Dacia Bigster (2025) Was kann der XL-Duster?

Der neue Dacia Bigster im ersten Check, auch als Video-Review-

Die Wachstums-Story der Marke Dacia soll nicht nur mit weiter steigenden Verkaufszahlen fortgesetzt werden, sondern auch mit einer neuen Baureihe. Mit dem größten Dacia aller Zeiten will die Renault-Tochter im Segment der kompakten SUV (C-Segment) nicht nur mitmischen, sondern angreifen.

Der Name ist Programm: Im Frühjahr 2025 kommt der Dacia Bigster zu den Händlern und auf die Straße. Die Designsprache wurde bereits mit der Bigster-Studie im Jahr 2021 angekündigt und mit der aktuellen Duster-Generation in der Serie umgesetzt.

23 cm länger als der Duster


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Wie der Duster und die weiteren Dacia-Modellreihen Sandero sowie Jogger nutzt der neue Bigster die CMF-B-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz; Renault ist die Dacia-Konzernmutter.

Der Dacia Bigster ist 4,57 Meter lang, streckt sich also um 23 Zentimeter weiter als der Duster. Den größten Anteil am Zuwachs hat das Heck, was den Neuling zu einer Art SUV-Kombi macht – die koreanische Marke KG Mobility (ehemals SsangYong) hatte ein ähnliches Konzept mit dem Tivoli Grand im Angebot. Der Radstand wächst im Vergleich zum Duster um drei Zentimeter auf 2,70 Meter. Der andere Dachverlauf macht den Bigster mit 1,71 Meter zudem um drei Zentimeter höher, die Breite ist mit 1,81 Metern identisch zu der des Duster.

Der Bigster im Video

Am Vorderwagen entspricht das Design des Bigster dem des Duster. Das längere Seitenteil über den Hinterrädern lässt die ausgeprägten „Backen“ im Blech nochmals stärker wirken. Am Heck zeigt auch das größere Modell die kleinen LED-Leuchten. Gewohnt praktisch: Durchgefärbte, unlackierte Kunststoff-Stoßfänger an beiden Enden der Karosserie für wenig Stress nach kleinen Alltagsblessuren auf Supermarkt-Parkplatz und Co.

Hinter der erstmals elektrischen Heckklappe (Serienausstattung bei der höchsten Ausstattungslinie Journey) steht ein mindestens 667 Liter großer Kofferraum bereit. Der doppelte Ladeboden lässt sich auch als praktischer Raumteiler nutzen, die Lehne der Rücksitzbank ist im Verhältnis 40:20:40 dreigeteilt umklappbar. Ein Novum: Mit kleinen Hebeln in der Kofferraum-Verkleidung kann man die Lehnenteile (dann 60:40) fernentriegeln, sie fallen dann nach vorne. Werksangaben zufolge entsteht so eine maximal 2,70 Meter lange Ladefläche.

Die Sitzprobe

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Der erste Kontakt mit dem Dacia Bigster zeigt, dass er auch im Fond mehr als ausreichende Platzverhältnisse für große Menschen bietet. Vor den Knien und über dem Kopf ist noch Luft – selbst beim im Ausstellungs-Fahrzeug eingebauten Panorama-Glasschiebedach (noch eine Neuerung im Angebot der Marke). Vorne fällt auch im Bigster ein zu flach über dem Innenboden montierter Fahrersitz auf – trotz elektrische Höhenverstellung beim Modell Journey (erwähnte ich schon viele neue Ausstattungsdetails?).

Im Cockpit findet man sich sofort zurecht, wenn man zuvor im Duster saß. Einziger Unterschied im Armaturenbrett ist der im Bigster fehlende Modellschriftzug vor dem Beifahrer. Das 10,1 Zoll große Infotainment-System ist in allen vier Ausstattungslinien Teil der Serienausstattung, ein werksseitiges Navigationssystem ist bei den Varianten Extreme und Journey an Bord. Beide bieten auch ein größeres Instrumenten-Display mit zehn statt sieben Zoll Bildschirmdiagonale. Links vom Lenkrad bietet die Tastenleiste einen Kippschalter zum Stummschalten von Hinweisen der Fahrassistenz – hier schaltet man also im Alltag die Tempowarnung der Verkehrszeichenerkennung stumm.

Die Mittelkonsole gibt es, ausstattungsabhängig, in drei verschiedenen Höhen. Die maximale Ausbaustufe hat ein Kühlfach unter der Armlehne. Ab dem zweiten Ausstattungsniveau Expression ist eine Zweizonen-Klimaautomatik an Bord, die Basis Essential bietet eine manuelle Klimaanlage. Im Bigster Journey kann ein Smartphone induktiv geladen werden.

Hybrid-Benziner und Autogas

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Das Motorenprogramm bietet vier Alternativen zur Wahl, die allesamt elektrifiziert sind. Ein Diesel wird, zumindest auf den EU-Märkten, nicht angeboten.

Der Dacia Bigster TCe 130 4x4 hat den vom Duster bekannten 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 130 PS und 48-Volt-Mildhybridsystem unter der Haube. Er fährt serienmäßig mit Allradantrieb vor. Der Akku, der beim Bremsen und durch Rekuperation geladen wird, hat hier und bei den beiden andren MHEV-Versionen eine Speicherkapazität von 0,8 kWh.

Mit Frontantrieb heißt der Mildhybrid-Benziner TCe 140, ein Hinweis auf den Leistungszuwachs auf 140 PS. Für ihn wird ein WLTP-Normverbrauch von 5,6 Litern je 100 Kilometer in Aussicht gestellt. Neu im Programm ist ein darauf basierender Eco-G 140 mit bivalentem Antrieb. Zusätzlich zum 49 Liter großen Benzintank hat dieser Bigster einen 50 Liter großen Autogas-Tank (LPG, Flüssiggas) unter dem Kofferraumboden. Die Gesamtreichweite soll damit auf 1.450 Liter steigen.

Der stärkste Bigster trägt die Bezeichnung Hybrid 155. Der Vollhybrid (ohne externe Lademöglichkeit) wurde im Vergleich zu Jogger und Duster Hybrid 140 überarbeitet. Neu ist ein jetzt 1,8 statt 1,6 Liter großer Vierzylinder-Saugmotor mit 107 PS (statt 94 PS), der mit 170 zu 148 Newtonmetern auch mehr Drehmoment bietet. Dazu kommt ein Elektromotor mit 36 kW (49 PS) sowie ein 15 kW (20 PS) starker Generator. Strom kommt auch einer 12, kWh großen Batterie, die unterwegs aufgeladen wird. Das bekannte Multi-Mode-Getriebe hält zwei Übersetzungen für den elektrischen Fahrmodus und vier weitere für den Betrieb mit dem Benzinmotor bereit. Aufgrund unterschiedlicher Kombinationsmöglichkeiten stehen insgesamt 15 verschieden Zahnradpaarungen zur Verfügung. Dieses Getriebe macht den Dacia Bigster Hybrid 155 zur einzigen Motorvariante mit Automatik-Funktion, die TCe-Modelle haben ein manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.

Vier Ausstattungslinien

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Die vier Ausstattungsniveaus hören auf bekannte Namen: Essential, Expression, Extreme und Journey. Das Basismodell Bigster Essential fährt u.a. mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Dachreling, Parksensoren am Heck, Rückfahrkamera und vier elektrischen Fensterhebern vor. Ein Basismodell mit Stahlfelgen gibt es für den größten Dacia also nicht.

In der zweiten Stufe namens Expression bringt der Bigster weitere Ausstattungselemente mit, darunter die erwähnte Zweizonen-Klimaautomatik, einen Regensensor, die fernentriegelbare Rücksitzlehne mit Dreiteilung, elektrisch anklappbare Außenspiegel und eine elektrische Parkbremse.

Die beiden Top-Varianten sollen, wie gewohnt, unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Extreme wendet sich an Menschen mit einem Faible für Abenteuer und Outdoor-Aktivtäten. Zu den 18-Zoll-Leichtmetallfelgen und einer Bergabfahrhilfe kommen Designdetails in Kupferbraun, pflegeleichte Sitzbezüge sowie Gummimatten für Fuß- und Kofferraum.

Erstmals gibt es bei Dacia ein großes Panorama-Glasdach. Im Gegensatz zu vielen weitaus teureren Modellen des Wettbewerbs handelt es sich dabei um ein Panorama-Schiebedach mit Frischluftzufuhr, nicht nur um eine starre Scheibe. Es ist im Bigster Extreme ebenso Teil der Serienausstattung wie das Navigationssytem mit Online-Anbindung und ein Soundsystem mit sechs Lautsprechern.

Die elegante Alternative zur Extreme-Linie soll der Bigster Journey darstellen. Er hat eine Zweifarb-Lackierung mit schwarzem Dach (neu bei Dacia), die elektrische Heckklappe, eine elektrische Höhen- und Lehneneinstellung für den Fahrersitz, eine induktive Smartphone-Ladeschale, die höhere Mittelkonsole vorne mit Armlehne sowie – beim Hybrid -ein adaptive Geschwindigkeitsregelanlage serienmäßig mit dabei. Extreme und Journey haben zudem eine modulare Dachreling, deren Leisten man als Querträger nutzen kann. Für den Umbau ist jedoch ein Inbus-Schlüssel nötig.

Neuer Luxus bei Dacia?

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Das Ambiente im Innenraum wird auch beim Dacia Bigster von harten, pflegeleichten Kunststoffen bestimmt. Hier verzichtet die Marke auch weiterhin auf unnötiges Make-up und will die Preisführerschaft sichtbar machen.

Gleichzeitig sollen Kunden im für Dacia neuen Kompakt-SUV-Segment nicht auf Komfortextras verzichten, die sich dort gewöhnt sind. Fassen wir also nochmal zusammen, welche Ausstattungselemente im Bigster, teils serienmäßig oder optional, erstmals Einzug halten:

Zweizonen-Klimaautomatik, teilelektrisch verstellbarer Fahrersitz, elektrische Heckklappe, bis zu 19 Zoll große Leichtmetallfelgen (optional für Journey), die Hebel um Umklappen der Rücksitzlehnen, eine Zweifarb-Kontrastlackierung und ein Panorama-Glasschiebedach entfernen den Bigster spürbar vom ursprünglichen Kern der Marke und zeigen gleichzeitig, wie Dacia nicht nur mit den Abmessungen des Modells nach oben strebt.

Neues Blau

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Kaum eine Modelleinführung ohne neue Lackoption. Der Bigster führt den dunklen Ton „Indigo Blue Metallic“ ein. Diese Farbe, auf den Fotos zu diesem Beitrag am Bigster Journey zu sehen, wird vorerst exklusiv für diese Baureihe angeboten.

Preise ab unter 25.000 Euro

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Die Preise des Dacia Bigster sollen bei unter 25.000 Euro für den Basis-Benziner (womit wohl der TCe 140 gemeint ist) starten, der günstigste Hybrid 155 wird, einer Ankündigung zufolge, bei unter 30.000 Euro liegen.

Im Vergleich zum 4,34 Meter langen Duster, den es als Eco-G 100 ab 18.950 Euro gibt, ist der Bigster auf den ersten Blick also spürbar teurer. Dabei gilt aber zu bedenken: Für den Mehrpreis bekommt nicht nur ein Plus an Raum, sondern auch 40 PS mehr Leistung und eine umfangreichere Serienausstattung. Einen genauen Vergleich kann jedoch erst anstellen, wenn alle Preise und Varianten des Bigster im Detail vorgestellt wurden. Wohl ab Januar 2025 kann das Modell bestellt werden.

Dacia auf Skoda-Spuren?

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Die einstige Budget-Marke Dacia hat sich, spätestens mit der aktuellen Modellpalette, zur Alternative für Smart-Shopper unter den Neuwagenkäufern gewandelt. Mit dem wachsenden Erfolg wachsen nicht nur die Ansprüche der Kunden, sondern auch die der Strategen.

Mit dem Bigster wird eine spürbare Höherpositionierung eingeläutet, zu erkennen an Ausstattungsumfängen, die von Dacia vor nicht allzu langer Zeit noch als nicht markengerecht ausgeschlossen wurden.

Da sollte man aufpassen, nicht zu schnell zu viel (Angebot) zu wollen. Als Beispiel kann Skoda gelten – die einstige Günstig-Alternative im Volkswagen-Konzern ist längst auf (oder über) dem Niveau der Kernmarke unterwegs. Gerade die günstigen Preise für Autos ohne Schnickschnack machen den Erfolg von Dacia aus – dieses Versprechen an ihre Kunden wird die Renault-Tochter gewiss nicht leichtsinnig brechen.

Immerhin: Mit den in Aussicht gestellten Grundpreisen wird der Dacia Bigster die etablierte Konkurrenz im Segment der kompakten SUV um Hyundai Tucson, Kia Sportage und VW Tiguan um viele tausend Euro unterbieten. So programmiert man also einen künftigen Bestseller.

Fazit

Dacia Bigster Video Fotos Sitzprobe Check Test 2025

Das kann was werden! Das gestreckte Design des Dacia Bigster wirkt ansprechend, mit viel Platz und einem großen Kofferraum erfüllt der größte Dacia Erwartungen, die viele potenzielle Kunden bei der Wahl eines Kompakt-SUV haben.

Mit Preisen ab unter 25.000 Euro wird der Bigster nicht nur zum Mitbewerber für Neuwagen der Konkurrenz, sondern auch für viele Gebrauchte.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Alexander Schäfer, Bernd Conrad