Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Den werden wir öfter sehen

Trotz Ecken und Kanten: der neue Kia Stonic ist ein rundes Angebot.

Alle wollen einen haben. Die Kunden in der heimischen Garage, die Händler in ausreichender Stückzahl auf dem Hof und die Hersteller im Modellprogramm. Die Rede ist vom Kleinwagen-SUV-Crossover. Als neuester Mitbewerber im Wachstumssegment schlägt Ende September der Kia Stonic auf.

Mit einer Länge von 4,14 Metern und 1,76 Metern Breite (ohne Außenspiegel) passt das neueste Modell der koreanischen Marke ebenso gut in die Normgarage wie auf innerstädtische Parkplätze. 1,52 Meter Höhe versprechen die immer häufiger gewünschte hohe Sitzposition.

Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Fahrbericht

Die Technik teilt sich der Kia Stonic mit dem Kleinwagenbruder Rio. Der Radstand beträgt bei beiden 2,58 Meter. Das macht den Rio zu einem der geräumigeren Kleinwagen und sorgt auch beim Stonic für viel Sitzkomfort vorne und hinten. Auf dem Fahrerplatz freuen sich vor allem große Menschen über die relativ schmale Mittelkonsole und den darauf resultierenden breiten Fußraum.
Darüber thront das aus dem Rio bekannte Armaturenbrett. In anderen Worten: Typisch Kia ist alles gut erreich- und bedienbar, an die anfänglich verwirrende Knopfflut am Multifunktionslenkrad haben sich auch Markenneulinge nach zwei, drei Kilometern gewöhnt. An der linken Speiche bedient man Telefon und Audiosystem, rechts die (nicht bei allen Versionen serienmäßige) Geschwindigkeitsregelanlage.

Das freistehende 7-Zoll-Display über der Mittelkonsole ist übrigens in allen Modellvarianten des Kia Stonc Serie und sorgt der Fingerdruck für eine gute Bedienbarkeit des Infotainment-Systems. Auch schon im Basismodell lassen sich hier Smartphones per Android Auto und Apple Car Play integrieren.

Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Fahrbericht

Das macht ein fest verbautes Navigationssystem eigentlich überflüssig, es ist auch erst in der höchsten Stonic-Ausstattungsvariante namens Platinum Edition serienmäßig.

Ein entsprechend ausgestatteter Stonic stand für die erste Testfahrt zur Verfügung. Unter der Haube des trist-grauen Exemplars, an dem die gerade so hippe Individualisierung mit 29 Lackfarben, davon 20 mit Kontrasttönen für Dach und A-Säulen, steckte das geplante Volumenmodell geplanten 40% Verkaufsanteil in Deutschland: der Einliter-Dreizylinder Turbobenziner mit 120 PS und manuellem Sechsganggetriebe. Wie schon im Konzernkollegen Hyundai i20 überzeugt das Aggregat auch im Kia Stonic. Der T-GDI hängt wach am Gas, das maximale Drehmoment von 172 Nm liegt über ein breites Band zwischen 1.500 und 4.000 Umdrehungen pro Minute an. Da wird der sechste Gang schnell zum Dauerzustand, selbst innerorts.

Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Fahrbericht

Bei höheren Drehzahlen zeigt der Klang aus dem Motorraum, dass hier ein Zylindertrio vor sich hin knattert, unangenehm wird das aber nie. Bis ca. 160 Stundenkilometer beschleunigt der Kia Stonic 1.0 T-GDI freudig, erst dann wird es zäh, bis das Höchsttempo von 185 Sachen erreicht ist. Selbst dann bleibt die Lenkung ziel- und der Geradeauslauf narrensicher. Lediglich die lauten Abrollgeräusche und das sparsam eingesetzte Dämmmaterial zur Abschirmung des Motors vom Passagierabteil lassen bei längeren Etappen auf der Bundesautobahn die Mundwinkel nach unten wandern.

Zurück also in das eigentliche Revier des Stonic, die Stadt. Hier muss der ebenfalls angebotene 1,4 Liter Saugbenziner mit 99 PS zum Vergleich antreten. Und er zeigt: Auch ohne Zwangsbeatmung kann man dieser Tage noch glücklich sein. Extrem laufruhig spielt er das Lied von „mehr Hubraum, mehr Zylinder“ und harmoniert hervorragend mit dem Sechsganggetriebe. Klar fehlt der Nachdruck des Turbos, richtig langsam kommt man mit dem frei atmenden Motor aber keineswegs vom Fleck. Wer also größtenteils in der Stadt und dem Speckgürtel unterwegs ist, sollte durchaus beide Versionen einmal Probefahren, wobei der Aufpreis von nur 1.000 Euro zum T-GDI den Aufstieg schon sehr schmackhaft macht. Der Turbo-Stonic wird übrigens als einziger Motorvariante ab Sommer 2018 auch mit Kias 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe angeboten werden. Neben den beiden genannten Motoren gibt es noch einen 1,2 Liter Vierzylinder mit 84 PS und einen 1,6 Liter Diesel mit 110 PS (erster kurzer Eindruck: extrem laufruhig).

Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Fahrbericht

Stört denn nichts so richtig am und im Kia Stonic? Leider doch: Während das Hartplastik auf dem Armaturenbrett und an der Mittelkonsole im Autofahreralltag durchaus hinnehmbar wird, wirkt die aus einem großen, ebenso harten, Kunststoffstück gefertigte Türverkleidung wenig einladend. Wenn sich der Kia Stonic in den beiden höheren Ausstattungsvarianten Spirit und Platinum Edition schon mit Kontrastfarben außen und Farbakzenten innen (Empfehlung: Der Spirit mit Stoff-/ Ledersitzen und orangen oder hellgrünen Akzenten) aufhübschen lässt, sollte man zumindest als Teil dieser Zusatzausstattung noch einmal über Stoffeinlagen in den Türen nachdenken.

Zusammen mit dem ärgsten Widersacher Renault Captur (ab 15.990 Euro) liegt der Kia Stonic mit seinem Einstiegspreis für das Modell Edition 7 von 15.790 Euro auf auf sehr günstigem Niveau und merklich unter Opel Crossland X (16.850 Euro) und Peugeot 2008 (17.550 Euro). Das wachsende Angebot an Sicherheits- und Komfortextras sowie interessante Antriebe wie der 1.0 T-GDI lassen den Kurs für den Kia Stonic aber schnell über 20.000 Euro klettern. Der gefahrene Stonic Plantinum Edition kam inklusive Metalliclackierung und induktiver Ladeschale für das Smarthphone gar auf 24.010 Euro.

Kia Stonic 1.0 T-GDI und 1.4 Fahrbericht

Viel Geld, klar. Aber nicht zu viel. Denn als Gegenwert bekommt der Käufer ein sehr ansehnliches, gut verarbeitetes SUV mit ordentlich Platz und sieben Jahren Garantie. Bei der richtigen Farbwahl legt der Stonic dann auch die im nicht zuträgliche Seriosität ab, ohne albern zu wirken.

Hut ab, Kia. Wobei das gar nicht nötig ist – so ein SUV bietet auch für die Kopfbedeckung ausreichend Luft unterm Dach.

Das Video zum Kia Stonic 1.0 T-GDI findet Ihr unter der Bildergalerie

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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad