Borgward kippt den Plan, bei uns als Elektromarke zu starten.
Zwei Jahre nach dem ersten Auftritt hat Borgward auch auf der IAA 2017 Präsenz gezeigt. Mit dem Umzug in eine andere Halle ist auch der Messestand deutlich gewachsen.
Wie spekuliert wurde zeigte der Autobauer eine Studie mit dem traditionsreichen Namen Isabella. Ob die Grand Dame des deutschen Autobaus sich dabei jedoch im Grabe umdreht, weiß ich nicht. Denn Borgward-Designchef Andreas Warming zeigte ein viertüriges Elektro-Coupé, das halt so aussieht, wie eine Elektroautostudie dieser Tage so ist. Da helfen auch angebliche Isabella-Zitate wie der Schwung an den Flanken nicht viel. Die Front dagegen ist auch ein lautes Zitat, sie sieht nämlich aus wie das aktuelle Alpine-Design.
Verkaufszahlen zu den bestehenden SUV-Modellen BX5 und BX7, die in China gebaut und vor allem dort verkauft werden, nannte Borgward auf der IAA nicht, spricht aber von einem Auftragsbestand von 70.000 Fahrzeugen und 1,5 Milliarden Euro Umsatz in den vergangenen 12 Monaten. Ob die ebenfalls genannten 5.000 Mitarbeiter alle bei Borgward arbeiten oder bei dem chinesischen Eigner Foton, ist unbekannt.
Offiziell ist dafür eine gewaltige Rolle rückwärts verkündet worden. Aber der Reihe nach. Noch im Jahr 2017 will man das einst gegebene Versprechen einlösen, auch in Deutschland an den Start zu gehen. Mit Six ist eine Vereinbarung zum Vertrieb von Fahrzeugen über das Internet getroffen worden, außerdem berichet Borgward-Chef Ulrich Walker mit der Werkstattkette A.T.U. über eine Zusammenarbeit für den Service.
Das erste Modell soll laut Ulrich Walker der „BX7 TS Limited Edition“ werden. Sortieren wir das mal. Limited Edition – okay. Damit umgeht man die stete Frage nach Verkaufsprognosen und je nach Menge auch die Europäische Typzulassung, die bei Kleinserien nicht nötig ist.
Der Borgward BX7 TS hat einen Vierzylinder-Turbomotor mit 224 PS unter der Haube. Fehlt da nicht etwas? Stimmt, Borgward hatte doch einst angekündigt, in Europa als reine Elektro- und Plug-in-Hybrid-Marke an den Start zu gehen. Jetzt kommt man doch mit dem herkömmlichen Verbrenner, der auch der Antrieb der später folgenden regulären BX7 und BX5 in Europa sein soll. Der elektrische BXi7 mit 200 kW-Elektromotor steht als Konzept zwar auch auf der Messe, soll aber erst später in Serie gehen. Denn Ulrich Walker sagt: „Es bleibt (…) weiterhin unser Ziel, mit dem Start der Fertigung in Bremen (nicht vor 2019, Anm. d. Red.) primär Elektrofahrzeuge zu verkaufen.“
Warum wird nun doch voreilig ein Verkauf in Deutschland gestartet, wo man sich mit den benzingefeuerten SUV-Modellen in einen stark umkämpften Markt begibt? Warum nutzt man nicht das Argument der reinen Elektro- und Plug-in Hybrid-Flotte? Damit könnte man sich vom Wettbewerb zumindest ein Stück weit absetzen. Wie die Chancen stehen, ist noch nicht zu beurteilen. Fahren konnte noch kaum ein europäischer Journalist oder Blogger einen Borgward. Die Materialqualität und die Verarbeitung der Messefahrzeuge war auf gutem Niveau chinesischer Mitbewerber, aber sollte für „erreichbares Premium“ in Europa nochmal nachgeschärft werden.
Nicht, dass aus dem geplanten nächsten Schritt einer ins Fettnäppchen wird.