Der neue Renault 5 im ersten Check mit Sitzprobe, auch als Video-Review.
Renault-CEO Luca de Meo hatte zum Amtsantritt die „Renaulution“ ausgerufen. Spätestens jetzt bekommt die Neuausrichtung des französischen Konzerns ein Gesicht: Der Renault 5 feiert sein Comeback als Elektroauto.
Der Renault 5 im Video
Der Fünftürer, den man ruhigen Gewissens nach Nachfolger des Renault Zoe betrachten darf, blickt der eigenen Vergangenheit tief in die Augen. 1972 erschien mit dem ersten Renault 5 ein kompakter Franzose, der schnell international zum Bestseller wurde. In den 1980er-Jahren wurde die zweite Generation bei uns mit der Marketingkampagne „der kleine Freund“ populär, bevor 1991 der Renault Clio das Erbe des R5 antrat.
Während der Clio als Benziner und Hybrid auch weiterhin am Angebot ist, führt der neue Renault 5 die Elektro-Offensive der Konzernsparte „Ampere“ an. Dafür nutzt er die „AmpR Small Platform“. Ein komplett neuer Baukasten ist das nicht, früher war er als „CMF-B EV“ bekannt. Der Vorteil: Entwicklung und Produktion konnten kostengünstiger gestaltet werden, da Bauteile ohne direkten Elektroauto-Bezug, beispielsweise die vordere Aufhängung, mit Clio und Captur geteilt werden können.
Abmessungen und Kofferraum
Der stets fünftürige Renault 5 ist 3,92 Meter lang und damit neun Zentimeter kürzer als der aktuelle Clio. Mit einer Höhe von 1,50 Metern überragt er diesen aber um sechs Zentimeter, die Breite des R5 – der mit vollem Namen unnötige sperrig Renault 5 E-Tech Electric“ heißt – beträgt 1,77 Meter.
Obwohl der Radstand mit 2,54 Metern vier Zentimeter geringer ausfällt als beim Clio, soll das Elektroauto aufgrund der kompakteren Technik innen identische Platzverhältnisse bieten. 326 Liter fasst der Kofferraum. Ein vorderes Staufach („Frunk“, Front Trunk) gibt es nicht.
Retro-Design für die Zukunft
Der Auftritt des neuen Renault 5 darf als Paradebeispiel für Retro-Futurismus gelten. Die Gestalter übernahmen Proportionen und Grundformen des Klassikers, darunter die kleinen Scheinwerfer an der geschlossenen Front und das schräge Heck mit vertikal angeordneten Leuchten, ohne Peinlichkeiten. Spätestens jetzt versteht man, warum viele Fans des klassischen VW Käfer den New Beetle abgelehnt hatten.
Der Elektroantrieb erlaubt kurze Überhänge an Front und Heck. Zusammen mit den leicht ausgestellten Radhäusern, die eine Reminiszenz an den sportlichen Renault 5 Turbo sind, wirkt der Neuling dynamisch und losfahrbereit. Auch der frühere Lufteinlass auf der Motorhaube wird als Designdetail in die Jetztzeit überführt. Hier zeigt sich jetzt die Ladestandanzeige des Akkus, wenn das Auto am Kabel hängt.
Elektromotor mit bis zu 110 kW
Für den Antrieb sorgt ein vorne platzierter Elektromotor mit gewickeltem Rotor (ein System, das aus Megane und Scenic übernommen wird), der dort die Räder antreibt. Ohne Permanentmagnete in der Maschine kann Renault auf die Verwendung von seltenen Erden verzichten. Drei Leistungsstufen werden zur Wahl stehen, wenn das komplette Modellprogramm ausgerollt sein wird. Los geht es mit dem Topmodell.
110 kW (150 PS) maximale Leistung gibt es hier, das Drehmoment liegt bei 245 Newtonmetern. In unter acht Sekunden soll der R5 damit aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen. Später kommen die schwächeren Varianten mit 90 kW (122 PS) und 225 Newtonmetern sowie als Basismodell mit 70 kW (95 PS) und einem Drehmoment von 215 Newtonmetern.
Akku, Reichweite, Ladeleistung
Der stärkste Motor ist an einen NMC-Akku (Nicke-Mangan-Kobalt) mit 52 kWh Speicherkapazität gekoppelt, der rund 280 Kilogramm wiegt. Renault peilt für diese Konfigurationen eine WLTP-Reichweite von 400 Kilometern an. Die Motorisierungen mit 90 oder 70 kW kommen mit einem 40 kWh großen NMC-Akku. Er soll eine Reichweite von 300 Kilometern ermöglichen.
Aus Kostengründen verzichtet der neue Renault 5 auf den 22-kW-Onboard-Charger von Megane und Scenic. An Wallbox oder öffentlicher Ladesäule zieht er Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW. Für das Basismodell muss das genügen, ein CCS-Anschluss für Stromzapfen am Schnelllader ist nicht vorhanden. In Verbindung mit dem 90-kW-Antrieb kann man Gleichstrom mit 80 kW laden, das Topmodell mit großem Akku schafft 100 kW.
Nehmen und Geben: Der Renault 5 kann nicht nur Strom bunkern, sondern auch Energie abgeben. Über einen Adapter ist der V2L-bereit (Vehicle-to-Load) und kann andere Verbraucher mit einer Ladeleistung von 3,7 kW bedienen. Zur Not ließe sich so auch ein mit leerem Akku gestrandetes Elektroauto wieder für die Fahrt zur nächsten Steckdose reaktivieren. Mit den beiden stärkten Motoren kann der R5 zudem V2G (Vehicle-to-Grid) bieten. Beides gibt es nicht für die Basisversion mit 70-kW-Motor. Eine Wärmepumpe gehört dagegen immer zur Serienausstattung.
Cockpit und Innenraum im Check
Innen zeigt sich der Renault 5 bei der ersten Sitzprobe erfreulich modern, zitiert dabei aber dennoch geschickt die Vergangenheit der Baureihe. Lenkrad und Displays kennt man in Teilen aus anderen aktuellen Modellen der Marke. Der Infotainment-Touchscreen ist hier aber im Querformat angeordnet. Die Stoffeinlage vor dem Beifahrer lockert die Atmosphäre auf, ebenso die textilen Türpaneele. Für die Individualisierung wird es viele Zubehörteile bis hin zum Baguette-Transportkörbchen mit Befestigungsclip (siehe Video) geben.
Vorne sitzt man bequem, lediglich der Fußraum ist für lange Beine etwas kurz. Hinten bietet der R5 kleinwagengerechte Platzverhältnisse. Für Kurz- und Mittelstrecken kann man sich auch als großer Erwachsener in die zweite Reihe zwängen, für Urlaubsfahrten eher nicht.
Google-Infotainment
Den Funktionsumfang des auf Android Automotive basierenden Infotainmentsystems in den beiden höheren von drei Ausstattungslinien (OpenR Link) konnten wir beim Date mit dem Renault 5 noch nicht testen, die Software zeigte sich nur in einem Demo-Modus. Das Betriebssystem wird die Integration von Apps wie Spotify und Google Maps möglich machen. Dieser Routenführer soll im R5 bei aktivierter Navigation auch die Vorkonditionierung des Akkus für mehr Ladeleistung erlauben.
Unter dem Namen „Reno“ zieht ein Avatar in Rautenform als digitaler Sprachassistent mitsamt virtueller Interaktion ein. Links vom Lenkrad gibt es einen Knopf, mit dem man seine persönliche Konfiguration der vielzähligen Fahrassistenten aufrufen kann. Hier kann man dann beispielsweise die akustische Warnung bei Überschreitung des aktuellen Tempolimits ausschalten. Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage arbeitet mit Geographie-Daten zur Anpassung des Tempos.
Drei Ausstattungslinien
Den Renault 5 wird es in drei Ausstattungslinien geben. Alle rollen auf 18 Zoll großen Rädern mit Reifen des Formats 195/55 R18. Das Basismodell hört auf den Namen Evolution. Ein 10-Zoll-Infotainmentsystem (hier ohne OpenR Link) und die kabellose Integration von Apple CarPlay oder Android Auto sind serienmäßig. Außerdem sind ein schlüsselloses Zugangssystem und ein Fernlichtassistent an Bord.
Der Renault 5 Techno bringt eine Innenausstattung in Denim-Stoff aus Recyclingmaterial, Leichtmetallfelgen, größere Digital-Instrumente mit zehn statt sieben Zoll Bildschirmdiagonale hinter dem Lenkrad, das OpenR-Link-System, die Fahrmodus-Steuerung Multi Sense, Rückfahrkamera und eine induktive Ladeschale mit. Er zeigt den Füllstand des Akkus beim Laden auf der Motorhaube an. Das Topmodell Renault 5 Iconic Five erweitert den Ausstattungsumfang um Sitz- und Lenkradheizung, Parkassistenten sowie eine Zweifarben-Lackierung.
Fünf Farben zu Wahl
Obwohl der Renault 5 auch dank 104 neuer Zubehörteile stark individualisiert werden kann, bleibt es bei fünf Karosseriefarben. Das vereinfacht die Produktionsplanung. „Pop Green“ (siehe Fotos und Video) ist serienmäßig. Außerdem gibt es „Pop Yellow“, mit dem das Concept Car aus dem Jahr 2021 gehuldigt wird. Wer es weniger expressiv mag, bekommt den R5 in Dunkelblau, Schwarz oder Weiß.
Preise ab 24.900 Euro
Renault hat den Basispreis des Renault 5 mit 24.900 Euro bestätigt. Er gilt für das Basismodell Five mit "Urban Range"-Akku mit 40 kWh Speicherkapazität, das ab 2025 zu haben sein wird. Damit wird er nur wenig teurer als der kleinere Citroën ë-C3. Der Verzicht auf einen CCS-Anschluss und das Fehlen der bidirektionalen Ladefähigkeit zeigen jedoch, dass zum Erreichen dieses Tarifs Abstriche gemacht werden müssen.
Zum Bestellstart gibt es den Renault 5 in der Ausstattungslinie Techno mit 52 kWh großer Batterie (Comfort Range) ab 32.900 Euro. Zur Serienausstattung zählen hier u.a. Wärmepumpe, DC-Schnelllademöglichkeit, Klimaautomatik, das OpenR-Link-Infotainmentsystem mit Routenplaner, Rückfahrkamera und 18-Zoll-Felgen. Über dem R5 Techno rangiert das Topmodell mit dem Namen Iconic Five.
Fazit
Chapeau, Renault! Der neue R5 wirkt sympathisch und dürfte Nostalgiker ebenso begeistern wie jüngere Kunden, die den Klassiker nicht mehr kennen. Damit folgt er dem Rezept des Fiat 500. Zu ähnlichen Preisen bietet der Franzose fünf Türen und mehr Platz im Innenraum als der elektrische 500. Den Abarth 500e soll kurz nach dem R5 ein „Hot Hatch“ in Form des Alpine A290 auf gleicher Basis in die Zange nehmen.
Der Basispreis von 24.900 für den Renault 5 klingt verlockend – um dieses Ziel zu erreichen, mussten aber auch die Franzosen oft den Rotstift schwingen. Trotzdem dürfte der „neue kleine Freund“ die Konkurrenz auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis ins Schwitzen bringen.