Den VW Taos gibt es nur in Nordamerika. Wir servieren dennoch einen Fahrbericht mit Video- Review des Ateca-Bruders.
Kompakte SUV funktionieren auf der ganzen Welt. Auch in den USA, wo sich mehr und mehr Fahrzeuge dieses Formats ins Straßenbild mischen. Neben Hyundai Tucson, Kia Sportage und Chevrolet Trailblazer zählt auch der VW Taos zu den häufigen Sichtungen. Bei ihm handelt es sich um ein wahres Weltauto.
Der VW Taos im Video
In China wird das Modell als Tharu mit dem Volkswagen-Kooperationspartner SAIC und als Tayron im Joint Venture mit FAW gebaut. Der Taos, wie er für den nordamerikanischen Markt heißt, kommt aus einem Werk in Argentinien. Auch wenn das VW-Programm in Europa zwischen T-Roc und Tiguan (den es in den USA nur als Allspace aber ohne diesen Zusatznamen gibt) keinen Platz für ein weiteres Kompakt-SUV hat, findet man die Keimzelle des Taos (und des Tharu bzw. Tayron) in unseren Breitengraden.
Schon auf den ersten Blick erkennt man Seat Ateca und Skoda Karoq als Basis des 4,47 Meter langen Taos. Vor allem die Fensterlinie bis zu C-Säule und die Anordnung der Heckleuchten verraten die europäischen Wurzeln.
Ohne Filer mehr Leistung
Das Design der Front ordnet sich in der US-Familie unter dem VW Atlas ein. Gerade Linien bestimmen Scheinwerfer und Chromgrill. Hinter dem steckt ein guter alter Bekannter in Form des 1.5 TSI-Vierzylinder-Benziners. Er leistet 158 hp, umgerechnet 160 PS und damit etwas mehr als der partikelgefilterte Europa-Kollege.
Der Konfigurator von Volkswagen USA listet den Taos mit Frontantrieb und Achtgang-Wandlerautomatik oder als 4Motion-Allradversion in Verbindung mit dem bekannten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Diese Kombination steckt im „Cornflower Blue“ lackierten Testwagen.
Dessen Innenraum bietet die gewohnt guten Platzverhältnisse von Ateca und Karoq. Der Teppich im Kofferraum (ohne Abdeckung) und die Kunststoffe in den Türverkleidungen und am Cockpit zeigen in ihrer Einfachheit, dass die US-Kunden weniger Wert auf weiche Materialien und feine Strukturen legen als Europäer. Es dürfte gewiss einige Kommentare geben, die bemängeln, dass VW ein relativ günstiges SUV wie den Taos bei uns nicht verkauft – vielleicht von den gleichen Menschen, die den T-Roc beim Start genau dafür stark kritisiert haben.
Das Armaturenbrett kombiniert das integrierte 8-Zoll-Infotainmentdisplay und Verblendungen der kleineren Modelle Polo / Taigo / T-Cross mit dem größeren Kompaktformat. Das Dreispeichen-Multifunktionslenkrad hat physische Tasten, dahinter blickt man auf die bekannten Digitalinstrumente.
Komfortabel unterwegs
In der höchsten Ausstattungslinie SEL (darunter rangieren S und SE) rollt der VW Taos auf 19-Zoll-Felgen über amerikanischen Asphalt mit seinen vielen Querfugen und Bodenwellen. Schnell wird deutlich, dass die Fahrwerksentwickler das Auto für den lokalen Markt abgestimmt hat. Der 1,6-Tonner schluckt die meisten Verwerfungen gekonnt weg und bietet auch auf längeren Strecken einen sehr guten Federungskomfort. Dass er dabei nicht zackig ums Eck geht? Geschenkt in einem Land, in dem es meist schnurgeradeaus geht. Und im Alltag wohltuender als die, in vielen Fällen, zu straffe Abstimmung der SUV in unseren Breitengraden (auch im Volkswagen-Konzern).
Der Benziner arbeitet unaufgeregt und wird nur bei starker Beschleunigung im oberen Drehzahlbereich etwas vorlaut. Als mildhybridisierter eTSI ist er in den USA nicht zu haben, immerhin hilft eine Start/Stopp-Automatik beim Spritsparen an Ampeln. Am Ende unseres Testtages in Kalifornien, an dem wir innerstädtischen Verkehr und tempolimitierte Autobahnen unter die Pirelli Scorpion Zero All-Season nehmen, berichtet der Bordcomputer einen Wert rund neun Litern Sprit auf 100 Kilometer. Aufgrund der anderen Spritqualität ist der Taos für den Betrieb mit 87-Oktan-Bezin ausgelegt.
Die beim Taos SEL serienmäßigen Lederbezüge sind etwas rutschig, aber mit Kontrastnähten nett anzusehen. Heizung und Lüftung für Fahrer und Beifahrer zählen zur umfangreichen Serienausstattung, die auch ein Beats-Soundsystem und ein Panorama-Glasschiebedach umfasst.
Preise ab 23.700 Euro
Das sei erwähnt, um den Preis einzuordnen. Die Basis mit Frontantrieb startet bei 25.450 US-Dollar, umgerechnet rund 23.700 Euro. Der Taos SEL 4Motion kostet 35.830 US-Dollar, das entspricht etwa 33.400 Euro. Optionen gibt es keine – US-Kunden kaufen ihre Autos aus dem Lagerbestand des Händlers und nicht auf Bestellung ab Werk mit langen Lieferzeiten. Lediglich die Farbe und nachträglich eingebautes Zubehör kann gewählt werden.
Zum Vergleich: Ein Seat Ateca 1.5 TSI kostet mit Fronantrieb und DSG (Allradantrieb ist nicht lieferbar) und annähernd vergleichbarer Ausstattung (Stand Juni 2023) 42.650 Euro.
Fazit
Der VW Taos zeigt, wie VW den breit gefächerten Konzernbaukasten für marktspezifische Modelle nutzen kann. Das kompakte SUV ist, im Gegensatz zu Europa, in den USA ein Einstiegsmodell und dürfte bei seinen Besitzern weniger Besitzerstolz als Zufriedenheit über ein rundes Gesamtpaket auslösen. Genau das ist seine Rolle.
Technische Daten
VW Taos 1.5T AWD |
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Antrieb | Allradantrieb |
Hubraum | 1.498 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 118 kW / 160 PS (158 hp) |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Tankinhalt | 55 Liter |
Verbrauch real auf 100km | ca. 9 Liter (lt. Bordcomputer) |
Länge / Breite / Höhe | 4.466 / 1.841 / 1.654 mm |
Grundpreis | 25.450 US-Dollar (ca. 23.700 Euro) mit Fronantrieb |
Testwagenpreis | 35.830 US-Dollar (ca. 33.400 Euro) |