Toyota Corolla 2.0 Hybrid T.S. Der Vier-Jahres-Plan

Der Toyota Corolla Hybrid hat ein Update bekommen. Erster Fahrbericht mit Video-Review.

Toyota frischt sein Weltauto, den Corolla auf. Vier Jahre nach dem Marktstart der mittlerweile 12. Generation wird die Kompaktbaureihe ab Ende März 2023 in aufgefrischter Form ausgeliefert. Äußerlich gibt sich der neue Jahrgang auch für Kenner der Materie erst auf den dritten Blick zu erkennen, mehr tat sich unter dem Blechkleid. Grund genug für eine ausführliche Testfahrt.

Der neue Toyota Corolla im Video

Wie gewohnt gibt es den Toyota Corolla bei uns ausschließlich als Hybrid in zwei Leistungsstufen und in zwei Karosserievarianten als Fünftürer und Kombi mit dem Namen Touring Sports. Auf ihn entfallen im deutschen Verkaufsmix rund 70 Prozent der Anteile, die restlichen 30 Prozent der Kunden greifen zum Fünftürer. Die Stufenhecklimousine, die sogar dann noch Corolla hieß, als der Japaner mal einige Jahre als Auris glänzen wollte, wird in Deutschland nicht mehr angeboten.

Etwas mehr als die Hälfte der Corolla-Käufer gönnt sich den stärkeren der beiden Hybrid-Antriebe mit einem zwei Liter großen Benziner. Er steckt im Testwagen, einem Corolla Touring Sports in der Ausstattungslinie GR Sport. Nur diese Version gibt es in einer Zweifarblackierung mit schwarzem Dach, was dem kompakten Kombi gut zu Gesicht steht. Beim ersten Kontakt reichen ein paar Momente, um die optischen Neuerungen der Überarbeitung abzuarbeiten.

Dezente optische Änderungen

Der Kühllufteinlass im vorderen Stoßfänger wurde geändert, ebenso die Einfassungen der Nebelscheinwerfer und die LED-Lichtleisten in den Hauptscheinwerfern. Adaptive Matrix-LED-Funktionen haben sie nur im Topmodell, dem Corolla Lounge. Neben neuen Lackoptionen gibt es geänderte Felgen und dem Corolla GR Sport einen anders gestalteten hinteren Stoßfänger mit Einlage im Diffusor-Look.

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Innen zeigen sich digitale Instrumente auf einem 12,3 Zoll großen Display hinter dem bekannten Multifunktionslenkrad. Die Infotainment-Inhalte werden auf einem neuen 10,5-Zoll-Display auf der Mittelkonsole dargestellt. Der Touchscreen arbeitet zügig, was das Fehlen von physischen Tasten (außer die Audiolaustärke) verschmerzbarer macht. Grafik und Auflösung der Anzeigen, beispielsweise für Energiefluss und Navigation, wirken aber recht altbacken.

Vier Jahre lang zieht sich der Toyota Corolla nach Erstzulassung Daten aus dem Internet. Heißt: Die Navigation nutzt in der Cloud gespeicherte Daten für die Routenplanung und die Sprachsteuerung arbeitet online. Nach Ablauf der vier Jahre nutzt man die bordeigene Navigation ohne Updates und verzichtet auf die Sprachbedienung – oder man wird ein Abo abschließen müssen.

In diesen vier Jahren dürfte der kompakte Kombi entspannt Kilometer sammeln. Mit dem überarbeiteten Hybrid-Antrieb gelingt das deutlich gepflegter als zuvor. Eine neue Steuereinheit sorgt für mehr Elektro-Leistung und eine gesenkte Drehzahl des Benziners, dazu kommt Feinschliff im stufenlosen Getriebe.

So fährt sich das Hybrid-Update

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Wie fühlt sich das an? Der Toyota Corolla 2.0 Hybrid wirkt deutlich erwachsener als zuvor. Nicht unbedingt kräftiger (er hat 196 statt vormals 184 PS Systemleistung), aber williger. Beim stärkeren Tritt auf das rechte Pedal heult der Vierzylinder-Sauger mit 152 PS Leistung weniger dramatisch auf. Auch beim gleichmäßigen Fahren auf der Autobahn (während der Testfahrten: Verwegene 124 km/h auf spanischen Autobahnen mit Limit 120) liegt die Drehzahl tiefer als zuvor, was dem Geräuschkomfort zugutekommt.

Eine neue Frontkamera sowie verbesserte Radarsensoren helfen bei der Fahrassistenz. So werden nicht nur Fußgänger und Objekte am Straßenrand erkannt, sondern dank der größeren Überwachungs-Reichweite auch langsamere Autos voraus schneller „gesehen“. Die Folge: Bei aktivierter adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage bremst der Corolla sanfter ab. Der Spurhalteassistent lenkt in Kurven kompetenter mit als zuvor, auch das sorgt für mehr Wohlgefühl an Bord.

Auch der Blick auf die Reichweitenanzeige trübt die gute Laune nicht, trotz einem nur 43 Liter großen Tank. Der wird recht langsam leergenuckelt. Die 4,4 – 4,7 Liter auf 100 Kilometer, die der große Corolla-Hybrid laut WLTP-Norm verbrauch, werden bei den Probefahrten zwar nicht erreicht. Nach vielen kurvigen Bergstraßen, Autobahnabschnitten und ein paar Kilometern Stadtverkehr gehen 5,5 Liter / 100 km (laut Bordcomputer) aber mehr als in Ordnung. Zum Vergleich: da bisherige Modell des Corolla 2.0 Hybrid mit 184 PS hat im AUTONOTIZEN-Alltagstest 6,1 Liter Benzin auf 100 Kilometer zu sich genommen.

Mit den Online-Diensten des Navigationssystems ist auch die Hybrid-Steuerung vernetzt. So weiß das System über einen Stau Bescheid und kann die Batterie vor dem Stillstand stärker laden. Was bringt das? Bei aktivierter Zündung im Stau wird der Benzinmotor so spät wie möglich angeworfen, da erst der Strom aus dem Akku aufgebraucht wird. Ob das nach Ablauf der vier Jahre (s. oben) auch noch geht?

Neuer Akku spart Gewicht

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Die Lithium-Ionen-Batterie sitzt unter der Rücksitzbank. Dank geänderter Zellpacks ist sie kompakter und leichter, soll 18 Kilogramm Gewicht einsparen. Das wird auch damit erreicht, dass Leitungen auf Folie gedruckt werden, anstelle Kabel zu verlegen. Vom Platz im Kofferraum knapst der Akku nichts ab. 581 Liter fasst das Gepäckabteil des Corolla Sports Tourer, wenn man auch die Reserveradmulde mit ausnutzt. Der doppelte Ladeboden hat neben einer Seite mit Auslegeware auch eine mit abwaschbarem Kunststoff. Sehr hilfreich nach Reit- oder Wanderausflügen.

Die Lehnen der Rücksitzbank lassen sich federvorgespannt nach vorne umklappen, dann entsteht eine fast ebene Fläche. Außerdem gibt es Haken zum Aufhängen von Einkaufstaschen und eine 12-Volt-Steckdose in der Seitenverkleidung. Gewohnt überschaubar fällt die mögliche Anhängelast aus. Nur 750 Kilogramm darf der Corolla Hybrid an den Haken nehmen. Das reicht für kleine Anhänger. Besitzer von Fahrradträgern schielen eher auf die Stützlast; sie beträgt 75 Kilogramm.

Enger Fond trotz langem Radstand

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Weniger durchdacht als der Kofferraum wirkt die zweite Sitzreihe. Schlicht und einfach deswegen, weil es hier – trotz beim Kombi um sechs Zentimeter verlängertem Radstand - ziemlich eng zugeht. Personen über circa 1,80 Meter Körpergröße stoßen mit ihren Knien an den Vordersitz, zudem schränkt die abfallende Dachlinie die Kopffreiheit ein.

Vorne nehmen Fahrer und Beifahrer im Corolla GR Sport auf seitenhaltstarkem Gestühl mit Logos in den Kopfstützen Platz. Man sitzt etwas höher als in anderen Ausstattungslinien, findet hinter dem Lenkrad aber, auch dank weiter Verstellbereiche, schnell eine gute Position.

Das kostet der Corolla T.S. GR Sport

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Die Ausstattungslinie GR Sport markiert, zusammen mit dem noblen Corolla Lounge, das obere Ende der Modellreihe. Der Mehrpreis von 1.300 Euro im Vergleich zum Corolla Team Deutschland geht, neben den bequemen Sportsitzen, vor allem auf das Konto von optischen Feinheiten wie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, speziellen Schürzen an Front und Heck und einer eigenständigen Kühlergrill-Einlage, Einstiegsleisten sowie der Zweifarbenlackierung.

Der Toyota Corolla Touring Sports GR Sport kostet als 2.0 Hybrid ab 39.640 Euro (1.8 Hybrid 37.740, also 1.900 Euro weniger). Der Testwagen auf den Fotos und im Video bringt zusätzlich Metalliclack (740 Euro), das Cloudbasierte Navigationssystem (890 Euro) und ein Technikpaket (u.a. mit Totwinkelwarner, 750 Euro) mit, kommt so auf einen Listenpreis von 42.020 Euro.

Und die Konkurrenz?

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Einen direkten Konkurrenten in Form eines Vollhybrid-Kombis der Kompaktklasse gibt es nicht. Corolla-Interessenten mit Platzbedarf dürften sich aber auch Autos wie den Kia Ceed SW ansehen. Der kostet als GT-Line mit 160 PS starkem Benziner und Doppelkupplungsgetriebe ab 33.290 Euro. Annähernd ausstattungsgleich wie unser Corolla-Testwagen werden beim Ceed 35.870 Euro fällig. Ein Ford Focus Turnier in der ST-Line mit 155 PS starkem Dreizylinder-Benziner und einigen Optionen kostet 42.000 Euro.

Fazit

Toyota Corolla GR Sport Touring Sports Hybrid Facelift 2023 Test Fahrbericht Video Review

Der Toyota Corolla ist ein Weltauto mit bisher über 50 Millionen gebauten Exemplaren. Der globale Erfolg zeigt sich in der aktuellen Modellgeneration, die sehr viel richtig macht. Mit dem überarbeiteten Hybrid-Antrieb wirkt der (für uns) in England gebaute Japaner deutlich entspannter, weil agiler und gleichzeitig ruhiger. Hier und bei den Assistenzsystemen haben die Ingenieure die richtigen Stellschrauben angezogen, während die Designer nur wenig zu tun hatten.

12.000 Corolla will Toyota im Jahr 2023 in Deutschland an Mann und Frau bringen. Mit dem Update dürfte das problemlos gelingen und einige Käufer davon überzeugen, dass man auch heutzutage noch einen kompakten Fünftürer oder Kombi anstelle eines SUV kaufen kann. Oder leasen, beispielsweise für vier Jahre...

Technische Daten

Toyota Corolla Touring Sports 2.0 Hybrid GR Sport

Antrieb Frontantrieb
Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM
Hubraum 1.987 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Max. Drehmoment 190 Nm bei 4.400 - 6.000 U/min
Getriebe stufenloses CVT-Getriebe
Systemleistung: kW / PS 144 kW / 196 PS
Beschleuningung 0-100 km/h 7,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 4,4 - 4,7 Liter
Verbrauch real auf 100km 5,5 Liter (lt. Bordcomputer)
Leergewicht 1.515 - 1.610 kg
Anhängelast (gebremst) 750 kg, Stützlast 75 kg
Länge / Breite / Höhe 4.650 / 1.790 / 1.435 mm
Grundpreis 39.640 Euro (GR Sport)
Testwagenpreis 42.020 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill, Bernd Conrad