Citroën Oli Die Zukunft ist unterwegs

Der Citroën Oli im Fahrbericht mit Video-Review.

Die französische Marke Citroën macht vieles anders als andere. Das gilt hier sowohl für das Concept Car als auch für die Präsentation der Studie. Während Hersteller wie Mercedes-Benz neue Effizienzrekorde für Elektroautos mit großen Modellen wie dem EQXX präsentieren, fährt hinter dem neugestalteten Doppelwinkel ein Leichtbau-Stadtauto vor. Das darf man auch fahren. Nicht etwa auf abgesperrter Strecke oder im Tross von Begleitfahrzeugen, sondern im dichten Stadtverkehr. Dazu kommen wir gleich, kümmern wir uns erst einmal um die Studie Citroën Oli.

Der Citroën Oli im Video (ab 13.12.)

Auf die bestehende e-CMP-Basis, die auch die Elektroversionen von Opel Corsa, Peugeot 208 und Citroën C4 trägt, stülpen die Designer und Ingenieure ihre Vorstellung von einem Stadtauto der Zukunft. Eines vorweg: Auf Bildern wirkt der kantige Oli wesentlich größer, als es die nackten Zahlen verraten. Mit einer Länge von 4,20 Metern ist er nur unwesentlich platzraubender als die meisten modernen Kleinwagen.

Die Speicherkapazität des Akkus im Fahrzeugboden wurde auf 40 kWh verkleinert. Trotzdem soll der Oli damit bis zu 400 Kilometer weit stromern können. Als Verbrauchswert werden also 10 kWh pro 100 Kilometer angepeilt. Ermöglichen soll das konsequenter Leichtbau, der das Zielgewicht des Fahrzeugs auf 1.000 Kilogramm drückt. Nur mal zur Einordnung: In manchen großen Elektro-SUV bringen Akku und Antrieb allein dieses Gewicht auf die Waage.

Stabiles Karton-GFK-Sandwich

Die Karosserie des Citroën Oli besteht zu großen Teilen aus Kunststoff. Die vordere Haube über dem „Frunk“ und das Dach nutzen eine von BASF zugelieferte Sandwich-Struktur aus GFK und Wabenkarton (Pappe). Das Endprodukt ist stabil und rutschfest. Sollte man also mal das Bedürfnis verspüren, seinem Auto auf das Dach zu steigen – der Oli nimmt es nicht krumm. Neben Leichtbau stand auch Nachhaltigkeit im Fokus der Entwickler. Viele Bauteile bestehen aus Recycing-Material. Die Laufflächen der Reifen lassen sich zweimal runderneuern, bevor die Pneus ausgetauscht werden müssen.

Wie schon beim kleinen Leichtfahrzeug Citroën Ami , der hierzulande von der Konzernschwester als Opel Rocks-e verkauft wird, nutzt der Oli für die Karosserie viele Gleichteile. Türen, Scheiben und Radlaufleisten sind stets gleich. Damit lässt sich die Produktion verschlanken. Außerdem müssen weniger Ersatzteile vorgehalten werden, was für einen effizienteren Materialeinsatz sorgt.

Das Auto für eine halbe Ewigkeit?

Citroen Oli Fahrbericht Test Nachhaltigkeit Umwelt Video Review

Der Innenraum präsentiert sich zweckmäßig und pflegeleicht. Die Materialien lassen sich leicht abwaschen und austauschen. Das bringt ganz neue Möglichkeiten im Bestreben, den Lebenszyklus eines Autos zu verlängern. Nach einigen Jahren kann man beispielsweise die Farbe des Interieurs wechseln.

Auch veraltete Infotainment-Technologie soll dem nicht im Weg stehen. Es gibt nämlich keine. Das Smartphone des Fahrers, auf dem eine Auto-App installiert wird, dient als Multimediaeinheit, Musik oder Podcasts kommen aus zwei herausnehmbaren Bluetooth-Lautsprechern. Unter der senkrecht stehenden Windschutzscheibe zeigt eine schmale Display-Leiste fahrrelevante Informationen wie den animierten Tacho.

Der Konzentration auf das Wesentliche, nämlich dem Einsatzzweck des Citroën Oli als Stadtauto, trägt auch die auf 110 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit Rechnung. Die erreiche ich heute nicht. Mit bis zu 50 km/h lässt es sich aber gut im dichten Verkehr der Frankfurter Innenstadt mitschwimmen. Sofern man das sagen kann, wenn Passanten, Radfahrer und Autoinsassen ihre Telefone zücken und das fremdartige Auto aus der Zukunft fotografieren oder filmen wollen.

Weniger ist mehr

Citroen Oli Fahrbericht Test Nachhaltigkeit Umwelt Video Review

Die steil stehenden Scheiben sorgen für eine gute Rundumsicht, nebenbei kann im Sommer somit viel Klimaanlagen-Leistung eingespart werden. Auf der 3D-gedruckten Wabenstruktur der Sitzlehne ist es bequemer als gedacht. Den „Advanced Comfort“-Gedanken der Sitze reduziert Citroën beim Oli auf Federkissen im Sitzrahmen. Nur acht Bauteile lassen die Stühle für Fahrer und Beifahrer entstehen. Im Citroën C5 X sind es bis zu 32 Einzelteile pro Sitz.

Das Tacho-Display unter der Scheibe ist gut ablesbar. Die Blinkeranzeige beim Abbiegen nach rechts ist aber unnötig weit weg. Sie liegt unter dem rechten Rand der Windschutzscheibe, also fernab des Fahrer-Blickfelds. Federung und Geräuschkomfort sind bei einer als Showcar konzipierten Studie wie dem Citroën Oli freilich eher rustikal. Trotzdem stolpert der Oli nicht zu steifbeinig über Unwägbarkeiten des Straßenbaus.

Fazit

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Der Citroën Oli nimmt kein spezielles Serienmodell vorweg. Die Studie zeigt aber, wie die Franzosen Leichtbau und Nachhaltigkeit in künftige Autos einfließen lassen wollen. Das erhöht nicht nur die Effizienz, sondern auch verlängert auch die Lebensdauer eines Autos. Denn jedes Auto, dass länger genutzt wird, ist umweltfreundlicher als eines, das noch gebaut werden muss. Kann die Idee eines neuen Gebrauchtwagenmarkts mit frischem Innenraum oder Technik-Update funktionieren?

Designdetails wie die eckigen Leuchten dürften, wie auch das neue Logo, schnell bei Neuerscheinungen von Citroën zu sehen sein.

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Dani Heyne (7), Matthias Gill