MG ZS Benziner Dacia-Alternative aus China?

Kompakt-SUV für unter 18.000 Euro: Der MG ZS im Alltags-Test mit Video-Review.

Preise steigen fast überall, insbesondere bei Autos. Der einst erwartete schnelle Preisverfall bei Elektroautos lässt (mit einigen Ausnahmen) noch immer aus sich warten, parallel werden auch Verbrenner stetig teurer.

Der MG ZS im Video

Auch die meisten bei uns neuen Marken aus China setzen auf Premium-Produkte, beispielsweise Nio und Zeekr . Als Marke für den Massenmarkt darf dagegen MG gelten – bei uns vor allem als Anbieter von Elektroautos bekannt. Aber nicht nur. Neben dem Plug-in Hybrid EHS hat die chinesische SAIC-Tochter (Shanghai Automotive Industry Corporation) leise, still und heimlich auch Benziner ins Programm genommen.

Der Hintergrund: In Ländern mit geringerer Kaufkraft und einer weniger guten Ladeinfrastruktur, darunter Spanien und andere Länder in Südeuropa, gibt es auch die günstigeren Verbrenner. Bevor man das Feld den EU-Importeuren überlässt, wird das eigene Modellprogramm entsprechend erweitert. So verfährt auch Stellantis, die Citrofährt auch Stellantis, die Citroën C4 X und Jeep Avenger bei uns nur elektrisch einführten (und bewerben), mittlerweile aber auch Benziner und Diesel (Citroën) verkaufen.

Konkurrenz für Dacia, DFSK und Co.

Bildergalerie

Bildergalerie ( 20 Fotos )

Aus dem MG ZS, bisher nur als Elektro-SUV mit zwei Akku-Varianten zu haben, macht das neue Angebot ein günstiges Auto als Alternative zum populären Preisbrecher Dacia Duster. Aber auch die ebenfalls aus China stammenden Kompakt-SUV DFSK Fengon 500 und BAIC X35 zählen zur Konkurrenz.

Zwei Motorvarianten finden sich im Konfigurator des MG ZS. Basismodell ist ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Saugmotor mit 78 kW / 106 PS und manuellem Fünfganggetriebe. Außerdem kann man einen aufgeladenen Dreizylinder mit einem Liter Hubraum wählen, der 82 kW / 111 PS leistet und sechs Vorwärtsgänge bietet. Nur er ist gegen Aufpreis mit Automatikgetriebe zu haben. Der Turbo-Winzling ist auch in der höheren Ausstattungslinie Luxury zu haben, der Einsfünfer nur als Comfort.

Basismodell in Gratis-Farbe

Wir wollen herausfinden, ob der MG ZS als günstiges Alltagsauto bestehen kann, also viel beim Aussuchen des Testwagens die Wahl auf fas Basismodell, den ZS Comfort, lackiert in der einzigen Gratis-Farbe „Dover White“. Im Vergleich zum elektrischen ZS EV fällt die leicht geänderte Frontpartie mit Kühlergrill anstelle einer geschlossenen Maske auf. Am Format ändert sich nichts. Der Chinese ist 4,32 Meter lang, 1,81 Meter breit und 1,65 Meter hoch.

Der Innenraum bietet ausreichende Platzverhältnisse auf bequemen Sitzen mit Stoffbezügen. Der Kofferraum fasst bei aufgestellter Lehne der Rücksitzbank 448 Liter, inklusive einem großen Raum unter dem doppelten Ladeboden. Auch einen Anhänger darf der MG ZS ziehen. Gespannfreunde sollten aber eher die Grünschnitt-Abgabestelle am städtischen Bauhof als Ziel wählen als einen Campingplatz an der Adria. Die Anhängelast beträgt überschaubare 500 Kilogramm, die Stützlast (ein wichtiger Wert für den Transport von E-Bikes oder Fahrrädern) 50 Kilogramm.

Smartphone-Integration an Bord

Die Verarbeitung wirkt, das kennt man vom Elektro-ZS, an allen sichtbaren Stellen hochwertig, die Materialien gefallen. Über das Armaturenbrett spannt sich eine Kunstleder-Dekoreinlage mit Kontrastnähten, an den Ecken verströmen runde Düsen Luft.

Etwas tief montiert ist der serienmäßige 10,1-Zoll-Infotainmentmonitor. Der Touchscreen reagiert schnell auf Befehle der Fingerkuppe. Das kann man von der Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto nicht behaupten. Nach der Verbindung über den USB-Anschluss in der Mittelkonsole vergehen manchmal Minuten, bis das Gerät erkannt und die Verbindung aufgebaut wurde.

So fährt sich der Benziner

Geduld ist eine Tugend im MG ZS mit dem Basismotor. Ein Saugmotor baut sein Drehmoment naturgemäß erst spät auf, im Fall dieses 1,5-Liters sind es 141 Newtonmeter bei 4.500 U/min. Eine darauf abgestimmte Getriebeübersetzung kann, zumindest teilweise, Abhilfe schaffen. Nicht so beim ZS. Wenn die Ampel auf Grün springt, setzt er sich im ersten und zweiten Gang sehr langsam in Bewegung. Erst dann schwimmt das SUV entspannt im Verkehr mit, auch auf Landstraßen oder auf der Autobahn. Ab rund 140 km/h wird der Vortrieb zwar etwas langsamer, aber die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h wird weit diesseits des Horizonts erreicht.

Für entspannte Fahrer ohne hektische Terminfolge im Tagesplan ist der MG ZS völlig ausreichend motorisiert. Dazu passt das komfortable Fahrwerk. Die Lenkung ist um die Mittellage herum etwas gefühlsarm, was aber auch zum entspannten Fahrstil auf dem Fahrerplatz passt. Die fünf Gänge lassen sich sauber durchschalten, lediglich der Rückwärtsgang braucht in seltenen Fällen etwas Nachdruck.

7,9 Liter Testverbrauch je 100 Kilometer sind deutlich mehr, als es der Konfigurator und der Prospekt mit einem WLTP-Wert von 6,6 Litern versprechen. Immerhin liegt der MG ZS damit deutlich unter dem Bordcomputer-Wert von 9,3 Litern je 100 Kilometer, die wir mit dem DFSK Fengon 500 erfahren haben.

Das kostet der MG ZS

17.990 Euro ruft der MG-Verkäufer für den ZS auf, der hier gezeigte Testwagen entspricht exakt diesem Listenpreis. Extras gibt es, bis auf optionalen Metalliclack, nicht. Die Serienausstattung ist mit Klimaanlage, Multimediasystem, Einparksensoren am Heck und adretter Inneneinrichtung voll und ganz ausreichend.

Trotzdem lohnt sich der Blick zur Ausstattungslinie Luxury, die 1.500 Euro Aufpreis kostet (dann also 19.490 Euro). Hier bekommt man zusätzlich eine 360-Grad-Kamerarundumsicht, Totwinkelwarner, Navigationssystem, Sitzheizung vorne, sechs statt vier Lautsprecher und einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz. Außerdem sind Nettigkeiten wie digitale Instrumente und Kunstlederbezüge an Bord.

Nur der 1.0 T mit Handschaltung hat im Luxury-Level ein Panorama-Schiebedach. Diese Version kostet dann 21.990 Euro. Mit Automatik (ohne Schiebedach) werden 22.990 Euro fällig. Alle Versionen kommen mit einer Neuwagengarantie von sieben Jahren bis 150.000 Kilometer, zum Service wird der Chinese alle 12 Monate bzw. 15.000 Kilometer gerufen.

Deutlich teurer ist der elektrische ZS EV, der mit dem kleineren 50-kWh-Akku bei 33.990 Euro startet, in der Basis aber schon mehr Ausstattung in Form von Klimaautomatik, Spurhalteassistent, adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage und Rückfahrkamera mitbringt.

Preis-Vergleich mit Dacia Duster

Mit dem 17.990 Euro teuren MG ZS Comfort ist der Dacia Duster als Expression vergleichbar. Der Rumäne fährt in dieser Ausstattungslinie mit Klimaanlage, Media Display und Geschwindigkeitsregelanlage vor. Als TCe-Benziner mit 90 PS und manuellem Sechsganggetriebe ist er für 16.800 Euro zu haben. Der Wiederverkauf dürfte beim Duster etwas besser gelingen als beim MG.

DFSK hat den 115 PS starken Fengon 500 im Programm, wie der MG „made in China“. Dieses kompakte SUV kostet mit 18.500 Euro etwas mehr als der ZS.

Fazit

Der MG ZS mit Benzinmotor bereichert den Markt der - verhältnismäßig - günstigen Vollwert-Autos. Ein Segment, das viele Hersteller zunehmend verlassen. Mit guter Serienausstattung und großzügigen Platzverhältnissen ist der eine Alternative zum Dacia Duster, punktet zudem mit einer langen Garantie. Die Assistenzausstattung ist im Basismodell zu karg.