Renault Mégane Die Büroklammernfratze

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Renault Mégane

Es ist jedes Mal das gleiche. Wenn man mal eine Büroklammer auseinanderbiegt, zum Beispiel um den SIM-Karten-Slot eines Telefons zu öffnen (dem Autor dieser Zeilen fällt immer erst danach ein und auf, das eine entsprechende Nadel dem Telefon meist beiliegt, aber egal), kann man sich noch zu verkünsteln, biegen, drücken und quetschen. Die Büroklammer ist danach zwar wieder einsatzbereit, sieht aber irgendwie „nicht mehr aus“. Funktioniert also, war aber ursprünglich besser. Und genau dieser Gedanke beschleicht mich leider beim neuen Renault-Scheinwerferdesign.

Das trägt nun auch der neue Mégane, den Renault in einer fast schon inflationären Art neben Talisman (Berichterstattung mit Scheinwerferfotos hier) und Talisman Grandtour als dritte Neuheit auf der IAA vorstellt.

Der Golf-Rivale mit dem Rhombus zeigt sich nach dem eher schlabberig gezeichneten Vorgänger wieder straffer, muskulöser und mit durchaus eigenem Stil. Die Pausbacken teilt er sich mit dem kleinen Bruder Clio und zitiert mit ihm gemeinsam still und heimlich die R5 Turbos aus den 70er und 80er Jahren. Auch die Ansammlung an Knicken und Falzen im Profil sind sich bei beiden Baureihen sehr ähnlich, hier hat Renault also eine Familienform gefunden. Die Heckleuchten des Mégane ziehen sich – wie beim Talisman – in Form eines dünnen Bandes weit in die Mitte zum Emblem, wir wetten einen autonotizen.de Werbebanner, dass der Clio nach seinem Facelift ähnliche Rücklichter zeigen wird. Wagen wir uns bei der Designbetrachtung des Mégane also nun doch an die Front. Ja, hm, äh, nö. Es hat leider den Anschein, als ob das Designteam hier ein fertig entwickeltes Auto auf den Drehteller der Vorstandsetage gerollt hat. Alle waren sich einig, der Champagner war kalt gestellt, doch dann hat jemand aufgemerkt: „Damals, als Fiat mit dem Stilo einen auf Golf machen wollte, endete das im Vollflop“. In der Tat war der Stilo damals irgendwie zu Deutsch, im fehlte das italienisch-schrullige, das, was man ihm verzeihen muss. Und das wollte man auch den Renaults noch mit auf den Weg geben, ein bisschen aufgezwungenes „Laissez-Faire“ um Cool zu wirken. Dumm nur, dass wohl schon alle Presswerkzeuge bestellt waren, was also ändern? Kunststoffteile. Stoßfänger vorne, Scheinwerfer.

Es muss so ähnlich gelaufen sein, anders kann ich mir diese geöffnete Büroklammer von LED-Tagfahrlichtbogen nicht erklären. Kann auch gut sein, dass das nicht mal nachts sportlich aussieht, weil der große Bogen Lichtleiste im Rückspiegel aussieht wie von einem, zugegebenermaßen, modernen Transporter, so hoch wirkt das ohne Silhouette außen rum. Aber das wird sich zeigen.

Im Gegensatz zum Innenraum, den Renault offiziell noch unter Verschluss hält. Fotos in einem italienischen Autoblog zeigen aber, dass der Mégane wie auch schon Espace und Talisman das reduzierte Cockpitdesign mit hochkant-Touchscreen erhalten wird, dazu gibt’s wieder – und das wär doch Französisch genug – teildigitale Instrumente. Eine alte Golf-Tradition wird auf dem Mégane-Dach wiederbelebt. Der neue Renault fährt tatsächlich mit Stabantenne ins Jahr 2016. Hier war der Rotstift wohl sehr spitz kalkuliert, vielleicht war der Nachtzuschlag der Scheinwerferdesigner zu teuer.

Anfang 2016 kommt der Renault Mégane auf den Markt, Renault bringt seine Modelle traditionell am dritten Januarwochenende zu den Händlern. Details zu Motorenprogramm (eigentlich klar: die bekannten 1,2 Liter und 1,6 Liter Motoren aus den aktuellen Modellen), Ausstattungslinien und Innenraum gibt es kommende Woche. Wir können es erwarten.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Hersteller