Starke Optik mit 280 PS: Die Alfa Romeo Giulia Veloce TI im Fahrbericht.
Schlaflose Nächte hat Alfa Romeos Giula Quadrifoglio sicherlich einigen Kaufinteressenten schon bereitet. Die nach einer Probefahrt wachliegen und hadern. Die der Optik und der brachialen Gewalt verfallen sind. Die aber auch noch eine Portion Ehrfurcht vor 510 PS auf nur zwei angetriebene Hinterräder verspüren.
Wenn es doch nur eine Quadrifoglio-Light-Version gäbe. Gäbe? Es gibt sie. Mit dem Namen Alfa Romeo Giulia Veloce TI. Das traditionelle Kürzel TI, das für „Turismo Internationale“ steht, bringt die weltlichen Modellversionen optisch nah an das pornöse Sportmodell heran.
Karbonelemente am Scudetto genannten Kühlergrill, den Seitenschwellern und in Form einer Spoilerleiste auf dem Kofferraumdeckel sind die Reizwäsche, die der Giulia Veloce (dann irgendwie ja nicht) die Krone aufsetzen. Auch im Innenraum gibt es entsprechende Einlagen vor dem Beifahrer und in der Mittelkonsole.
Die Sportsitze mit Leder-Alcantara-Bezug bieten perfekten Seitenhalt und fesseln den Fahrer in eine perfekte Position hinter dem Dreispeichenlenkrad. Dessen Bewegungen werden vom im TI serienmäßigen Navigationssystem mit 8,8-Zoll-Display eingeflüstert und über 19-Zoll-Räder auf den Asphalt gebracht, nachts leuchten stärkere Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion den Weg.
Damit ist die Mehrausstattung der Giulia Veloce TI im Vergleich zum regulären Veloce-Modell abgehandelt, die einen Teil des üppigen Aufpreises von 7.000 Euro relativiert. Räder, Navi und Licht kommen auf 3.000 Euro Mehrpreis, der Rest geht also auf das Konto der Optik (Reminder: Speichelfaden von Lippe und Kinn wischen) und der Bestuhlung.
Technisch gibt es keine Unterschiede. Neben dem auch nach der Umstellung auf Euro 6d-Temp weiterhin 210 PS starken 2,2 Liter-Diesel macht vor allem der 280 PS starke Turbobenziner mit zwei Litern Hubraum an.
Echt jetzt? Ein profaner Vierzylinder soll Körper und Geist in Wallung bringen? Ja, macht er. Herrlich vorlaut und ungestüm klingt er außen und innen, ohne künstlich laut zu wirken. Das hellwache Ansprechverhalten und die Leistungsbereitschaft auf jeglichen Drehzahl- und Geschwindigkeitsregionen heraus überzeugen auch einige Zeit nach dem ersten Alltagstest . Gleiches gilt für die Lenkung und die Integration des Fahrers.
Eine Fahrmaschine ist Giulia auch mit 280 PS, hurtig und mit Allradantrieb ganzjahrestauglich. Also gleichermaßen Pistenhase wie Bikinischönheit. Die ihren Preis hat. Das träge Infotainmentsystem steckt man weg, den hohen Benzinverbrauch auch (Vielfahrer leasen den Diesel). Die bei hohem Tempo stark flatternde Motorhaube aber fordert (zu) viel Urvertrauen in den Fanghaken.
59.500 Euro Grundpreis sind selbstbewusst kalkuliert. Der Testwagen kommt auf 64.180 Euro. Viel Geld für eine Mittelklasselimousine. Unbezahlbar ist jedoch die Emotion, die von ihr ausgeht. Und jetzt mal schöngeredet: Wer genug Eier in der Hose hat, auf das Quadrifoglio-Modell zu verzichten, spart mit der Giulia Veloce TI über 20.000 Euro. Auch wenn das nicht wirklich das ausschlaggebende Argument für „TI amo“ sein wird.
Technische Daten
Alfa Romeo Giulia Veloce TI 2.0 Turbo |
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Hubraum | 1.995 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 206 kW / 280 PS bei 5.250 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 2.250 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,4 Liter |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 10,5 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Pirelli Winter Sottozero 225/45 R19 v. / 255/35 R19 h. |
Leergewicht | 1.605 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.643 / 1.860 / 1.438 mm |
Grundpreis | 59.500 Euro |
Testwagenpreis | 64.180 Euro |