Der neue Golf GTE kommt zeitgleich mit dem Golf eHybrid auf den Markt. Welcher PHEV passt am besten?
Die Beweggründe für den Kauf eines Plug-in Hybrid sind verschieden. Der modern und umweltbewusst denkende Pendler greift zum PHEV, um die täglichen Strecken ins Büro und nach Hause lokal emissionsfrei zurückzulegen. Er freut sich nebenbei über das Kaufargument der kühlen Rechner. Wer vom Chef einen Firmenwagen gestellt bekommt oder als Selbständiger ein Fahrzeug nutzt, profitiert vom reduzierten Steuersatz beim geldwerten Vorteil.
Golf GTE und eHybrid im Video
Zusammen mit der Umweltprämie sorgt der Steuervorteil für einen wahren Boom – nicht nur bei den batterieelektrischen Autos, sondern auch bei Plug-in Hybriden. VW will die wachsende Nachfrage künftig mit zwei Teilzeitstromern im Golf-Modellprogramm bedienen. Zum Mildhybriden 1.5 eTSI gesellen sich jetzt der Golf eHybrid in der Ausstattungslinie Style und der neue Golf GTE.
Das Antriebskonzept ist u.a. aus dem Passat GTE bekannt. Auch im VW Golf 8 mit zwei Herzen schlägt eines in Form des bekannten 1.4 TSI-Benziners mit 110 kW / 150 PS. Er wird von einem Elektromotor begleitet, der am Sechsgang-DSG montiert ist. Maximal 80 kW leistet die E-Maschine im rein elektrischen Betrieb. Dabei bringt sie den über 1,6 Tonnen schweren Fünftürer gut voran.
Unterschiede in der Systemleistung
Der Unterschied zwischen eHybrid und GTE liegt nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in der Softwareabstimmung des Hybridantriebs. Der Elektromotor ist – neben der erwähnten Leistungsspitze von 80 kW – auf 70 kW Leistung ausgelegt. Das Hybridsystem bringt es also auf 180 kW / 245 PS und liegt damit auf dem Niveau des neuen VW Golf GTI . Beim Systemdrehmoment von 400 Nm übertrifft der elektrifizierte GT-Golf sogar den ikonischen Modellbruder.
Die gleiche Hardware wird im VW Golf eHybrid anders programmiert. Im Vergleich hat er eine geringere Systemleistung, da bei ihm der Elektromotor auf 40 kW Dauerleistung ausgelegt ist. Das Resultat sind 150 kW / 204 PS Systemleistung.
Beide Plug-in-Hybride haben eine (brutto) 13 kWh speichernde Lithium-Ionen-Batterie an Bord, die das Kofferraumvolumen unterhalb des doppelten Ladebodens geringfügig einschränkt. Für den VW Golf GTE gibt der Hersteller eine rein elektrische Reichweite von 62 Kilometern an, beim Golf eHybrid sind es maximal 80 Kilometer.
GTI-Optik am Sportmodell
Den Optik-Wettbewerb gewinnt bei der Gegenüberstellung beider Hybrid-Gölfe klar der GTE für sich. Er bedient sich als Teil der GT-Familie dem Karosseriepaket von Golf GTI und GTD mit Wabenoptik im vorderen Stoßfänger und optionalen Nebelscheinwerfern mit 5 LED-Punkten pro Seite. Serienmäßig rollt er auf 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, am Testwagen wurden aufpreispflichtige 18-Zöller angeschraubt.
Auch innen gibt sich der GTE ganz sportlich. Eine neue Grafik der digitalen Instrumente hinter dem Sportlenkrad und die guten Sportsitze mit Karo-Stoffmuster wissen zu gefallen. Hinter den Stühlen bleibt aber etwas weniger Fondraum als im Golf Style (siehe Video).
Die Fahrt beginnt elektrisch. Selbst bei durchgetretenem Fahrpedal bleibt der Golf im E-Mode. Erst bei Wahl des Hybridmodus oder höheren Geschwindigkeiten schaltet sich der TSI-Benziner zu. Er plärrt dann mitunter laut auf und zeigt gleich: Ein agiler Sportler ist der Golf GTE nicht. Diese Rolle überlässt er dem GTI mit seinem lässig-sportlichen Zweiliter-Benziner.
Somit kann der Golf GTE zügig, aber eben nicht wirklich sportlich bewegt werden. Das verhindert auch das höhere Gewicht des Plug-in-Hybriden, der mit knapp über 1,6 Tonnen dann doch drei Zentner mehr auf die Waage bringt als der GTI. Umstieg in den Golf eHybrid. Er bettet Fahrer und Beifahrer auf den ErgoComfort-Sitzen zwar mit weniger Seitenhalt, aber sehr bequem und mit höhenverstellbaren Kopfstützen. Außerdem freut sich der Pilot über eine manuell ausziehbare Oberschenkelauflage.
In 6,7 Sekunden auf 100 km/h
Die genannten Daten legen nahe, dass der Golf eHybrid im E-Mode subjektiv nicht langsamer fährt als der GTE. Beide Testwagen standen auf 17-Zoll-Rädern und waren mit DCC (adaptive Stoßdämpfer) ausgestattet, lagen hier also auf Augenhöhe.
Die geringere Systemleistung des eHybrid im Vergleich zum GTE fällt auch auf Landstraßen oder verkehrsreichen Autobahnen kaum auf. Laut Datenblatt braucht der Golf GTE mit 6,7 Sekunden aber eine halbe Sekunde weniger für den Spurt auf 100 km/h. Nur, falls Sie das regelmäßig vor dem eigenen Grundstück nachstellen wollen. Auch beim Verbrauch sind sich beide sehr ähnlich. Nach einem Tag mit Testfahrten können wir nur dem Bordcomputer vertrauen, der einen Konsum von 5,0 Litern Supersprit und 4,9 kWh Strom je 100 Kilometer meldet. Genauere Daten wird gewiss ein künftiger Alltagstest bringen.
Die Preise im Vergleich
Blicken wir zum Abschluss noch in den Konfigurator, vielleicht gibt der Preis ja den finalen Ausschlag für einen der beiden Hybride. Der VW Golf eHybrid Style kostet ab 39.781,18 Euro. Der Golf GTE steht mit 41.667,40 Euro in der Liste.
Für knapp 2.000 Euro Aufpreis bekommt man 17 statt 16 Zoll große Leichtmetallfelgen, eine sportliche Optik innen und außen sowie die höhere Systemleistung. Und einen überaus verzichtbaren Soundgenerator, der im Sportmodus synthetischen Radau im Innenraum macht.
Welchen Golf Plug-in Hybrid nehmen also? Umsteiger vom GTI zum GTE dürfte es nur unter den kühlen Rechnern geben, die nach der Umweltprämie von aktuell 7.110 Euro (brutto) einen günstigeren Sportgolf fahren. Der typische Hybridkunde wird vielleicht mit dem Golf eHybrid glücklicher. Er fährt kaum weniger dynamisch und schon gar nicht schlechter als der GTE und lässt mit dem etwas günstigeren Preis mehr Luft für Optionen.
Er dürfte auch potenzielle Käufer des Golf eTSI-Mildhybrid mit 150 PS ins Grübeln bringen. Denn nach Abzug der Umweltprämie für Plug-in Hybride ist der eHybrid im Vergleich zum elektrifizierten Benziner nur gut 700 Euro teurer.
Fazit
Beide Plug-in Hybride gefallen mit einem ausgefeilten Antriebssystem. Typisch für den VW Golf 8 bleibt aber die vertrackte Bedienung – damit werden viele Menschen wohl keine Freundschaft mehr schließen können.
Der VW Golf eHybrid zeigt ein entspanntes Wesen, das gut zum Antrieb passt, während der VW Golf GTE zwar dynamischer auftritt, aber nicht wirklich ein Ersatz für den GTI darstellen kann. Spaß macht er aber dennoch, auf andere Art und Weise. Wozu auch der Blick auf die Energieverbrauchsanzeige zählt.
Technische Daten
VW Golf GTE (VW Golf eHybrid) |
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Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS |
Max. Drehmoment | 250 Nm |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 80 kW |
Elektromotor: Nennleistung KW | 70 kW (40 kW) |
Systemleistung: kW / PS | 180 kW / 245 PS und 400 Nm (150 kW /204 PS und 350 Nm) |
Batterie | 13 kWh Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,7 (7,4) Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 225 (220) km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 12,4 (13,8) kWh (WLTP) |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,7 (0,9) Liter (WLTP |
Verbrauch real auf 100km | 5,0 Liter im Golf GTE |
Grundpreis | 41.667,40 (39.781,18) Euro |