Die Politik der kleinen Schritte: vier neue Ladepunkte in München.
Auf den ersten Blick liest sich das natürlich toll. BMW und die Stadt München haben heute feierlich erste Straßenlaternen mit Steckdose zum Aufladen von Elektroautos eingeweiht.
Da freuen sich der Oberbürgermeister und die BMW-Manager um die Wette. Ganz nebenbei drängt sich das eigentliche Nutzungsverhalten in den Vordergrund. Der BMW i3 ist mit dem Dekor von BMWs Car Sharing Dienst Drive Now beklebt. Da von dem in der Tat innovativen Elektroauto durchaus ein paar mehr gebaut werden können, als sich Kunden finden, wird der i3 auch vermehrt als Car Sharing Auto eingesetzt.
Es darf davon ausgegangen werden, dass die Lade-Laternen von stromnuckelnden Drive Now – Autos zugeparkt sein werden.
Was aber auch fast egal ist. Denn die Stadt München, die sich ja mit einem eigenen Elektroauto-Förderprogramm zusätzlich zum Bund augenscheinlich um die Verbreitung von batteriebetriebener Mobilität bemüht, und der lokale Auto-Platzhirsch haben in der Tat vier (nochmal als Zahl: 4, und gleich nochmal als Wort, vier!) Straßenlaternen mit Ladefunktion in der Stadt aufgestellt.
Man spricht von einer Pilotphase, von einem „Impuls für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur“. Alles schön und gut. Natürlich muss ein erster Stein ins Rollen kommen. Dennoch führt eine solche Meldung im Jahr 2016 vor Augen, wie sehr sich Deutschland in Sachen Elektromobilität abhängen lässt.
Wer einmal durch Oslo oder die holländische Hauptstadt Amsterdam spaziert ist, der erinnert sich an Ladesäulen in sämtlichen Nebenstraßen. Und faire Nutzer, kaum ein Auto steht dort länger als zwei Stunden. Zeit genug für die vielen Plug-In Hybride, sich den Stromspeicher zu füllen. Denn wer vergessen hat, wie z.B. ein Mitsubishi Plug-In Hybrid Outlander aussieht, der findet die Antwort dort an jeder Ecke (oder er liest meinen Fahrbericht in diesem Blog). Auch VW Golf und Passat fahren und parken herum – in den meisten Fällen mit GTE-Abzeichen.
Impulse also schön und gut – langsam müssen die Bundesregierung und auch die deutschen Autobauer mal den Defibrillator wieder an die an die Wand hängen. Der Patient „Elektrokunde“ hat einen Herzschlag, man muss ihm jetzt eben aufhelfen. Mit einer wirklich flächendeckenden Infrastruktur an genormten (!) Ladepunkten. Und mit Vorgaben für die Autobauer, um diese nicht nur zu motivieren, sondern sie anzutreiben, uns solche Autos auch verkaufen zu wollen.
Dass solche Sätze, wie ich sie neulich bei einem Mitsubishi-Händler gehört habe, nicht mehr fallen: „Der Plug-In Hybrid ist echt nur was für Technikfreaks, nehmen sie lieber den Diesel.“ Sprach das Verkaufspersonal, ohne vorher mal nachzugucken, ob ich nicht vielleicht einer dieser „Technikfreaks“ bin?
Die nachfolgende Infografik zeigt den Nachholbedarf der Autonation Deutschland in Sachen Elektromobilität recht deutlich.