Der Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid im AUTONOTIZEN-Alltagstest. Zwei Antriebe und gemischte Gefühle.
SUV hin oder her. Ein ordentlich gemachter Kompaktwagen schafft es immer noch, den meisten Ansprüchen an ein Automobil gerecht zu werden. Der Kia Ceed gilt, insbesondere in der aktuellen Modellgeneration, als ein Paradebeispiel dafür. Entsprechend breit ist die Modellpalette, die vom Fünftürer, den Kombi namens Sportswagon über den flacheren ProCeed (manche sagen Shooting Brake) bis zum SUV-Crossover (also doch!) XCeed reicht. Nach Benzinern und Dieselmotoren, die als 48V-Mildhybrid ins Jahr 2020 fahren, kommt jetzt Plug-in-Hybrid dazu.
Der Ceed SW PHEV im Video-Review
Den elektrifizierten Ceed gibt es als XCeed und als Sportswagon (SW), der damit der erste Kompaktkombi als Plug-in-Hybrid ist. Wettbewerber wie der Seat Leon Sportstourer eHybrid oder der Skoda Octavia eHybrid starten erst in einigen Monaten. Kompakte Kombis weden oft als Firmenwagen genutzt. Aufgrund der Vorteile bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils rückt der PHEV (Plug-in Hybrid Vehicle) für viele Kunden umso mehr in den Fokus.
Feine optische Unterschiede
Auf den ersten Blick bemerken nur Kenner die Unterschiede des Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid im Vergleich zu den reinen Verbrennermodellen. Der gut 4,60 Meter lange Fünftürer mit zwei Herzen trägt den Kühlergrill geschlossen und Stoßfänger an Front und Heck, deren Design dem der GT-Line -Modelle mit schwarzen Einlagen entspricht.
Dennoch tritt der Kia Ceed SW PHEV (man gestatte die Kettung von Abkürzungen, mfg, Anm.d.V.) zurückhaltend auf, vor allem im „Deluxeweiß Metallic“ (Option für 790 Euro Aufpreis) des Testwagens.
Wenn man so um das Auto herumschleicht und in das Auto hineinklettert, offenbaren sich auch sonst kaum Auffälligkeiten. Eine kleine Kante hinten links im Kofferraum ist zu sehen. Ein Hinweis darauf, dass das Ladevolumen des Kombis von 625 bis 1694 (Diesel und Benziner) auf 437 bis 1.506 Liter sinkt. Das ist im Alltag übrigens weniger dramatisch, als es die nackten Zahlen vermuten lassen. Den Raum verliert der Hybrid unter dem doppelten Ladeboden, weil dort der Platz für die Ausläufer des unter der Rücksitzbank montierten Lithium-Ionen-Akkus benötigt wird. Wer seinen Kombi also nicht immer bis zum letzten Zentimeter der zusätzlichen Staufächer belädt, dürfte auch mit dem Plug-in-Hybrid klarkommen.
Antrieb aus dem Hyundai Ioniq PHEV
Der lädt natürlich nicht nur über die Heckklappe, sondern auch über den Stecker. Die Ladeklappe steckt im linken vorderen Kotflügel. Das ist bei vielen Plug-in-Hybriden der Fall, die sich damit vornehmlich für die Strombetankung an der heimischen Wallbox eignen. Denn wer in der Stadt längs am Fahrbahnrand parkt und eine Ladesäule benutzen will, muss das Kabel je nach Länge und Fahrzeugposition zum Anschluss quer über die Motorhaube spannen. Kratzer im Lack sind vorprogrammiert.
Eine ganz weiße Weste hat der Kia Ceed SW PHEV trotz der Farbe übrigens nicht. Das liegt am aus dem Konzernregal übernommenen Antriebsstrang und seiner Peripherie. Beides wird auch im Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid eingebaut.
Wie dort fehlt auch im Kia ein Zuheizer. Das Resultat: Sobald nur etwas Heizleistung für den Innenraum benötigt wird, schaltet sich direkt nach dem Start der Verbrenner ein. Lokal emissionsfreies und relativ lautloses Herausstromern aus dem Wohngebiet klappt so oft nicht. Erst, wenn alles „auf Temperatur“ ist, schaltet sich der Verbrenner aus. Meist ist man dann schon auf der Landstraße oder Autobahn, wo der Kia dann bis 130 km/h elektrisch fahren kann. Vor dem Büro oder bei den Verwandten fährt man dann aber wieder mit dem Geräusch des Vierzylindermotors vor, weil der 8,9 kWh gro0e Akku unterwegs leergesogen wurde.
52 Kilometer elektrische Reichweite im Test
Fahrprogramme zum Halten des Batterie-Ladestands oder gar dessen Aufladung durch den Verbrenner gibt es im Kia Ceed SW nicht. Das wirkt somit ein wenig uninspiriert, was eigentlich nicht zum sonst so gut durchachten Kia Ceed passt.
Wenn die Rahmenbedingungen passen, lassen sich aber ordentliche Reichweiten mit elektrischer Fahrt erzielen. Im Test schaffte der Kombi mit eingeschalteter Klimaanlage (Position „Driver Only“, 21 Grad bei 18 Grad Außentemperatur) und vollem Akku immerhin 52 Kilometer, bevor sich der Benziner zuschaltete. Das ist schon ziemlich nah an den 55 Kilometern nach Norm, die Kia mit 17-Zoll-Felgen angibt.
104 kW / 141 PS beträgt die Systemleistung. Der Elektromotor serviert maximal 44,5 kW (60,5 PS) und 170 Newtonmeter Drehmoment. Das reicht für den städtischen Verkehr. Wird, weil der Strom zur Neige geht oder mehr Leistung bei höheren Geschwindigkeiten abgerufen wird, der 1,6 Liter große Vierzylinder zum Dienst gerufen, wird es zäh. Der Sauger mit 105 PS reißt keine Bäume aus, klingt zudem oft angestrengt.
Dazu kommt ein teils rustikaler Fahrkomfort, vor allem bei langsamer Fahrt über schlechte Straßen. Der an sich angenehm-straff abgestimmte Ceed SW wirkt durch das höhere Eigengewicht des Plug-in-Hybrids mit seiner Batterie hierbei zu steifbeinig.
Wiedergutmachung betreibt der Kia Ceed SW PHEV an der Tankstelle. Im Testalltag reichten ihm bei frühsommerlichen Temperaturen neben dem Strom (circa 17 kWh/100 km) knapp über zwei Liter Superbenzin auf 100 Kilometer. Der im Winter getestete Hyundai verbrauchte, da öfter geheizt werden musste, 3,8 Liter Benzin.
Was kostet der Plug-in Hybrid?
Ab 34.990 Euro kostet der Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid in der Ausstattungslinie Vision. Zum Test trat er als Spirit (Grundpreis 36.190 Euro) mit einigen Optionen zum Listenpreis von 39.750 Euro an. Ein vergleichbarer Benziner als 1.4 T-GDI mit Doppelkupplungsgetriebe kostet 7.800 Euro weniger. Nach Abzug der Umweltprämie in Höhe von 4.927,50 Euro (inklusive der Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil) liegt der Preisunterschied bei 2.872,50 Euro.
Das kann einem, je nach Fahr- und Streckenprofil, der geringe Verbrauch des Plug-in-Hybriden schon Wert sein. Das gute Gewissen und seine Demonstration nach außen hin wird den Geldbeutel aber nicht so schnell öffnen, dafür läuft einfach der Benziner zu oft und zu oft im „unpassenden Moment“.
Fazit zum Kia Ceed SW PHEV
Egal, welcher Antrieb unter der Motorhaube steckt: Der Kia Ceed ist auch als Kombi mit dem Namen Sportswagon (SW) ein gut durchdachtes und gut gemachtes Auto. Als Plug-in-Hybrid wirkt er Antriebsseitig aber etwas lustlos zu Ende gedacht und dürfte vor allem aus rein rationalen Gründen gekauft werden. Fahrspaß stellt sich kaum ein. Dafür passt der Energieverbrauch.
Technische Daten
Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid Spirit |
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Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Hubraum | 1.580 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 77 kW / 105 PS bei 5.700 U/min |
Max. Drehmoment | 147 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 44,5 kW (60,5 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 170 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 104 kW / 141 PS, 265 Nm |
Batterie | 8,9 kWh Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 10,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 120 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 171 - 200 km/h (je nach Akku-Ladung) |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 9,3 - 11,3 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,1 - 1,3 Liter |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | circa 17 kWh |
Verbrauch real auf 100km | circa 2,0 Liter |
Leergewicht | 1.601 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.300 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.605 / 1.800 / 1.465 mm |
Grundpreis | 36.190 Euro |
Testwagenpreis | 39.750 Euro |