Der elektrisch angetriebene Peugeot e-Traveller im Alltagstest mit Video-Review.
Der typische Stadtwagen ist nicht immer nur kompakt und parkplatzfreundlich. Ein Großteil der raumgreifenden Van wird im urbanen Verkehr bewegt, sei es als Firmen- oder Hotelshuttle oder im Familienalltag auf dem Weg zu Kita, Schule und Einkaufsparadies. Es ist also naheliegend, dass auch diese Fahrzeugklasse elektrifiziert wird. Der Transfer ist nicht allzu kompliziert, den mehr und mehr Autohersteller bieten auch ihre leichten Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb an, die sich oft mit den Pkw-Varianten die Basis teilen.
Der e-Traveller im Video
Neben dem Kastenwagen Peugeot Expert offerieren die Franzosen also auch den Traveller als lokal emissionsfreie Version, e-Traveller genannt. Sie profitiert von der Baukastenstrategie innerhalb des Stellantis-Konzerns. Der Elektroantrieb mit einem maximal 100 kW (136 PS) starken Motor stammt aus den Kleinwagen DS3 Crossback, Opel Corsa-e und Peugeot e-208. Schon vor Beginn der ersten Testfahrten ist also klar, dass die Maschine aus dem großen und mit Vollausstattung 2,4 Tonnen schweren Peugeot e-Traveller keinen ICE ohne Schienenbindung macht.
Laut Werksangaben vergehen 14,3 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 130 km/h elektronisch begrenzt. Wie fühlt sich das im Alltag an? Trotz direkt anliegender 260 Newtonmeter Drehmoment setzt sich der e-Traveller entspannt und Bewegung. Schnell überträgt er sein entspanntes Wesen auf den Fahrer. Es muss nicht immer der Sport-Modus sein, in dem die E-Maschine 100 kW leistet (Normal-Modus 80 kW, Eco-Modus 60 kW), um sich hinter dem Lenkrad zu arrangieren.
Kritik an der Sitzposition
Dort stört vielmehr die Position des Fahrersitzes im Verhältnis zur Lenksäule. Beides ist nicht in einer Linie angeordnet. Man sitzt weit links, das Lenkrad ist einige Zentimeter in Richtung Fahrzeugmitte versetzt. Unbemerkt nimmt man eine leicht verdrehte Sitzposition ein, was auf Dauer nicht ergonomisch sein kann. Da hilft auch die Sitzmassage, die in der Topausstattung Business VIP serienmäßig ist, nicht viel. Etwas mehr Nachdruck beim Aufblasen der Luftpölsterchen wäre hier auch schön.
Das Cockpit entspricht den Verbrenner-Varianten des Peugeot Traveller und dem der baugleichen Vans Citroën Spacetourer, Opel Zafira Life und Toyota Proace Verso. Die analogen Instrumente sind gut ablesbar, alle Infotainmentfunktionen versammeln sich im zentralen Touchscreen. Das Display ist, nicht nur im Verhältnis zum Auto an sich, relativ klein geraten.
Voll und ganz überzeugend ist das Platzangebot in der getesteten Business-VIP-Version mit sieben Sitzen. Zwei Einzelsitze in der zweiten Reihe und eine optionale Dreierbank dahinter bieten nicht nur Platz für fünf Personen, sondern auch Isofix-Verankerungen für ebenso viele Kindersitze. Das wissen Großfamilien zu schätzen. Ein verschiebbarer, ausklappbarer Tisch (gegen Aufpreis) weiter vorne sorgt für Kurzweil während langer Fahrten.
Den e-Traveller Business VIP bietet Peugeot in zwei Karosserielängen an. Die L2-Variante des Testwagens bleibt mit 4,96 Metern noch im parkplatz- und garagenfreundlichen Format. Auch die Höhe mit 1,95 Metern inklusive Dachantenne ist alltagstauglich, da die meisten Parkgaragen eine Durchfahrtshöhe von zwei Metern haben.
300 Kilometer reale Reichweite
Alltagstauglichkeit, ein gutes Stichwort. Wie sieht es denn damit aus? Zumindest mit der 75 kWh großen Batterie ist das, je nach Fahrprofil, kein großes Problem. Während des Testzeitraums wurde der Peugeot e-Traveller ganz artgerecht für viele Fahrten zum Flughafen verwendet, also über Landstraßen und kurze Autobahnstücke. Reiner Stadtverkehr mit hohem Rekuperationsanteil war nur ab und zu Bestandteil der Routen. Trotzdem pendelte sich der Stromverbrauch bei 26,0 kWh je 100 Kilometer und damit sogar unter dem WLTP-Wert von 27,9 kWh ein. Reichweiten von 300 Kilometern sind also kein Problem.
Laden mit bis zu 100 kW
Am Schnelllader über CCS saugt der Peugeot e-Traveller Strom mit maximal 100 kW. Wechselstrom fließt dreiphasig mit bis zu 11 kW. Der Ladestecker liegt im linken vorderen Kotflügel. Beim Parken an einer öffentlichen Ladesäule in der Stadt muss man also an der dem Verkehr zugewandten Seite mit dem Kabel hantieren.
Weiter hinten sieht man noch den Tankdeckel der Verbrenner-Varianten, der aber im e-Traveller ohne Funktion ist. Die umgebaute Basis bemerkt man auch beim Laderaum für die Kabel: Es gibt nämlich keinen. Die Kabeltaschen liegen im Kofferraum herum, wo sie besonders bei voller Bestuhlung wertvollen Platz beanspruchen. Nicht mehr ganz aktuell ist auch die Lichttechnik in den Scheinwerfern: Hier arbeitet Peugeot noch mit Xenon-Leuchten.
Was kostet der Peugeot e-Traveller?
Bevor man, je nach Ladekarte und Tarifen, von niedrigen Betriebskosten des elektrischen Traveller profitieren kann, muss man erstmal tief in die Tasche greifen. Der e-Traveller kostet je nach Ausstattung um 14.000 Euro mehr als der 177 PS starke Diesel. Sparen kann man mit der Wahl einer 50 kWh Batterie, die den Elektrobus um 6.000 Euro günstiger macht. Gleichzeitig sinkt aber die Reichweite spürbar.
Auf den Verbrenner dürfte es beim Peugeot-Händler wohl höhere Nachlässe geben, aber die Elektro-Version profitiert aktuell von staatlicher Förderung im Rahmen der Innovationsprämie. Als Business-VIP ist der Peugeot e-Traveller kaum für Privatkunden, sondern für Firmen mit Repräsentationsbedarf interessant. Denn diese Ausstattungslinie kostet ab üppigen 65.610 Euro.
Fazit
Je nach Einsatzzweck erfüllt der Peugeot e-Traveller seinen Zweck als lokal emissionsfreie Großraumlimousine sehr gut. Die größere Batterie ist zwar teuer, bringt mit Reichweiten um 300 Kilometer im Alltag aber einen großen Zusatznutzen.
Familien greifen eher zu den günstigeren Ausstattungslinien und profitieren auch hier vom großzügigen Raumangebot. Mit dem verhaltenen Temperament des Antriebs lässt sich leben. Leichte Verarbeitungsschwächen und die wenig ergonomische Position hinter dem Lenkrad sollten aber abgestellt werden.
Technische Daten
Peugeot e-Traveller Business VIP L2 |
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Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 100 kW (136 PS) |
Elektromotor: Nennleistung KW | 57 kW (77 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 260 Nm |
Batterie | 75 kWh, Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 14,3 kWh |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 27,9 kWh |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 26,0 kWh |
Leergewicht | ca. 2.400 kg |
Anhängelast (gebremst) | n/a |
Länge / Breite / Höhe | 4.959 / 1.920 / 1.950 mm |
Grundpreis | 65.610 Euro |
Testwagenpreis | 69.520 Euro |