Wie sparsam ist der elektrifizierte Oberklasse-Porsche im Alltag?
Eilig hatten sie es nicht im Porsche-Entwicklungszentrum Weissach. Noch bevor die Marke sich globalen Marktgegebenheiten anpasste und mit Cayenne und Macan zum SUV-Massenhersteller wurde, tüftelten Ingenieure und Designer am viertürigen Sportwagen.
Nach einem verlängerten 911-Einzelstück mit zwei weiteren Türen entstand im Jahr 1988 mit dem Porsche 989 der Prototyp für einen viertürigen Porsche. Auch daraus wurde nichts, erst 2009 kam mit dem ersten Panamera eine Sportlimousine auf den Markt.
Auch die erste Panamera-Generation gab es als Plug-in Hybrid. Das Angebot wurde 2016 mit der zweiten Auflage weiter aufgefächert. Das Aus des anfänglich angebotenen Dieselmodells kompensiert Porsche mit gleich zwei Hybriden.4
Regen Zuspruch findet zudem die zweite Karosserievariante in Form des Panamera Sport Turismo. Vom Kombi spricht Porsche natürlich nicht. Aus Gründen der höheren Praktikabilität wird kaum jemand den großen Porsche mit dem steileren Heckabschluss kaufen.
Ja, die Ladekante liegt etwas tiefer, das Kofferraumvolumen ist etwas größer. Mit 425 Litern will der Porsche Panamera Sport Turismo aber eher zur Urlaubsreise antreten als zum Besuch im Möbelhaus. Wobei man dort im Idealfall Strom laden könnte. Die benötigten Kabel liegen in einer speziellen Tasche im Kofferraum ordentlich bereit.
Mehr geht natürlich immer, auch bei der Wahl des Testwagens. Oder auch nicht. Selbstverständlich lockt die maximale Ausbaustufe in Form des Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid mit 680 PS Systemleistung.
Weil beim Plug-in-Hybriden, auch mit Porsche Logo an der flachen Front, neben der Leistung aber auch ein sanfter Ökoduft heranweht, belassen wir es (dieses Mal?) beim schwächeren Modell. Schwächer, aber nicht schwach.
Der 2,9 Liter-V6-Turbomotor serviert dem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe 243 kW / 330 PS. Der Elektromotor steuert weitere 100 kW bei, die Systemleistung beträgt 340 kW / 462 PS, das maximale Drehmoment beim idealen Zusammenspiel 700 Nm.
Das Anfahren erledigt der Porsche Panamera 4 E-Hybrid meist im Elektromodus, rollt dann sanft und leise nicht nur aus der Einfahrt, sondern ohne große Zurückhaltung des rechten Fußes durch den ganzen Ort.
Erst bei stärkerem Leistungsabruf, oder natürlich bei zur Neige gehendem Akku, kommt der Benziner mit ins Spiel. Der Übergang gelingt dabei nicht immer ruckelfrei, vor allem im Stadtverkehr wirkt der Umschaltvorgang manchmal ein wenig unausgegoren.
Läuft der große Porsche, beispielsweise auf der Autobahn, im Verbrennermodus, wird der Elektromotor auch als Boost für bessere Beschleunigung genutzt.
Auf der Langstrecke fühlt sich der Panamera auch sehr wohl. Das adaptive Fahrwerk bietet verbindlichen Federungskomfort, die Sitze betten bequem im eigenen Abteil. Klassische Limousinenkäufer wünschen sich vielleicht mehr subjektiv-großzügiges Raumgefühl, greifen dann aber besser zu S-Klasse und Co.
Wie die merkt man auch dem Panamera auf Landstraßen seine schiere Masse ebenso an wie die ausladenden Abmessungen. Im krassen Gegensatz dazu steht die messerscharfe Präzision der Lenkung.
So wirr es klingt: mit dem Plug-in-Hybrid-Antrieb passt der Panamera am besten auf Pendlerstrecken zur und in der Großstadt. Ausreichend Parkraum in der heimischen Garage und am Arbeitsplatz darf man beim sechsstelligen Kaufpreis und entsprechend hohen Leasingraten voraussetzen.
Im winterlichen Testalltag kommt der Panamera 4 E-Hybrid aber nicht ansatzweise an 50 elektrische Kilometer heran, die maximal herausgefahrene Reichweite mit Strom lag bei knapp 30 Kilometern. Nachgeladen wurde der Testwagen an der Haushaltssteckdose, wo eine Ladung knapp über fünf Stunden benötigt.
An der Ladesäule geht es entsprechend schneller. Ein On-Board-Lader mit 3,6 kW ist Serie, 7,2 kW kosten 714 Euro Aufpreis.
Knapp unter zehn Liter Super Plus und ca. 16 kWh Strom (laut Bordcomputer) hat sich der Porsche Panamera 4 E-Hybrid Sport Turismo im Testzeitraum genehmigt. Wer wenig in der Stadt fährt, wo Energie rekuperiert werden kann und der Elektro-Anteil im Antrieb seine Vorteile ausspielt, der dürfte den Hybriden kaum sparsamer fahren als einen Panamera mit reinem Benzinmotor.
Über 60 Prozent der Kunden entscheiden sich laut Porsche beim Panamera für die E-Hybrid-Modelle. Wie viele davon so oft wie möglich elektrische fahren und regelmäßig nachladen, ist nicht bekannt.
Fazit zum Porsche Panamera 4 E-Hybrid S.T.
Egal wie. Der Plug-in-Hybrid im fünftürigen Porsche ist ein ökologisches Feigenblatt. Aber eines mit Mission, nennen wir sie ruhig Mission E. Der elektrifizierte Porsche ebnet den Weg für die Kundenakzeptanz reiner Elektromodelle, wie sie ab diesem Jahr mit dem Porsche Taycan kommen werden.
Die Reise dorthin ist mit dem Panamera Sport Turismo nicht nur ein optischer Höhepunkt, sondern macht auch extrem viel Spaß. Und darauf kommt es bei einem Auto dieser Marke immer noch an. Vier Türen und große Heckklappe hin oder her.
Technische Daten
Porsche Panamera 4 E-Hybrid Sport Turismo |
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Hubraum | 2.894 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | V6 |
Maximale Leistung kW / PS | 243 kW / 330 PS |
Max. Drehmoment | 450 Nm / System 700 Nm |
Getriebe | 8-Gang-Doppelkupplung |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 100 kW |
Systemleistung: kW / PS | 340 kW / 462 PS |
Batterie | Lithium-Ionen, 14,1 kWh |
Beschleuningung 0-100 km/h | 4,6 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 275 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,9 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 2,6 Liter |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 15,9 kWh (laut Bordcomputer) |
Verbrauch real auf 100km | 9,7 Liter |
Leergewicht | 2.265 kg |
Länge / Breite / Höhe | 5.049 / 1.937 / 1.428 mm |
Grundpreis | 112.075 Euro |
Testwagenpreis | 151.184,35 Euro |