Laufruhig wie ein Benziner, sparsam wie ein Diesel: Alltagstest des Mazda3 Skyactiv-X.
Es liegt nicht am leuchtenden Magmarot allein, sondern vielmehr an der Arbeit der Mazda-Designer: Selbst neun Monate nach Marktstart sorgt der Mazda3 noch für verdrehte Köpfe und anerkennende Blicke im Straßenverkehr. Der Mut, das Kai Concept der Tokyo Motor Show 2017 weitestgehend in ein Serienauto zu übersetzen, darf anerkannt werden.
Fast schon untypisch für die sonst so stark um Konsens bemühten Asiaten sind die Kompromisse, die der Mazda3 von seinen Kunden fordert. Die schicke Form des 4,46 Meter langen Fünftürers mit der dominanten C-Säule bietet wenig Platz im Fond und einen Kofferraum in der Größe mancher Kleinwagen. Die flache Dachlinie erschwert den Zustieg und mit der Übersichtlichkeit zur Seite und nach hinten hat der 3er auch nicht so viel am Hut.
Der Mazda3 im Video-Review
Das Laufsteg-Model der Kompaktklasse gibt sich klar als Fahrerauto. Auf dem Platz vorne links profitiert man von einer fast perfekten Position auf dem angenehm geschnittenen Sitz und fühlt sich sofort bestmöglich ins Auto integriert. Zur kompletten Serienausstattung des Mazda3 zählen schon im Basismodell ein richtiges Head-up-Display, ein 8,8 Zoll großes Infotainmentdisplay mit Navigationssystem, Apple CarPlay und Android Auto sowie Fahrassistenten zum Halten von Abstand und Spur. Nur die beiden zum Marktstart angebotenen Motoren, ein 1.8 Diesel mit 116 PS und ein zwei Liter großer Saug-Benziner mit 122 PS, wirkten in den Augen mancher Interessenten etwas deplatziert.
Wie funktioniert der Skyactiv-X?
Im Herbst 2019 kam Abhilfe in Form des neuen Topmodells Mazda3 Skyactiv-X. Hinter der neuen Motorbezeichnung verbirgt sich ein weltweit erstmals eingesetztes Verbrennungsmotorkonzept, das die Vorteile von Benzinern und Dieselmotoren vereint. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich beim Skyactiv-X um einen teilweise selbstzündenden Benziner. In die Brennräume wird eine kleine Menge Kraftstoff eingespritzt und dieses Gemisch von einer Zündkerze zur Explosion gebracht.
Die Entzündung im Umfeld der Zündkerze reicht zusammen mit der Schaufelarbeit eines Kompressors aus, um das hoch verdichtete Kraftstoff-Luft-Gemisch im gesamten Zylinder anzufeuern. Das ist dann der selbstzündende Teil. Nur bei Volllast ändert der Motor die Menge des eingespritzten Treibstoffs (Mazda empfiehlt für den Skyactiv-X explizit E10-Sprit) und arbeitet dann wie ein herkömmlicher Benziner.
Im Alltag erkennt man das durch orange eingefärbte Kolben-Umrisse im zentralen Display und das Erlöschen der SPCCI-Anzeige (Spark Controlled Compression Ignition / per Zündkerze kontrollierte Kompressionszündung). Das passiert aber nur bei Vollgas ab knapp 5.000 U/min. Im Umkehrschluss bedeutet das: Fast immer fährt der X im sparsamen Bereich.
In der Tat liegt der Alltagsverbrauch bei günstigen 6,7 Litern im gemischten Fahrbetrieb mit Stadtverkehr, viel Landstraßen und auch zügigen Autobahnetappen. Das sind 900 Milliliter über der WLTP-Norm und für einen 132 kW / 180 PS starken „Benziner“ (ja, also, wie jetzt?) ein prima Wert.
Preise ab 26.790 Euro
Der Vierzylinder gefällt dabei mit Laufruhe und akustischer Zurückhaltung. Das passt zum Wellnesscharakter des Mazda3, zudem auch die gekonnte Abstimmung des Fahrwerks und die rückmeldungsfreudige Lenkung beitragen. Nur Querfugen mag der Mazda3 nicht so gern, er gibt sie fast 1:1 an die Passagiere weiter. Kurven sind aber seine guten Freunde, mit dem G Vectoring Control-System, das radselektiv das Drehmoment ändert, wird er zum agilen Zirkel.
Ab 26.790 Euro gibt es den Mazda3 Skyactiv-X, auf den ersten Blick 3.500 Euro mehr als der Benziner mit 122 PS. Der Abstand zum Diesel beträgt 1.200 Euro. Beim Skyactix-X ist aber ein sonst 1.500 Euro teures Designpaket serienmäßig, womit er günstiger wird als der 1.8 Diesel. Über der gut ausgestatteten Basis gibt es noch die Selection-Ausstattungslinie, die für 1.800 Euro mehr u.a. Klimaautomatik, 18-Zöller, Sitz- und Lenkradheizung sowie Rückfahrkamera bietet. Das knackige Sechsganggetriebe kann gegen eine Zuzahlung von 2.000 Euro gegen eine Sechsstufen-Wandlerautomatik getauscht werden, außerdem gibt es eine Variante mit Allradantrieb.
Fazit zum Mazda3 Skyactiv-X
Mazda setzt weiterhin auf klassische Tugenden des Automobilaus. Dazu gehört die Markteinführung eines neuen Verbrennerkonzepts, das im kompakten Mazda3 auf ganzer Linie überzeugen kann. Das Design geht seinen eigenen Weg und fordert Kompromisse. Wer mit dem X lieber auf der SUV-Trendwelle surfen will, greift zum technisch gleichen CX-30 – der aber nur unwesentlich mehr Platz bietet.
Technische Daten
Mazda3 Skyactiv-X 2.0 M Hybrid Selection |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.998 cm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 132 kW / 180 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 224 Nm bei 3.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 216 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,8 Liter (WLTP) |
Verbrauch real auf 100km | 6,7 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact 850P 215/45 R18 |
Leergewicht | 1.395 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.300 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.460 / 1.795 / 1.435 mm |
Grundpreis | 28.590 Euro |
Testwagenpreis | 33.490 Euro |