Erster Eindruck: Unterwegs im VW Tayron 2.0 TDI 4Motion mit 193 PS.
Die Kombination aus SUV und Allradantrieb gehört für viele Kunden zur automobilen Selbstverständlichkeit. Wer sein Auto nicht nur als geräumigen Hochsitz mit Platz für die Familie sieht, sondern den Betrieb mit Anhänger oder Fahrten bei widrigen Wetterbedingungen in seinen Alltag integriert, freut sich über die zusätzliche Traktion.
Der neue VW Tayron ist als 2.0 TSI – Benziner mit 204 oder 265 PS sowie als Diesel 2.0 TDI mit einer maximalen Leistung von 193 PS serienmäßig mit Allradantrieb ausgestattet. Bei der Marke Volkswagen wird das System „4Motion“ genannt.
So funktioniert der Allradantrieb
Wie funktioniert das System bei Autos, die wie der VW Tayron auf dem MQB (Modularer Querbaukausten) des Konzerns basieren? Im Normalfall und bei Fahrtantritt werden die beiden Vorderräder angetrieben, um für eine bestmögliche Effizienz zu sorgen. Wird Traktionsverlust erkannt, reagiert die Software im Fahrzeug in den Bruchteilen einer Sekunde und schaltet die Hinterachse hinzu. Über eine Lamellenkupplung kann die Kraft stufenlos variabel verteilt werden, bis maximal 50 Prozent davon nach hinten geschickt werden. Man spricht auch hier von einem permanenten Allradantrieb, da die Reaktionszeit des Systems faktisch kaum vorhanden ist.
Genug der Theorie, wir wollen das Allradsystem ausprobieren. Wie praktisch, dass – noch vor den ersten ausführlichen Tests und Fahrberichten, die ab März folgen – ein VW Tayron 2.0 TDI 4Motion in Nordschweden auf einem zugefrorenen See bereitsteht.
4Motion im Video
Die Dicke der Eisschicht misst 15 Zentimeter, wie uns die Experten vor Ort versichern. Noch bevor sich fragende Gesichter formen, kommt die Versicherung: Zehn Zentimeter dickes Eis reicht aus, um Autos zu tragen. Schwere Sattelzug-Lkw sollen bei einer 50 Zentimeter dicken Eisschicht fahren können, bei einem 80-Zentimeter-Panzer lassen sich sogar große Flugzeuge starten und landen. Das haben wir heute nicht vor, wenngleich der siebensitzige Diesel-Tayron mit knapp 1,9 Tonnen auch kein Leichtgewicht ist. Der in „Delfingrau“ lackierte Neuling glänzt im Restlicht der tiefstehenden Sonne, nur rund 110 Kilometer südlich des Polarkreises. In den Radhäusern des SUV wirken die 18-Zoll-Felgen leicht verloren. Auf ihnen spannen sich Winterreifen mit Spikes. Die kleinen Metallstifte, hier im hohen Norden auch für den Straßenverkehr zugelassen, sorgen für Grip bei Eis und Schnee. Und sie helfen uns auch hier auf dem See, nahe dem Städtchen Arvidsjaur.
Um der Funktionsweise des 4Motion-Systems nachzuspüren, deaktivieren wir das ESP (bei VW ESC genannt) – was man im öffentlichen Straßenverkehr tunlichst sein lassen sollte. Der TDI treibt die Fuhre voran, ab 1.750 U/min steht das volle Drehmoment von 400 Newtonmetern bereit – verwaltet vom serienmäßigen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Auch beim starken Beschleunigen geradeaus arbeiten die hinteren Räder mit. Von der Aktivierung des Kraftflusses über die Lamellenkupplung spürst du am Steuer nichts, bei kleinen Lenkbewegungen wird aber der hilfreiche Druck von hinten erkennbar.
Die Kreisbahn beschreibt eine langgezogene Kurve, der trockene Schnee ist vom Wind verweht und das pure Eis glitzert in der Sonne. Die Motorhaube des VW Tayron dreht sich ein. Jetzt regelt der Allradantrieb bestimmt fleißig hin und her, sorgt für bestmögliche Traktion je nach Rückmeldung vom Untergrund. Die richtige Mischung aus Lenkwinkel und Geschwindigkeit (rund 40 km/h) ermöglicht einen sauberen Drift im Familien-SUV mit sieben Sitzen. Jetzt muss man nur rechtzeitig das Lenkrad geradestellen und mit dem rechten Fuß am Gaspedal feinfühlig die Kraft dosieren – und der Tayron wird leicht quer um den eisigen Kreisverkehr gedrückt.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Ein Auto wie der VW Tayron soll nicht als Sportwagen missverstanden werden. Die beschriebene (und weitere) Übungen auf dem Eis zeigen aber, dass der Allradantrieb in kritischen Fahrsituationen helfen kann, das Gefährt in der Spur zu halten – und obendrein für ein besseres Vorankommen sorgt. Wer schon einmal nach einem kräftigen Schneefall eine rutschige Tiefgaragenauffahrt erklommen hat, kann das gewiss nachvollziehen. Einen richtigen ersten Fahrbericht zum neuen VW Tayron kann unser erster Ausflug mit Spikes auf abgesperrtem Terrain nicht ersetzen. Mehr zum Nachfolger des Tiguan Allspace holen wir bald nach – zusätzlich zur Sitzprobe und allen Informationen.
Das kostet der Tayron 4Motion

Der Konfigurator für den VW Tayron (Preislisten gibt es bei VW nicht mehr) beginnt bei 45.475 Euro für den Tayron Life mit 150 PS starkem Mildhybrid-Benziner 1.5 eTSI. Auch diese Basis-Ausstattungslinie lässt sich als 4Motion konfigurieren, dann entweder als 2.0 TSI mit 204 PS (50.770 Euro) oder mit dem hier erwähnten TDI mit 193 PS (53.840 Euro). Der schwächere Diesel, der wie gewohnt eine Leistung von 150 PS liefert, wird ausschließlich mit Frontantrieb angeboten. Der 265 PS starke Allrad-Benziner wird an die Ausstattungslinie R-Line zwangsgekoppelt.
Unser Testwagen als Tayron 2.0 TDI 4Motion R-Line hat einen Listenpreis von 59.480 Euro. Doch da geht, man ahnt und befürchtet es ja schon, noch mehr. Die Siebensitzigkeit ist eine Option, dazu kommen die Metalliclackierung, die Lautsprecheranlage der Marke Harman/Kardon, ein „Launch-Paket“ mit Head-up-Display, elektrische Heckklappe und weiteren Bausteinen sowie die ausklappbare Anhängekupplung. Mit 2,3 Tonnen Anhängelast eignet sich der Allrad-Tayron auch als Zugfahrzeug vor Wohnwagen oder Pferd. Ohne die Einrechnung der (bei uns nicht erhältlichen) Winterräder summiert sich der Preis des hier gezeigten Tayron auf stolze 69.875 Euro.
Fazit

Unser erster Ausflug mit dem VW Tayron 4Motion auf Eis und Schnee zeigt die Vorteile eines gut funktionierenden Allradsystems. Die schnelle Reaktion auf Traktionsverluste mit der stufenlosen Kraftverteilung sorgt für mehr Fahrsicherheit. Was wir im Eis-Drift erfahren können, hilft in einer brenzligen Alltagssituation dabei, das Auto in der Spur zu halten.
Auf dem Boden der Tatsachen ist der vollausgestattete Tayron R-Line mit 193 PS starken Dieselmotor beim Preis nicht mehr: Der Testwagen stellt einen Gegenwert von fast 70.000 Euro dar – vor der intensiven Verhandlung im Autohaus über Nachlässe oder Raten bei Finanzierung und Leasing.
Technische Daten
VW Tayron 2.0 TDI 4Motion
- Antriebsart
- Diesel
- Antrieb
- permanenter Allradantrieb
- Abgasnorm
- Euro 6 EB
- Hubraum
- 1.968 ccm
- Anzahl und Bauform Zylinder
- 4 in Reihe
- Maximale Leistung kW / PS
- 142 kW / 193 PS
- Max. Drehmoment
- 400 HM bei 1.750 - 3.250 U/min
- Getriebe
- 7-Gang-Doppelkuplungsgetriebe
- Tankinhalt
- 58 Liter
- Beschleunigung 0-100 km/h
- 8,0 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit
- 221 km/h
- Norm-Verbrauch auf 100km
- 6,4 Liter
- Kofferraumvolumen
- 850 Liter (7-Sitzer)
- Reifenmarke und –format des Testwagens
- Nokian Hakkapeliitta 10 235/55 R18
- Leergewicht
- 1.824 kg (5-Sitzer)
- Anhängelast (gebremst)
- 2.300 kg
- Stützlast
- 100 kg
- Länge / Breite / Höhe
- 4.792 / 1.866 / 1.666 mm
- Basispreis Baureihe
- 45.475 Euro
- Basispreis Modellvariante
- 59.480 Euro
- Testwagenpreis
- 69.875 Euro