Erste Fahrt im neuen Audi e-tron Sportback, der Coupé-Variante des elektrischen SUV.
Wer hat das SUV-Coupé erfunden? BMW mit dem X6? Falsch! Als der Bayer „made in USA“ 2008 auf den Markt kam und für teilweise Verwirrung sorgte, fuhr der koreanische Ssangyong Actyon schon zwei Jahre über die Straßen. Oder auch nicht, denn die Stückzahlen waren eher homöopathisch.
Audi zog erst viel später nach, 2018 mit dem großen Q8 und ein Jahr später mit dem kompakten Q3 Sportback. Beim Elektroauto hätte es mit der Pionierrolle in Sachen SUV-Coupé fast geklappt, wenn man nicht das Schrägheck des Tesla Model X vor Augen hat. Sei´s drum. Der Audi e-tron bekommt einen Bruder mit dem Beinamen Sportback.
Der e-tron Sportback im Video
Der schräge Abschluss des SUV steht dem e-tron gut. Zwei Zentimeter flacher ist der e-tron Sportback im Vergleich zum Steilheckmodell. Der Kofferraum verliert 45 Liter Volumen, misst mit aufgestellter Lehne der Rücksitzbank 615 statt 660 Liter. Im Fond reicht die Kopffreiheit auch für lange Menschen mit hohen Köpfen.
Der Rest des Autos entspricht dem bekannten e-tron-Format. Fahrer und Beifahrer blicken auf ein markentypisches Armaturenbrett mit drei Monitoren, der Fahrer zudem je nach Ausstattung noch auf ein Head-up-Display, das seine Informationen in die Windschutzscheibe spiegelt.
Wie ein Fahranfänger fühlt man sich auf den ersten Kilometern im Audi e-tron, wenn die optionalen Kameras anstelle von Außenspiegeln geordert wurden. Es dauert (s)eine Zeit, bis das Auge nicht nur automatisch in das jetzt leere Dreieck am Fensterrahmen blickt, sondern den (zu) tief liegenden Monitor in der Türverkleidung anvisiert.
Das Kamerabild ist, unabhängig vom Lichteinfall, gestochen scharf, Seitenblinker und Informationen des Toter-Winkel-Warners werden am Rand angezeigt. In seiner ingeniösen Leistung und der hochwertigen Ausführung passt diese Option gut zum technisch anspruchsvollen Elektro-Audi.
408 PS für acht Sekunden
Als e-tron 55 Quattro liefert er, von zwei Asynchron-Elektromotoren angetrieben, wenn es sein muss 300 kW (408 PS) maximale Leistung. Sie stehen im Fahrmodus „S“ für maximal acht Sekunden als Boost zur Verfügung, das Drehmoment liegt dann bei 664 Nm. Der Leistungsgipfel für 60 Sekunden liegt bei 265 kW / 360 PS und 561 Nm. Wie, nur 60 Sekunden?
Wenn man sich mal vorstellt, dass der über 2,5 Tonnen schwere Audi e-tron Sportback in 6,6 Sekunden (5,7 Sekunden im Boost) auf 100 km/h beschleunigt, wird deutlich, dass diese Minute zum Saurauslassen mehr als genügt. Eher sind die 200 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht, bei der die Elektronik abregelt. Außerdem macht das Thermomanagement eines Elektroantriebs solche Dauerbelastungen auch nicht mit.
Komfortables Reiseauto
Schnell lernt man die Dynamik des Audi zu schätzen, findet aber noch mehr Gefallen an der beachtlichen Ruhe. Kaum Wind- und keinerlei Abrollgeräusche dringen in den Innenraum, zumindest mit den am Testwagen montierten Winterrädern mit 20-Zoll-Felgen. Eigentlich gehören 21-Zöller ans Auto, das hier als exklusive „Edition One“ in der Lackfarbe Plasma Blue vorfährt. Die Sport-Luftfederung teilt auch im Dynamic-Modus keine harten Schläge aus, man wähnt sich fast wie auf einem fliegenden Teppich.
Das digitale Matrix-LED-Lichtsystem konnte auf den ersten Probefahrten mit dem Audi e-tron Sportback, die tagsüber stattfanden, noch nicht ausprobieren. Es kostet, wie vieles, Aufpreis. Wer sich den e-tron leisten kann, dürfte aber nicht allzu oft aufs Geld schauen müssen. Wer sich dann noch für den schicke(re)n Sportback entscheidet, erst recht nicht. 2.250 Euro Aufpreis kostet das Flachdach, die Basis als 50 Quattro (230 kW, kleinere 71 statt 95 kWh Batterie) startet bei 71.350 Euro. Das Sondermodell „Edition One“ ist nicht in der offiziellen Preisliste, aber beim Händler für „über 100.000 Euro“ bestellbar.
Fazit zum Audi e-tron Sportback
Mit schrägem Heck gewinnt der Audi e-tron optisch deutlich, wird dafür aber nochmals teurer. Zumindest die verbesserte Aerodynamik des Sportback, die laut Hersteller bis zu 10 Kilometer zusätzliche Reichweite bringt, kann man als rationales Argument heranziehen. Ansonsten bleibt das Schwärmen. Auch nicht verkehrt.
Technische Daten
Audi e-tron Sportback 55 Quattro |
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Maximale Leistung kW / PS | 300 kW / 408 PS (acht Sekunden, Boost) |
Batterie | Lithium-Ionen, 95 kWh (brutto) |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 26,0 - 21,9 kWh (WLTP) |
Leergewicht | 2.555 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.800 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.901 / 1.935 / 1.629 mm |
Grundpreis | 83.150 Euro |