und Felgendesigns.

Innen fallen die neuen Lüftungsdüsen aus der A-Klasse deshalb auf, weil sonst alles beim Alten blieb. Leider auch beim Infotainment. MBUX darf noch nicht hinein in die V-Klasse und ihren Bruder Marco Polo. Das Command Online arbeitet zwar weiterhin präzise, manchmal träge Reaktionen und das Fehlen von Apple CarPlay und Android Auto sind aber nicht mehr ganz zeitgemäß.

Mercedes-Benz V300d 2019 Test V-Klasse Facelift

Einen Blick in die Zukunft warf die überarbeitete Mercedes V-Klasse aber schon bei ihrer Vorstellung. Aus der Studie EQV wird bis Herbst 2019 die voll elektrische Version im Serientrimm, die dann eine 100 kWh große Batterie im Boden tragen soll.

Der elektrische Bus wird vor allem im Einsatz als Hotelshuttle seine Bestimmung finden. Für die entspannte Fernreise mit vielen Freunden oder einer großen Familie empfiehlt sich das Raumschiff der Sternenflotte auch mit den neuen Motoren. Vielleicht helfen ja alle Mitfahrer auch finanziell aus. Denn nicht nur optisch bleibt sich die V-Klasse treu. Sie bleibt auch teuer.

Technische Daten

Mercede-Benz V300d Exclusive Edition AMG-Line lang

Hubraum 1.950 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 176 kW / 239 PS bei 4.200 U/min
Max. Drehmoment 500 (+30) Nm bei 1.600 - 2.400 U/min
Getriebe 9-Gang-Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 7,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 220 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,1 Liter
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km 9,5 Liter (laut Bordcomputer)
Reifenmarke und –format des Testwagens Continental SportContact 245/45 R19
Leergewicht 2.152 kg
Länge / Breite / Höhe 5.140 / 1.928 / 1.880 mm
Grundpreis 53.716,60 Euro
Testwagenpreis 85.174,25 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Andreas Hof, Bernd Conrad