Dacia Duster Blackshadow Immer weiter, immer höher

Wie Automarken nach oben streben. Heute: Dacia.

„Edle Optik und Topkomfort“ – das ruft uns die Pressemeldung zum neuen Dacia Duster Blackshadow entgegen. Das möchte er mit einer Ausstattung erreichen, die ein Navigationssystem mit Touchscreen, Einparkhilfe hinten, glanzgedrehte 16-Zoll-Leichtmetallfelgen sowie schwarz glänzende Zierelemente am Exterieur umfasst. Voll Lametta also für den Endspurt im Lebenszyklus.

Dacia Duster Blackshadow

16.14.990 Euro stehen dafür in der Preisliste, wenn man sich mit dem 125 PS – Basisbenziner und Frontantrieb begnügt. Allrad kostet 1.900 Euro Aufpreis, auch beim 110 PS-Diesel. Der kostet dann maximal 17.790 Euro.

Typisch Dacia sehr wenig Geld für ein durchaus stattliches Auto, das in der Wohnsiedlung auch keineswegs negativ auffällt. Weil die Marke in der Gesellschaft angekommen ist. Die glückliche Fügung hieß Abwrackprämie. Damit förderte die Bundesregierung 2009 die Verschrottung zahlreicher Altautos (nein, denken wir jetzt einmal nicht an die vielen leichtsinnig entsorgten Youngtimer) und den Kauf eines Neuwagens mit 2.500 Euro Bonus. Viel Geld für viele Menschen, die erst dadurch zum Autokäufer wurden. Und dann oft zu günstigen Angeboten griffen, in einer Liga, die die heimischen Hersteller lange vernachlässigt haben. Hyundai i10, Fiat Panda und Co. erlebten einen Höhenflug. Und auch Dacia. Der Logan war mit seinem konkurrenzlosen Listenpreis von 7.200 Euro plötzlich ein Shooting Star.

Dacia Duster Blackshadow

Was müssen sie sich damals beim deutschen Lada-Importeur geärgert haben, dass sie vom russischen Hersteller weder neue Modelle noch irgendeine Form von Marketingunterstützung bekommen haben, als Dacia mit Hilfe der Renault-Werbegelder in aller Munde gelegt wurde.

Auch die Abwrackprämien-Autos werden älter, aktuell eben sieben Jahre. Für viele Menschen Zeit, für Ersatz zu sorgen. Und jetzt kommen wir wieder zum Dacia Duster Blackshadow. Der ist mit seinen Preisen ab 14.990 Euro mehr als doppelt so teuer, wie es der erste Logan als Basismodell war. Ja, es gibt mittlerweile sogar günstigere Dacias – den Sandero ab 6.890 Euro. Mit der Zeit möchte man sich als Kunde aber gerne nach oben orientieren. Das gilt zum einen für die Sitzposition, zum anderen ist ein bisschen Ausstattung doch ganz nett, nahe gebracht durch Finanzierungsraten im Nullzinsbereich.

Dacia Duster Blackshadow

Bei Dacia ist eine Entwicklung zu beobachten, die auch schon die koreanischen Marken Hyundai und Kia oder auch Skoda hinter sich haben. Die einstmals sehr günstigen und technisch wenig anspruchsvollen Autos (wer erinnert sich an Kias Aufschlag mit dem ersten Sephia?) werden im Lauf der Zeit moderner und Stück für Stück höher positioniert.

Dacia gelingt der Spagat bisher sehr gut. Vom anfänglich belächelten „5.000 Euro-Auto“ (das in Deutschland niemals nur 5.000 Euro kostete) zum mit Designschnickschnack verzierten Editions-Duster in nur sieben Jahren. Ich denke, spätestens in der kommenden Modellgeneration wird es die ersten Dacia geben, deren Einstiegspreise die 20.000 Euro Hürde nehmen. Weil wir Menschen eben gerne weiter streben, uns „mal ´was erlauben“ – und natürlich auch gerne moderne Technik im Auto haben wollen, die halt Geld kostet.

Dacia Duster Blackshadow

Wem das alles gegen den Strich läuft, der kann sich aber immer noch einen nackten Dacia Duster, dem die Stahlfelgen samt der unlackierten Stoßfänger meiner Meinung nach übrigens gut stehen, für 10.690 Euro kaufen. Und wenn Dacia im Laufe der Jahre weiter nach oben strebt, hat der Renault-Nissan-Konzern zwei weitere Marken in der Hinterhand, die man als neue Billigoptionen auch in Westeuropa unterstützen kann: Das unlängst wiederbelebte Label Datsun und die durchaus aktive russische Marke Lada, die mittlerweile zum Konzern gehört (den Alltagstest des Lada Granta gibt es hier zu lesen).

Nur so eine Idee: Wenn 2017 der Nachfolger des Dacia Duster vorgestellt wird, könnte das aktuelle Modell sehr gut als neuer Lada Niva / 4x4 überleben.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller