Der Mazda6 als Limousine im Alltagstest mit Video-Review.
Hier wird es klassisch. Wer Ausschau nach dem neuesten SUV-Crossover mit alternativen Antrieben und maximaler Konnektivität hält, darf weiterklicken. Alle anderen freuen sich vielleicht darüber, dass es auch 2023 noch Autos gibt, die nicht mehr und nicht weniger sind als eine typische Mittelklasselimousine.
Diesseits des Premium-Segments wird die Luft dünn. Nach dem Ende einst großer Namen wie Toyota Avensis, Honda Accord, Ford Mondeo und VW Passat (den es nur noch als Variant geben wird) fällt der Blick nach dem Skoda Superb schnell auf den Mazda6 (ja, ohne Leerstelle!).
Der Mazda6 im Video
Im Jahr 2002 löste diese Modellbezeichnung den Mazda 626 ab, seit 2017 fährt der Japaner mit Stufenheck und als Kombi in der aktuellen, dritten Generation vor. Regelmäßige Updates hielten den 6er frisch. Da darf er sich zum Jubiläum gerne mal in Schale schmeißen, fährt hier als Sondermodell „20th Anniversary“ vor. Über den bekannten Ausstattungslinien Prime-Line, Center-Line und Exclusive-Line sowie den Dauer-Sonderserien Homura und Takumi markiert er das obere Ende der Modellpalette.
Der große Grill, eingerahmt von Matrix-LED-Scheinwerfern, glitzert samt Spange silbern, die 19-Zoll-Felgen sind hochglanzpoliert. Neben „Rhodium White“ steht exklusiv für den Mazda6 20th Anniversary die neue Farbe Artisan Red zur Wahl. Und sie steht der 4,87 Meter langen Limousine sehr gut.
Willkommen im Club
Innen strahlen braune Bezüge, teils aus Nappaleder, teils aus einer tierfreien Wildleder-Nachbildung, an Sitzen, Türen und Cockpit Club-Atmosphäre aus. Garniert wird das Ambiente mit dunklen Holzeinlagen. Mit Stufenheck ist der Mazda6 nicht nur sechs Zentimeter länger als der preisgleiche Kombi, er bietet auch einen um acht Zentimeter gestreckten Radstand. Das freut die Passagiere im Fond. Die Beinfreiheit ist, außer für arg große Zeitgenossen, mehr als ausreichend. Die flache Dachlinie schränkt aber die Kopffreiheit etwas ein.
Vorne kann man es sich auf bequemem Mobiliar mit Heizung und Lüftung bequem machen, über die Memory-Funktion des elektrisch einstellbaren Fahrersitzes ist die Position schnell eingestellt. Sie steuert auch die Ausrichtung des (in allen Ausstattungslinien) serienmäßigen Head-up-Displays. Trotz des aufpreisfreien Glasschiebedachs passt hier auch der Freiraum nach oben sehr gut.
Das rechte Knie des Fahrers – und das linke des Beifahrers – freuen sich über eine dick gepolsterte Mittelkonsole. Das bieten selbst Premiumautos nicht. Zwischen den Polstern liegt auch der Dreh-Drück-Steller für das Infotainmentsystem. Dessen Display zeigt, wie die Welt 2017 aussah. Acht Zoll misst das Display, was ungefähr dem Format eines iPhone 14 Pro entspricht. Die Auflösung wirkt nicht mehr wirklich frisch, zudem reagiert der Monitor verzögert auf Befehle über den Controller auf der Mittelkonsole. Immerhin: Apple CarPlay und Android Auto sind an Bord. Eines der vielen Zeichen dafür, wie Mazda seine Mittelklassebaureihe frisch hält.
Klassischer Saug-Benziner
Unter der Motorhaube bleibt es bei Saug-Benzinern. Die Mildhybrid-Technologie, die kürzlich in den Mazda CX-5 einzog, bleibt außen vor. Diesel gibt es in Limousine und Kombi nicht mehr. Der Mazda6 20th Anniversary ist ausschließlich mit dem 2,5 Liter großen Skyactiv-G-Benziner mit 143 kW / 194 PS zu haben.
Der großvolumige Benziner ist serienmäßig mit einer Sechsstufen-Wandlerautomaik verknüpft. Sie wechselt die Übersetzungen mit Bedacht. Ein Sportler will der Mazda6 gar nicht sein. Zur entspannten Gangart passt auch die komfortable Fahrwerksabstimmung. Einstellbare Dämpfer oder adaptive Funktionen gibt es nicht. Und es zeigt sich: Wenn die Entwickler einen sehr guten Job gemacht haben, sind sie auch gar nicht nötig.
Niedriger Test-Verbrauch
Vor allem auf langen Strecken lullt der Mazda6 die Insassen gekonnt ein. Das Reisetempo pendelt sich am besten bei der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h ein. Dann muss der Vierzylinder bei schnellen Überholmanövern oder Anstiegen auch nicht so plärren. Das Resultat des gediegenen Reisens ist ein überraschend guter Testverbrauch: 7,2 Liter je 100 Kilometer flossen in die Brennräume. Damit liegt der Japaner im Alltags-Test sogar unter dem WLTP-Wert von 7,4 Litern.
Mit 145 PS starkem Zweiliter-Benziner gibt es den Mazda6 ab 32.900 Euro. Davon ist das üppig ausgestattete und stärker motorisierte Sondermodell weit entfernt. Der Mazda6 20th Anniversary kostet 48.650 Euro. Die einzige Option ist das hier gezeigte Artisan Red für 150 Euro, was den Testwagenpreis demnach auf 48.800 Euro summiert.
Dafür bekommt man eine geräumige, komfortable Reiselimousine und bewährter Technik, deren Design auch sechs Jahre nach der Markteinführung noch elegant und ansehnlich wirkt.
Fazit
Gereift, nicht schnöde gealtert: Schön, dass es ein Auto wie den Mazda6 noch gibt. Er zeigt, dass das Rezept der komfortorientierten Reiselimousine auch heutzutage noch verlockend ist. Im sich wandelnden Markt ist der Japaner ein Fels in der Brandung. Geschliffen wurde er auch durch regelmäßige Modellpflegen.
Wenn es, aus welchen Gründen auch immer, nicht unbedingt ein SUV sein muss, dann gilt der Mazda6 als Hidden Champion, als klare Empfehlung. Innerhalb des Mazda-Programms, aber auch im gesamten Marktumfeld. Das Sondermodell 20th Anniversary bringt edlen Chic in den 6er, ohne zu dick aufzutragen.
Technische Daten
Mazda6 Skyactiv-G 194 20th Anniversary |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 2.488 cm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 143 kW / 194 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 258 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Automatik |
Tankinhalt | 62 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 223 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 7,4 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 7,2 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | 225/45 R19 |
Leergewicht | 1535 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg, Stützlast 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.870 / 1.840 / 1.450 mm |
Grundpreis | 48.650 Euro |
Testwagenpreis | 48.800 Euro |