Mit dem Ford Edge auf Kreuzfahrt.
Es gibt sie noch, die Menschen, die um „die große Baureihe“ trauern. Die früher die Statussymbole der gutbürgerlichen Mitte gefahren sind, bei denen Rekord und später Omega oder Granada und dann Scorpio auf dem Heckdeckel standen (Lust auf einen Exkurs? Eine Erfahrung mit dem Ford Scorpio gibt es hier zu lesen ).
Mit der nachgewachsenen Generation von Firmenwagenfahrern hat diese Generation etwas gemeinsam, man sitzt gerne höher und fährt SUV. Vorteil für Ford. Denn während Opel noch an einem kommenden Topmodell mit dem Projektnamen Monza herumdoktert, greift Ford in den gut sortierten Baukasten der amerikanischen Kollegen.
Der Ford Edge wird in seiner zweiten Generation seit diesem Jahr offiziell auch in Deutschland angeboten. Und das nicht nur als halbgarer Alibi-Import, sondern in einer für Europa adaptierten Version. Es gibt ihn bei uns nur als Diesel, handgeschaltet mit 180 PS und mit Doppelkupplungsgetriebe und 210 PS. Die stärkere Ausbaustufe steht zur Ausfahrt bereit.
Schon auf den ersten Metern untermauert der Edge seinen Anspruch auf die Krone des Markenflaggschiffs. Aus der Fahrerperspektive wirkt er breit und massig, mehr als es die 1,93 Meter Außenbreite in das Datenblatt diktieren.
Wie ein großes Schiff lenkt man den Edge also aus dem Hafen und nimmt Kurs in Richtung Horizont. Dabei bleibt man, es ist eben kein Jet Ski, immer gelassen. Der Zweiliter-Vierzylinder verliert warmgefahren und vor allem im Teillastbetrieb seinen grummeligen Ton. Trotz der 19-Zoll-Felgen des Testwagens zieht das Fahrwerk den Asphalt unter dem Auto scheinbar glatt. Ohne Wellengang gleiten wir also durch den Tag, während das bekannte Ford-Navigationssystem den Kurs vorgibt.
Jeden Anflug von Hektik verbittet sich, wie das ganze Auto, auch das Doppelkupplungsgetriebe. Statt zackiger Gangwechsel gleitet es von einer Fahrstufe in die nächste, wird damit dem Kreuzfahrtcharakter des Edge gerecht. Dabei genießen die Passagiere auf den vorderen und hinteren Plätzen viel Freiraum. Lediglich die im Rückenbereich unerwartet schmalen Lehnen der Vordersitze trüben das Komfortempfinden auf langen Strecken ein wenig.
Neues Gestühl wäre ein prima Job für ein Facelift, bei dem man auch gleich einmal die Kunststoffoberflächen im Cockpit genauer unter die Lupe nehmen sollte. Natürlich entscheidet man sich bei einem Ford Edge bewusst gegen eines der überteuerten Premiumfabrikate. Dennoch verkörpert der große Amerikaner vor allem in der Titanium-Ausstattung und bei einem Testwagen-Preis von über 58.000 Euro durchaus Ansprüche, denen auch die Haptik im Innenraum gerecht werden darf.
Von außen schindet der Edge schon jetzt mächtig Eindruck. Das klare Karosseriedesign mit dem großen, silbernen Kühlergrill und einem schrägen Heck, das anderswo als superaktives SUV-Coupé gefeiert werden würde, kommt an. Nicht nur bei der eingangs erwähnten gereiften Generation an Ford-Fahrern, sondern auch beim jungen SUV-Kunden mit Firmenwagenberechtigung. Wer trotz allem Selbstbewusstsein nicht auf Premium verzichten kann, dem sei der Ford Edge in der kommenden Luxusversion namens Vignale empfohlen.
Am Ziel angekommen, muss man das Flaggschiff nicht am Steg festmachen, Wählhebel auf P und Druck auf die Start/Stopp-Taste reicht. Dann hört man sanft den Dieselkraftstoff im Tank schwappen. Als ob Salzwasser den Rumpf eines Ozeanriesen streichelt und ihm die Erinnerungen an die Atlantiküberquerung abwäscht.
Technische Daten
Ford Edge 2.0 TDCi Bi-Turbo Titanium |
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Hubraum | 1.997 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 154 / 210 bei 3.750 U/min |
Max. Drehmoment | 450 Nm bei 2.000 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 211 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,8 Liter |
Länge / Breite / Höhe | 4.808 / 1.928 / 1.686 mm |
Grundpreis | 50.100 Euro |
Testwagenpreis | 58.454 Euro |