Doppelter Fahrspaß: Eine Ausfahrt mit Toyota GR Yaris und GR86.
„Unsere Autos müssen emotionaler werden“. Vor genau zehn Jahren gab Toyota diesen Anspruch heraus. Prius+, Auris (so hieß der Corolla zwischendurch) und Co. waren vor allem Angebote für rational denkende Käufer die eigentlich nur dann aus dem Häuschen waren, wenn sie ihren eigenen Verbrauchsrekord mit dem Hybrid mal wieder unterboten hatten.
Im Video: Toyota GR Yaris auf der Rennstrecke
Vorspulen ins Jahr 2022. Die Marke Toyota steht auch weiterhin für Hybrid-Technologie und zuverlässige Autos, hat aber ihr damaliges Vorhaben sichtbar in die Tat umgesetzt. Es begann mit dem GT86 aus einer Kooperation mit Subaru. 2019 startete schließlich der heiß erwartete GR Supra. Die aktuelle Generation des Sportcoupés entsteht bei Magna in Graz als Schwestermodell des BMW Z4. Aller Kooperation zum Trotz leistet sich der japanische Konzern dabei aber liebenswerte Besonderheiten wie das manuelle Getriebe beim Supra mit BMW-Reihensechszylindermotor.
Zwei Sportler mit Charakter
Im Breitensport angekommen ist Toyota letztendlich vor allem mit dem GR Yaris, und das nicht nur wegen seiner massiv verbreiterten Karosserie. Das Kürzel GR steht für die Rennsportabteilung Gazoo Racing. Hier wurde der brave Kleinwagen einmal auf links gedreht. Nur Scheinwerfer, Außenspiegel und Dachantenne übernahm der GR Yaris vom Fünftürer, ansonsten ist die komplette Karosserie mit hier nur drei Türen neu. Unter ihr steckt ein 261 PS starker Dreizylinder-Turbomotor, der alle vier Räder antreibt. Etwas später schickten die Japaner ihr 2+2-sitziges Coupé in eine zweite Generation. Erneut entstand es in Kooperation mit Subaru. Der umfassend überarbeitete Zweitürer heißt jetzt GR86.
Einer dieser Tage, an denen man den Job nicht unbedingt aufgeben würde: Der Toyota GR86 steht zu Testfahrten bereit. Und damit nicht genug, er hat den GR Yaris mitgebracht. Zwei Sportler mit unterschiedlichen Charakteren, aber einer Mission: Fahrspaß.
Wedeln mit dem GR86
Als großer Mensch fädelst du dich so auf den Fahrersitz des Toyota GR86, die du es beim Vorgänger gelernt hat. Raumgefühl und Platzangebot entsprechen ihm nämlich im Großen und Ganzen. Subaru BRZ (den es bei uns aktuell nicht gibt) und GR86 sind nämlich keine ganz neuen Autos, sondern basieren auf der weiterentwickelten Grundlage der ersten Generation.
Auf Knopfdruck erwacht der Boxermotor. Es bleibt beim Sauger. Könnte man sich überhaupt vorstellen, wie ein Turbolader aus dem GR86 ein gewöhnliches Coupé mit Drehmoment-Puste machen würde? So wie er ist, bleibt er ein Fahrerauto. Mit dem Modellwechsel wurde der Vierzylinder auf 2,4 Liter Hubraum vergrößert, die Leistung stieg von 200 auf jetzt 234 PS. Einen ähnlichen Sprung machte auch das maximale Drehmoment.250 Newtonmeter sind es jetzt, die bei 3.700 U/min anliegen.
Was bedeutet das auf der Straße? Es reicht ein halbschwerer Fuß auf dem Gaspedal und dynamisches Abbiegen aus dem Stand, um „das Heck kommen“ zu lassen. Dank Hinterradantrieb schiebt der GR86 frech an den Kurvenaußenrand, bevor ihn das noch aktivierte ESP in die Schranken weist.
Kurvige Landstraßen sind die Paradedisziplin des kompakten Sportlers. Die direkte Lenkung erlaubt den Ritt auf einer selbst gesetzten Ideallinie, die Dämpfer sorgen für ausreichende Rückmeldung vom Fahrbahnbelag. Das Flippern durch die sechs Vorwärtsgänge macht trotz großem Widerstand im Pedal mit kurzen Wegen am Hebel große Freude.
Schon nach wenigen Kilometern ruft dir der Toyota GR86 das Fazit aus einem längeren Test mit dem Vorgänger in Erinnerung: Mehr Sportwagen muss eigentlich nicht sein, wenn man von ihm mehr erwartet als stumpfes Vollgasfahren auf der Autobahn.
GR Yaris: Der Dampfhammer
Aufstieg in den GR Yaris, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Sportsitze sind recht hoch montiert. Beim direkten Wechsel aus dem GR86 thront man hier eine Etage über den Dingen. Unter dem Carbondach bleibt aber genug Raum für eine standesgemäße Position hinter dem Lenkrad.
Das Cockpit ist aus dem normalen Yaris bekannt, schnell ist die Position des Startknopfes gefunden. Und dann: „Ui, wie der schiebt!“. Aus nur 1,6 Litern Hubraum presst der Lader 261 PS, ab 3.000 U/min liegen satte 360 Newtonmeter Drehmoment an. Auch hier sorgen extrem kurze Schaltwege dafür, dass man den Motor immer im passenden Drehzahlbereich halten kann. Und will.
Mit seinem Allradantrieb und Torsen-Sperrdifferenzial klebt der GR Yaris gefühlt auf dem Asphalt. Auch dort, wo der GR86 mit deaktiviertem Schleuderschutz unter Einsatz voller Konzentration und mit Fingerspitzengefühl auf Kurs gehalten wurde. Der GR Yaris schnupft die Kurven und Kehren weg, als ob er sie zusammen mit der angesaugten Luft im Lader braten will.
Der Sound bleibt dabei stets zurückhaltend, eine Klappensteuerung der Abgasanlage passt dann doch nicht zum Toyota-Anspruch. Zudem ist der Dreizylinder im Innenraum weniger präsent als der Boxermotor des GR86. Vor allem dann, wenn man es entspannt angehen lässt. Denn auch das kann der GR Yaris, wird so zum perfekten Alltagsbegleiter für Menschen mit Sportsgeist und Benzin im Blut.
GR Yaris und GR86 sind ausverkauft
38.490 Euro kostete (!) der Toyota GR Yaris mit dem im Testwagen verbauten High-Performance-Paket, zu dem geschmiedete Leichtmetallfelgen, rot lackierte Bremssättel, eine spezielle Fahrwerksabstimmung und das Torsen-Sperrdifferenzial gehören. Ein fairer Tarif für einen wahrlich heißen Hot Hatch, eigentlich mehr ein Sportwagen im Yaris-Kleid. Für den Toyota GR86 waren (!!) 36.600 Euro fällig, solange man nicht das Pure genannte Basismodell wählte (!!!). Auch er stellte (!!!!) damit ein faires Angebot dar.
Warum die Vergangenheitsform? Beide Modelle sind nicht mehr bestellbar. Der Toyota GR Yaris war von vornherein auf eine Produktionsmenge von 25.000 Autos für alle Märkte weltweit limitiert. Ob die alle schon gebaut oder versprochen sind, ist nicht bekannt. Toyota Deutschland teilt aber auf Nachfrage mit, dass kein Neuwagen mehr bestellt werden kann. Das erklärt die teils arg abgehobenen Preise für Gebrauchtwagen im Netz.
Warten auf Subaru?
Auch der Toyota GR86 ist schon ausverkauft. In zwei Chargen à 600 Autos waren von vornherein nur 1.200 Autos für uns vorgesehen. Zukünftige Sicherheits-Richtlinien in der EU sorgen dafür, dass der Verkauf des GR86 nur bis 2024 möglich ist. Die deutschen Kunden waren schneller und haben sich alle vorgesehenen Exemplare schon geschnappt bzw. reserviert.
Toyota-Fans mit Lust auf ein sportliches Auto als Neuwagen bleibt im Moment nur der tiefere Griff in den Geldbeutel. Der GR Supra wird mit Vierzylinder-Turbomotor (von BMW) und 258 PS, gekoppelt an die ZF-Achtgangautomatik, ab 51.600 Euro verkauft. Unlimitiert und zeitlich nicht begrenzt. Ob und wie dieser GR Supra für Fahrspaß sorgt, muss endlich mal ein Test klären.
Warten auf den in den USA vorgestellten Toyota GR Corolla mit 300 PS dürfte nichts bringen. Zumindest auf offiziellen Wegen soll er, nach aktuellem Stand der Dinge, nicht nach Europa kommen. Vielleicht hilft die Information, dass bei Subaru Überlegungen angestrengt werden, den BRZ nach Europa zu bringen.
Fazit
Praktische Vans wie den Previa baut Toyota leider nicht mehr und traut sich auch nicht den Alphard bei uns anzubieten. Neben Klein- und Kompaktwagen sowie allerlei SUV bleibt im Modellprogramm aber Platz für tolle Sportwagen. GR Yaris und GR86 ergänzten sich dabei perfekt. Der eine als starker Allrad-Bolide mit narrensicherem Fahrverhalten, der andere als Kenner-Coupé für Kurvenfreunde. Leider sind sie ausverkauft. Immerhin hält der GR Supra noch die Fahne der Marke im Sportsegment hoch.
Immerhin lässt das frühe Aus von GR Yaris und GR86 die Möglichkeit zu, nach der abgewandelten Überschrift auch zum Abschluss ein Zitat aus dem Film "Highlander" (1986, in Zeiten von MR2 und Celica) zu bringen: "Es ist besser auszubrennen, als zu verblassen."