Der Skoda Octavia RS TSI als Limousine im Alltagstest mit Video-Review.
Deutschland ist Kombiland. Das kann kaum jemand besser beurteilen als die Vertriebsstrategen und Verkäufer von Skoda. Der Markenbestseller Octavia wird seit jeher zumeist als Combi (die tschechische VW-Tochter schreibt das traditionell mit „C“) gewählt. Etwa neun von zehn Octavias fahren mit steilem Heckabschluss herum.
Der Octavia RS im Video
Da macht auch der Octavia RS als sportliches Topmodell der Baureihe keine Ausnahme. Als Diesel oder Plug-in Hybrid mimt er den verhältnismäßig preiswerten, aber dennoch selbstbewussten, Firmenwagen. Mit TSI-Benzinmotor ist er die Alternative zum VW Golf GTI Variant, den es aus Wolfsburg nie geben wird.
Der Fahrbericht zum Skoda Octavia Combi RS ist bereits online. Wer sich dennoch für die Limousine interessiert, wird hier fündig. Das optische Nachsehen hat das Fließheckmodell keineswegs. Mit den breiten, geteilten Rückleuchten zeigt die aktuelle Modellgeneration der Octavia Limousine die Finesse, die ihren Vorgängern in den Augen mancher Betrachter noch abging. Mit der großen Heckklappe ist sie zudem kaum weniger praktisch.
Auch sperriges Stückgut passt in, spätestens mit umgeklappter Lehne der Rücksitzbank, in die Limousine. Deren Kofferraum fasst als 600 bis 1.555 Liter. Im Vergleich zum Octavia Combi mit 640 bis 1.700 Litern ist das etwas weniger, für sich genommen aber bei den meisten Fahrten immer noch ein riesiger Leerraum.
Progressivlenkung serienmäßig
Und was mit Fahren statt laden? Ist der Skoda Octavia RS als Limousine agiler als der Combi? Mit DSG wiegt der TSI 1.629 Kilogramm, immerhin derer 48 weniger als der etwas ladefreudigere Bruder. Im alltäglichen Straßenverkehr ist, auch bei dynamischerer Fahrweise, aber kein Unterschied spürbar.
Mit dem optionalen DCC-Fahrwerk und seinen adaptiven Dämpfern schluckt der Skoda die meisten Unebenheiten gekonnt weg, sportliche Härte kommt nur auf Fahrerwunsch an der entsprechenden Einstellung zum Vorschein. Die serienmäßige Progressivlenkung gibt ausreichend Rückmeldung, mit ihr hält man die Fuhre sicher in der Spur.
Völlig ausreichend sind Leistung und Kraftentfaltung des aufgeladenen Zweiliter-Vierzylinderbenziners mit 180 kW / 245 PS. Ab frühen 1.600 U/min steht das maximale Drehmoment von 370 Nm an, die das optionale Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe kompetent verwaltet. Das DSG empfiehlt sich beim DSG nicht nur durch mehr Komfort, sondern auch durch den geringen Mehrpreis von nur 600 Euro gegenüber dem Hanschalter.
Nervender Kunst-Sound
Richtig nervig ist der künstlich generierte Motorsound, der in zwei Stufen in Pseudo-V8-Geräusch in den Innenraum schickt. Ironie nebenbei: Der dafür zuständige Lautsprecher knarzte und klappere im Testwagen beim Gasgeben. Abhilfe schaffte das Ausschalten des Motorsounds im „Individual“-Fahrmodus. Dann klingt der Vierzylinder so, wie ein Vierzylinder eben klingt. Leider muss man das nach jedem Neustart wieder umstellen, weil die Einstellung beim Motorstopp stets wieder in die „Normal“-Position springt.
Immerhin lässt sich das Fahrmodus-Menü per Tastendruck direkt anwählen. Damit kommen wir zu einem Vorteil des Skoda Octavia im Vergleich zu VW Golf und Seat Leon. Auch der Tscheche nutzt die aktuelle Infotainment-Architektur mit digitalisierter Bedienung, vertraut aber auch noch auf physische Knöpfe. Der berüchtigte Slider unter dem serienmäßigen 10-Zoll-Display dient nur für die Autolautstärke und den Kartenzoom.
Die Sportsitze für Fahrer und Beifahrer bieten optimalen Seitenhalt und gefallen mit ihrer ausziehbaren Oberschenkelauflage. Auch auf der Rücksitzbank gibt es beim unverändert 4,70 Meter langen Octavia verschwenderische Platzverhältnisse für Beine und Schultern. Lediglich die Kopffreiheit wird durch die abfallende Dachlinie eingeschränkt. Außerdem muss man das Haupt beim Ein- und Ausstieg stärker einziehen als beim Octavia Combi.
Das kostet der Octavia RS
Bislang hat das Pendel bei Ihnen noch nicht in Richtung Limousine oder Combi ausgeschlagen? Und jetzt soll es der Preis richten. Auch das wird nicht funktionieren. Der Combi-Aufpreis ist beim Skoda Octavia traditionell gering. Nur 700 Euro trennen die beiden Karosserieformen. Den geringen Aufschlag holt man spätestens beim Wiederverkauf wieder herein, was natürlich auch auf die Leasing- oder Finanzierungsraten abfärbt. 39.710 Euro kostet der Skoda Octavia RS mit DSG.
Damit ist er gerade mal 485 Euro teurer als der Golf GTI mit Doppelkupplungsgetriebe, bietet aber einen deutlich größeren Kofferraum und den erwachseneren Auftritt. Auch bei den Hightech-Extras lässt sich der Skoda Octavia RS nicht lumpen. Matrix-LED-Scheinwerfer sind serienmäßig, Head-up-Display und Travel Assist für teilautomatisiertes Fahren gibt es optional.
Fazit
Ein „Hot Hatch“ ist der Skoda Octavia RS auch als Limousine nicht. Dafür ist er zu groß, zu erwachsen. 180 kW / 245 PS sorgen nicht unbedingt für einen Leistungsüberschuss, reichen aber auch für sportliches Fahren im geräumigen Tschechen mehr als aus. Mit den, verhältnismäßig, fairen Preisen und einer guten Serienausstattung dürfte das sportliche Topmodell auch in Zukunft wieder einen hohen Anteil der Octavia-Verkäufe ausmachen.
Ob man zur Limousine oder zum Combi greift, bleibt, Sie ahnen es, eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Technische Daten
Skoda Octavia RS TSI |
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Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 180 kW / 245 PS bei 5.250 - 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 1.600 - 4.500 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 50 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,7 |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,5 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,3 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact TS860 225/45 R18 |
Leergewicht | 1.629 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.702 / 1.829 / 1.459 mm |
Grundpreis | 39.710 Euro |
Testwagenpreis | 47.790 Euro |