Das chinesische Elektro-SUV Aiways U5 im Alltags-Test mit Video-Review.
„Wenn der so fährt, wie er aussieht, dann ist er wohl gut.“ Das ist die Aussage eines Audi-Q5-Fahrers auf dem Supermarktparkplatz. Wie so oft scharen sich hier Menschen um das für sie noch völlig unbekannte Auto. Die Zustimmung ist meist groß und es wird auch schnell (richtig) getippt, dass es sich hierbei um ein Produkt aus China handelt.
Der Aiways U5 ist das erste Modell einer noch jungen Firma. Erst 2017 wurde Aiways gegründet, schon 2020 kam der U5 auf den Markt. Auch bei uns in Deutschland. Die Corona-Pandemie verhagelte den Marktstart ein wenig. Seinen Kundenkontakt sucht der U5 nämlich im stationären Handel, bei ausgewählten Elektronikmärkten von Euronics. Bestellt wird dann direkt beim Hersteller.
Der Aiways U5 im Video
Es ist nicht das erste Mal, dass AUTONOTIZEN den U5 bewegt. Nach einer Fahrt im Vorserienauto fuhr ich 2020 einen U5, gemeinsam mit Alexander Klose, Executive Vice President Overseas Operations and Product Strategy bei Aiways, bis nach Korsika .
Jetzt rollt der U5 zum Alltagstest an. Das Grundkonzept des Elektro-SUV ist unverändert. In seiner 4,68 Meter langen Karosserie bietet der Chinese beachtlich viel Platz, vor allem im Fond. Nicht nur der Beinraum passt. Auch der Abstand der bequemen Rücksitzbank zum Innenboden, in dem das 63 kWh große Batteriepaket steckt, ist ausreichend groß. Im Gegensatz zu vielen anderen Elektroautos muss man nicht mit über Gebühr angewinkelten Beinen sitzen.
Apple CarPlay ist an Bord
Die Vordersitze mit ihren integrierten Kopfstützen bieten viel Seitenhalt und auch eine ausreichend Hohe Abstützung für die Häupter von Fahrer und Beifahrer. Im Fond dürften die Kopfstützen übrigens gerne weiter ausziehbar sein.
Der Unterschied des Aiways U5 im Modelljahr 2021 im Vergleich zu den bisher gefahrenen Exemplaren steckt in der Infotainment-Ausstattung. Apple CarPlay ist an Bord. Damit lassen sich über das iPhone auch Navigationsapps nutzen, denn einen fest installierten Routenführer gibt es im U5 nicht. Android Auto fehlt, entsprechende Smartphones werden über das Programm „Easy Connection“ auf das 12,3 Zoll große Display gespiegelt.
Die Bedienung einzelner Komfortfunktionen ist nach wie vor recht verschachtelt. Um das Schiebedach zu öffnen, muss man sich beispielsweise durch das Touchscreen-Menü tippen.
Bei der angebotenen Hardware gibt sich der Aiways U5 keine Blöße. Der maximal 150 kW (204 PS) starke, permanenterregte Synchronmotor treibt die Vorderräder an. Das erledigt er mit ausreichend Nachdruck, ohne den Fahrer aber mit Leistungskrawall zu überfordern. Das zeigt auch der Wert für die Beschleunigung von null bis 100 km/h, für die im Premium-Modell mit 19-Zoll-Rädern 7,8 Sekunden vergehen.
19,5 kWh/ 100 km Verbrauch
Der Federungskomfort überzeugt auch auf schlechten Straßen. Adaptive Dämpfer werden nicht vermisst. Gerne dürfte aber die Lenkung um die Mittellage herum etwas direkter ausgelegt werden. Zusammen mit dem oben und unten abgeflachten Lenkrad wird schnelles Kurvenfahren nicht zum Lieblingshobby der Aiways-Fahrer.
Im Testdurschnitt verbrauchte der Elektro-Chinese 19,5 kWh Strom auf 100 Kilometer. Damit lässt sich eine reale Reichweite von rund 320 Kilometern erzielen, die WLTP-Verbrauchsnorm verspricht 400 Kilometer. Am Schnelllader zieht der U5 über CCS Strom mit bis zu 90 kW. Wechselstrom fließt mit höchsten 6,6 kW, was die Standzeiten an Ladesäulen oder Wallboxen entsprechend in die Länge zieht.
Das kostet der Aiways U5
Das Basismodell steht, vor Abzug der Umeltprämie, mit 38.970 Euro in der Preisliste. Serienmäßig sind beispielsweise LED-Scheinwerfer, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Staufunktion, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und Apple CarPlay.
Für 42.050 Euro (vor Förderung) bekommt man den U5 Premium, der zusätzlich Ledersitze, ein Panoramaglasdach, zusätzliche Einparksenoren an der Front, Parklenkassitent, elektrische Heckklappe, die erwähnten 19-Zöller und eine arg schwachbrüstige Sitzheizung mitbringt.
Beide Ausstattungslinien sind, gemessen am Preis der Elektroauto-Konkurrenz, mehr als faire Angebote. Fünf Jahre Garantie bis 150.000 Kilometer gewährt Aiways zudem, auf Elektromotor und Steuergerät sowie den Akku gar acht Jahre (bis 150.000 Kilometer).
Fazit
Das neue Auto einer unbekannten Marke kommt „auf der Straße“ an. Nicht nur optisch sorgt der U5 aber für Gesprächsstoff. Auch die gebotenen Qualitäten gefallen im Alltag. Platzangebot, Verarbeitung und Materialien machen einen sehr guten Eindruck.
Ob sich die Kunden mit ATU als Servicepartner anfreunden können, muss sich zeigen. Immerhin: Den ersten Service will der U5 erst nach 100.000 Kilometern erledigt wissen.
Technische Daten
Aiways U5 Premium |
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Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 150 kW (204 PS) |
Elektromotor: Nennleistung KW | 60 kW (82 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 310 Nm |
Batterie | 63 kWh, Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 17,0 - 17,6 kWh (WLTP), Reichweite 400 km |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 19,5 kWh, Reichweite 322 km |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Cooper Discoverer HTT 235/50 R19 |
Leergewicht | 1.770 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.680 / 1.865 / 1.700 mm |
Grundpreis | 42.050 Euro |
Testwagenpreis | 42.050 Euro |