Der neue Skoda Octavia Combi RS TSI mit 245 PS im Fahrbericht mit Video-Review.
Die Hierarchie wäre geklärt. Kurz nach der Markteinführung des neuen Skoda Octavia, die mit dem 2.0 TDI und eingeschränkter Benziner-Auswahl begann, schickt Skoda die Neuauflage des Sportmodells Octavia RS an die Startlinie. Die Eile hat einen guten Grund. In der Vergangenheit entfielen teilweise über 30 Prozent der Octavia-Verkäufe auf den RS.
Der Octavia RS im Video
Gut möglich, dass dieser Anteil in Zukunft noch höher wird. Denn der Sport-Octavia war und ist vor allem bei Firmenwagenfahrern sehr beliebt. Die können jetzt neben dem 200 PS-Diesel auch zum RS iV mit Plug-in Hybrid-Antrieb greifen und vom Steuersparmodell in Form des reduzierten Satzes beim geldwerten Vorteil profitieren. Den elektrifizierten Antrieb konnte AUTONOTIZEN bereits im VW Golf GTE und Cupra Leon Sportstourer ausprobieren.
2.0 TSI mit 245 PS
Der Skoda Octavia RS tritt als Kern der Sache zu den ersten Testfahrten an. Weiterhin gibt es ihn nämlich auch als puren Benziner. Keine Überraschung: Erneut entspricht sein Antriebs-Setup dem des VW Golf GTI . Vor allem als Combi (den Skoda traditionell mit „C“ schreibt) wird er damit zur Streicheleinheit für Seele und Sinne. Wer sich eigentlich nicht vom Hot Hatch trennen will, aber wegen Nachwuchs oder anderer raumgreifender Hobbies (liebe Leserin, lieber Leser, hier bitte ein Augenzwinkern einsetzen) mehr Platz braucht, landet zwangsläufig beim Octavia RS – zumindest so lange, bis die Seat-Marke Cupra ihren Leon Sportstourer auch aus TSI ausliefert.
Der konzernintern EA888 genannte Vierzylinder-Turbomotor in aktueller Evolutionsstufe treibt die Vorderräder des neuen Skoda Octavia RS mit maximal 180 kW / 245 PS Leistung an. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) ist serienmäßig zur Stelle, um bis zu 370 Newtonmeter Drehmoment zu verwalten.
Mit dieser Kraft geht der 4,70 Meter lange und mit guter Ausstattung immerhin fast 1,9 Tonnen schwere Kombi flott voran. Zumindest auf trockenen Straßen hab Vorderreifen und Regelsoftware die Traktion gut im Griff. Die elektronisch geregelte Quer-Differenzialsperre ist aufpreisfrei an Bord. Das gilt auch für die Progressivlenkung, mit der die benötigte Lenkkraft geschwindigkeitsabhängig zunimmt.
Feines DCC, nerviger Kunst-Sound
Eiliges Kurvengeschlängel erledigt der Skoda Octavia RS zielsicher und ohne Anzeichen von Müdigkeit. Der Antrieb ist hellwach und das DSG hat stets die richtige Zahnradpaarung in petto. Freilich spürt man das große Auto mit dem langen Heck, das sich in schnellen und engen Kurven bemerkbar macht.
Auf der Autobahn gefallen neben dem guten Durchzug vor allem das Ausbleiben starker Windgeräusche und der Geradeauslauf. Das optionale DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern lässt eine weite Spreizung von sportlich-straff bis komfortabel zu.
Nervig ist der künstlich generierte Motorsound für den Innenraum. Im Sport-Modus soll das klingen wie ein V8 unter der Motorhaube, aber auch der Normalmodus wirkt noch immer aufgesetzt. Die Lösung: Über die individuelle Konfiguration im Fahrmodusmenü den Motorsound auf „Aus“ stellen. Dann hört man zumindest den ehrlichen Klang des Vierzylinders, wenn auch nur bei hohen Drehzahlen.
Natürlich widmen wir uns auch im Fahrbericht des neuen Octavia RS der Bedienung im Cockpit. Ein zehn Zoll großes Infotainmentdisplay mit Audioanlage (Bolero) ist serienmäßig, das Navigationssystem Columbus gibt es gegen Aufpreis. Auch im Tschechen will der Touchscreen für die meisten Funktionen berührt werden. Allein das Nullen des Tageskilometerzählers erfordert mehrere Bedienschritte.
Im kleine, aber feine Unterschied im Vergleich zu Seat / Cupra Leon und VW Golf liegt aber knapp unter dem Bildschirm. Der – auch hier nachts unbeleuchtete – Slider wird beim Octavia alleinig auf die Lautstärkefunktion reduziert. Eine breite Tastenleiste (mit richtigen Knöpfen) steht zur direkten Anwahl der einzelnen Hauptmenüs bereit. Details werden dann wieder „getatscht“.
Sportsitze rauben etwas Raum
Das Platzangebot für Menschen und Gepäck entspricht den anderen Octavia-Varianten, ist also mehr als ausreichend vorhanden. Fahrer und Beifahrer sitzen im RS auf bequemen Sportsitzen mit viel Seitenhalt und integrierten Kopfstützen. Das große Gestühl schränkt den Knieraum im Fond im Vergleich zu den zivilen Octavias minimal ein, die hohen Lehnen beeinträchtigen die Aussicht nach vorn.
Mit roten Kontrastnähten, auch an der Mikrofaser-Einlage auf dem Armaturenbrett, wirkt der sportliche Combi bis ins Detail hochwertig und gut verarbeitet, lässt bei der Anmutung seine Konzernbrüder links liegen. Dass er schon lange nicht mehr die günstige, sondern die clevere Alternative zu den hausinternen Mitbewerbern sein will zeigt sich auch in der Preispositionierung.
Preis-Vergleich mit Golf und Leon
39.225 Euro (mit aktuell 16 Prozent Mehrwertsteuer) kostet der neue Skoda Octavia RS als 2.0 TSI-Benziner. Viel Geld, das neben der Leistung aber auch eine umfangreiche Ausstattung bezahlt. 18-Zoll-Felgen, das ehemals optionale Black-Paket, DAB+, induktive Ladeschale und Sprachsteuerung sind serienmäßig, ebenso der schlüssellose Zugang, Lenkradheizung und ein abblendbarer Außenspiegel auf der Fahrerseite.
Der VW Golf GTI kostet mit 36.607,38 Euro genau 2.617,92 Euro weniger. Verkehrte Welt? Nicht ganz. Der Skoda ist ein großer Kombi mit viel Laderaum, zudem ist er dank 5 Zentimetern mehr Radstand familienfreundlicher.
Der Cupra Leon Sportstourer hat ebenfalls den größeren Achsabstand, liegt im Ladevolumen nur leicht unter dem Skoda. Aktuell ist er nur als e-Hybrid (Plug-in Hybrid, 245 PS Systemleistung) lieferbar und kostet laut Liste 39.084,20 Euro. Damit ist er deutlich günstiger als der Skoda Octavia RS iV (42.949 Euro, also 3.864,80 Euro teurer).
Fazit
Der Skoda Octavia lässt mal wieder vor allem den Schluss zu, dass man niemals mehr Auto braucht und nicht mehr weniger Auto will. Als RS kommen die sportliche Optik, eine hochwertige Materialmixtur im Innenraum und Fahrspaß dazu. Alles wie immer also? Irgendwie schon, der Skoda Octavia RS ist und bleibt ein Held der Tugend.
Neue Konkurrenz wächst ihm vor allem konzernintern mit dem Cupra Leon Sportstourer heran, den es auch bald als Benziner mit 245 bis 310 PS geben wird.
Technische Daten
Skoda Octavia Combi RS 2.0 TSI |
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Abgasnorm | Euro 6d-ISC-FCM |
Hubraum | 1.984 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 180 kW / 245 PS bei 5.250 - 6.500 U/min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 1.600 - 4.300 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 50 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,5 - 6,6 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 8,8 Liter (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 1.677 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg, 80 kg Stützlast |
Länge / Breite / Höhe | 4.702 / 1.829 / 1.458 mm |
Grundpreis | 39.225 Euro |
Testwagenpreis | 48.564 Euro |