Ende der Elektroauto-Förderung Comeback der Plug-in Hybride?

Das schnelle Aus für die Förderung von Elektroautos lenkt den Blick auf die Preisstrategien der Hersteller.

Der Aufschrei ist groß: Schneller als gedacht endete am 17. Dezember 2023 die Förderung von Elektroautos mit dem staatlichen Umweltbonus. Wer bis zu diesem Datum das neue Auto noch nicht zulassen konnte und den Antrag beim Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) online einreichen konnte, geht leer aus.

Abwrackprämie 2.0?

Wie so oft verhalf das Geldgeschenk aus den Steuerkassen vielen Autohäusern zu Kaufabschlüssen. Das war bei der Abwrackprämie im Jahr 2009 nicht anders. 2.500 Euro, die man zusätzlich zum Wert des eigenen Gebrauchtwagens beim Kauf eines neuen Autos erhielt, sorgten für das Verschwinden funktionstüchtiger Autos, Erfolge von Kleinwagen wie dem Hyundai i10 und der Marke Dacia fußen zum Teil auf dieser Zeit.

Jetzt sollten es also 4.500 Euro (bei einem Netto-Listenpreis bis 40.000 Euro, 3.000 Euro Prämie bei einem Netto-Listenpreis bis 65.000 Euro) im Jahr 2023 bzw. 3.000 Euro (bei einem Netto-Listenpreis bis 45.000 Euro, darüber keine Förderung mehr) ausmachen, Menschen zum Kauf eines lokal emissionsfreien Elektroautos zu bringen.

Im Video: Elektro-Korando statt Benziner?

Wir erinnern uns: Bis Ende 2022 wurden auch Plug-in Hybride gefördert, zudem gab es noch die staatliche Unterstützung für Firmenwagen mit elektrifiziertem Antrieb. Elektrifizierte Verbrenner erlebten einen wahren Hype. Fast jeder Fahrer eines vom Arbeitgeber gestellten Autos wählte einen Plug-in Hybrid. Der Umweltbonus verhalf zu scharf kalkulierten Leasingraten für Cupra Formentor, Skoda Octavia und Co.

Noch heute profitieren Arbeitnehmer und Selbständige bei Plug-in Hybriden vom auf 0,5 Prozent verringerten Satz bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils. 0,25 Prozent sind es bei reinen Elektroautos, ein Prozent (jeweils vom Brutto-Listenpreis des Autos) bei Verbrennern und Vollhybriden.

Nach dem Ende der Förderung von Plug-in Hybriden brach der Markt für diese Modelle stark ein. Folgt jetzt das gleiche Szenario mit Elektroautos? Immerhin ist auch hier zu beobachten, dass die Preis-Strategen der Hersteller den Umweltbonus zufälligerweise mit einkalkuliert haben. Damit folgen sie der Verkaufspsychologie: Wenn ich als Kunde einen Nachlass bekomme (hier: der Umweltbonus), leiste ich mir gerne auch mal mehr.

PHEVs günstiger als Elektroautos

Ende Elektroauto Förderung Umweltbonus 2024 Plug-in Hybrid Preis

Zwei Beispiele finden sich im breiten Programm des Stellantis-Konzerns: Der Opel Astra Sports Tourer kostet als Electric-Variante in der Ausstattungslinie GS 46.560 Euro. Als Plug-in Hybrid mit 180 PS Systemleistung ist der kompakte Kombi für 42.780 Euro zu haben – ein Preisunterschied von 3.780 Euro. Der technisch weitestgehend identische Peugeot 308 SW GT kostet als Elektro-Kombi 48.440 Euro, als 180 PS starker PHEV mit 45.250 Euro um 3.190 Euro weniger. Auch im Verhältnis zu den an sich sehr hohen Fahrzeugpreisen sind die Differenzen üppig. Kunden, die im Alltag gerne elektrisch fahren, aber noch nicht voll und ganz von Infrastruktur und Ladeprozessen (Stichwort: Ladekarten, Apps, Preise) überzeugt sind, wären vielleicht durch den Umweltbonus überzeugt worden, das Wagnis einzugehen.

Die durchschnittliche Fahrleistung eines Pkw lag im Vor-Corona-Jahr 2019 bei 14.700 Kilometern (Quelle: Statista), umgerechnet also 40,3 Kilometer pro Tag). Eine Strecke, die viele Plug-in Hybride mit dem Strom im Akku schaffen. Viele neue PHEVs kommen mit größeren Batterien für mehr elektrische Reichweite. Der Volkswagen-Konzern baut in die neuen Hybrid-Modelle von Tiguan, Passat Variant , Kodiaq und Co. eine 25,7 kWh (brutto) große Batterie ein, die lokal emissionsfreie Reichweiten von über 100 Kilometern ermöglichen soll. Das reicht für den Durchschnittsfahrer also (statisch betrachtet) auch dann, wenn man mal spontan die Großeltern oder den Baumarkt im Nachbarort besucht.

Was werden Kunden wählen?

Ende Elektroauto Förderung Umweltbonus 2024 Plug-in Hybrid Preis

Gut möglich also, dass auch private Autokäufer, die nicht vom oben genannte Steuervorteil beim Firmenwagen profitieren, im kommenden Jahr wieder vermehrt zu Plug-in Hybriden greifen. Zumindest so lange, bis die Hersteller ihre Preise für Elektroautos entsprechend anpassen. Trotz der bei reinen E-Autos weniger komplexen Technik an Bord dürften die Tarife aber nicht sinken. Eher werden reine Verbrenner und Hybride erneut im Preis angehoben, um den Abstand zu den Elektro-Varianten zu minimieren.

Auch ohne Umweltbonus sind die Hersteller daran interessiert, die CO2-Emissionen ihrer Flotten zu senken. Die spanische Volkswagen-Tochter Cupra zeigt in ihrem Konfigurator, wohin die Reise gehen kann: Der vollelektrische Cupra Born, ein Schwestermodel des VW ID.3 , kostet aktuell ab 39.370 Euro. Die Plug-in Hybride im Modellprogramm sind teurer, selbst in der schwächeren Variante mit 204 PS Systemleistung: Der Cupra Leon e-Hybrid ist ab 41.205 Euro zu haben, der entsprechende Formentor kostet 44.260 Euro.

Die Anbieter reagieren

Ende Elektroauto Förderung Umweltbonus 2024 Plug-in Hybrid Preis

Nur wenige Stunden nach Ende der Elektroauto-Förderung zeigt sich, dass bei Herstellern und Importeuren das Wochenende über gerechnet und nachgedacht wurde. Der Stellantis-Konzern kam als erster aus der Deckung. Kunden, die bereits ein Elektroauto einer der Konzernmarken – u.a. Fiat 500, Opel Corsa, Citroën ë-C4 oder Peugeot e-208 – bestellt haben und ihre Neuwagen bis 31. Dezember 2023 zulassen werden, bekommen einen Preisnachlass in Höhe des für 2023 gültigen Umweltbonus. Auch Nissan (für Bestellungen vor 17. Dezember 2023), Mercedes-Benz (Bestellung bis 31. Dezember 2023), Volkswagen (Bestellung bis 15. Dezember 2023, Auslieferung bis 31. März 2024), Toyota (Bestellungen bis 31. Dezember 2023) und Subaru haben entsprechende Programme aufgelegt, um ihre Elektroautokunden nicht im Regen stehen zu lassen. die japanische Allrad-Marke gewährt den Nachlass bei der Bestellung eines Solterra bis 31. Januar 2024 und einer Auslieferung des Fahrzeugs bis 29. Februar 2024.

Da wird es spannend, ob viele Zulassungsbehörden in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr geöffnet bleiben oder die Kunden wegen der Urlaubszeit vor verschlossenen Türen stehen…

Fazit

Ende Elektroauto Förderung Umweltbonus 2024 Plug-in Hybrid Preis

Es war klar und ist richtig, dass der Markt für Elektroautos nicht dauerhaft mit Steuergeldern unterstützt wird. Der sofortige Stopp der Förderung durch den Umweltbonus zeigt zwar, dass die Politik ja doch auch mal schnell handeln kann, ist für viele Autokäufer aber sehr ärgerlich. Beim Blick in Preislisten und Kofigurtoren zeigt sich, dass in manchen Fällen aktuell Plug-in Hybride für potenzielle Käufer wieder interessant werden könnten.

Noch mehr als bisher sind die Hersteller aber gefordert, den stetig steigenden Autopreisen entgegenzuwirken und dazu endlich günstigere Elektroautos auf den Markt zu bringen.

Im Video: Reicht auch ein günstigeres Modell?

Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Archiv