Was drei Zentimeter auf insgesamt 234 Kilometern Serpentinenstrecke ausmachen.
Drei Zentimeter. Das klingt wenig. Und ist es auch, je nach Blickwinkel. Manchmal können drei Zentimeter Strecke aber eine große Bedeutung haben. Wie im Mazda MX-5. Die vierte Generation des meistverkauften Roadsters der Welt, von dem seit der Premiere 1989 fast 1,1 Millionen Stück – davon übrigens rund 130.000 Exemplare in Deutschland – kommt für das Modelljahr 2019 mit einigen signifikanten Modifikationen zum Händler.
Eine davon ist die jetzt erstmals zusätzlich in Längsrichtung verstellbare Lenksäule. Zusätzlich zu 4,2 Zentimetern in der Höhe geht es für das Lenkrad jetzt eben bei Bedarf auch drei Zentimeter rein oder raus. Und genau das ist das letzte Fitzelchen, das die Ergonomie auch für große Menschen wie den 1,92 Meter großen Autor perfektioniert. Die Beine kommen unter und auch der Kopf passt in den geschlossenen Roadster. Zumindest beim für AUTONOTIZEN getesteten Fiat 124, der ja bekanntlich weitgehend baugleich mit dem Mazda MX-5 ist, und natürlich auch beim krawalligeren Abarth 124.
Um den Entdeckungsdrang vollends zu stillen, war der Mazda RX-5 RF mit elektrisch klappbarem Hardtop und auffälligen Finnen als B-Säule der Wunschkandidat für die erste Testfahrt. Die fand nicht vor der Haustüre statt, sondern auf einer der wohl beeindruckendsten Strecken der Welt: der Transfagarasan Passstraße in Rumänien (Transfogarasche Hochstraße).
Verschiedene Angaben streiten sich um die Richtigkeit, aber wenn man die oft genannten 117 Kilometer Streckenlänge für bare Münze nimmt, liegt man gewiss nicht falsch. Das klingt nicht viel? Doch ist es. Das mal mehr, mal weniger schlaglochfreie Asphaltband schlängelt sich nämlich mit hunderten von engen Kurven und Kehren, Steigungen und Senken durch die Transsilvanischen Alpen.
Eine halbe Stunde nach dem frühmorgendlichen Start in Sibiu (Hermannstadt) ist Schichtwechsel: die Sonne kommt, der Stadtverkehr geht. Zeit, das Dach zu öffnen. Das geschieht im Mazda MX-5 per Knopfdruck in der Mittelkonsole. 13 Sekunden dauert der Vorgang, dann liegt das Häubchen hinter der den Sitzen und die langgezogenen Dachpfosten haben sich wieder auf die Karosserie gesenkt.
Es geht bergauf. Und die zweite Neuerung im Mazda MX-5 des Modelljahres 2019 kommt zum Vorschein. Beide Benziner bleiben markentypisch dem Prinzip der Luftansaugung treu, wodurch sie für die Erfüllung der Euro 6d-Temp-Standards keinen Partikelfilter brauchen. Während der 1,5er um eines auf 132 PS erstarkte, wurde der Zweiliter-Skyactiv-G-Motor umfassend modifiziert.
Kolben, Injektoren und Software wurden überarbeitet. Der Ansaugkrümmer wurde vergrößert und der Einspritzdruck auf 300 Bar erhöht. Das Resultat: 24 PS mehr maximale Leistung, jetzt nämlich deren 184. Ein zwar nur minimal von 200 auf 205 Newtonmeter gestiegenes Drehmoment, das aber schon bei 4.000 Umdrehungen pro Minute und nicht erst wie beim 160 PS-Vorgänger bei 4.600 anliegt. Der Drehzahlbegrenzer macht künftig erst bei 7.500 Umdrehungen auf Bademeister, voher waren es maximal 6.800.
Was bleibt, ist das knackige Sechsganggetriebe. Im MX-5 RF bietet Mazda zwar optional auch eine Sechsstufenautomatik an, aber der eigene Schaltspass gehört beim kleinen Sportler einfach dazu. Und den gibt es reichlich auf der Transfagarasan. Die direkte Lenkung, der sonor klingende Motor und das straffe Fahrwerk sorgen dafür, dass die Triangel aus Fahrer, Auto und Straße eins werden. Nirgends kann man die von Mazda mantramäßig versprochene „Einheit von Ross und Reiter“ besser verstehen als im MX-5.
Weiter den Berg hoch, eine Kurve folgt auf die nächste. Der MX-5 lenkt willig ein, das Heck schiebt genau an der Haftgrenze und damit ohne störende ESP-Einsätze mit ums Eck. Kein Turboloch lässt Dich im Scheitelpunkt der Kurve versauern. Der Sauger will zwar hoch gedreht werden, knüppelt den trotz Vollausstattung nur ca. 1.200 kg schweren RF stets willig auf ein kurzes Stück Gerade. Dann wieder: Anbremsen, einlenken, Gas lupfen, rein in die Kurve, raus aus der Kurve, der Hintern lenkt mit, Vollgas. Und wieder…
Hinter kaum einsehbaren Kurven lauern in Rumänien gerne mal freilaufende Hunde, Schafe, Esel, Pferde oder Kühe auf der Straße. Da helfen ein starker Oberschenkel und die guten Bremsen des MX-5. Tiere und Maschine sind heil geblieben, auch bei teils abenteuerlichen Ausweichmanövern vor kraterartigen Schlaglöchern oder 15 Zentimeter tiefen Ausfräsungen im Asphalt – natürlich ohne Hinweisschild.
Der Mazda MX-5 gewinnt sehr schnell Dein Vertrauen. Oder Du seines. Mit jedem Kilometer steigt die Geschwindigkeit, natürlich immer unter Einhaltung der lokalen Verkehrsregen. Tempo 90 ist auf rumänischen Landstraßen erlaubt, auch auf der Transfagarasan – und hier meist aberwitzig zu viel. So kommt es dann auch, dass nicht nur verträumte Kleinwagenfahrer den RF einbremsen, sondern auch Motorradfahrer. Die vielen engen Kurven erfordern eine Schräglage, die das Auspuffrohr vieler Krads aufsetzen lässt, daher fährt der Zweiradpilot also gerne etwas langsamer. Wieder ´was gelernt, überholt und…man ahnt was kommt: Anbremsen, einlenken und so weiter.
Der Wind weht dabei zwar weniger stark als im Stoffdachmodell, aber immer noch mit einem ausreichenden Geruch der Freiheit durch die zweisitzige Kanzel des Mazda MX-5 RF. Der kann übrigens im neuen Modelljahr für 300 Euro Aufpreis auch Apple CarPlay und Android Auto. Beim Ritt über die Berge auf bis zu 2.042 Meter über dem Meeresspiegel, an klaren Seen vorbei und durch dichte Wälder sorgte aber der dumpfe und dabei niemals aufdringliche (ein Seitenhieb in Richtung Abarth 124 Spider?) Auspuffsound für den perfekten Soundtrack.
Wieder zurück in Sibiu nimmt der Mazda MX-5 auch den Feierabendverkehr gelassen hin. Zeit, sich durch das Menü des Bordcomputers zu klicken: 7,6 Liter Durchschnittsverbrauch nach einem Tag harter Arbeit für Maschine und Reifen. 117 Kilometer bergauf, und danach natürlich auch wieder bergab. Das kann sich sehen lassen. Wie auch die Erschöpfung des Piloten, als langsam das Adrenalin im Körper abgebaut wird. Beim abendlichen Einparken hilft dann die Rückfahrkamera.
Noch so eine Neuerung für das Modelljahr 2019. Das den Mazda MX-5 an den richtigen Stellen besser macht, seinen Charakter aber nicht verändert. Und das ist gut so.
Technische Daten
Mazda MX-5 RF Skyactiv-G 184 Sports-Line |
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Hubraum | 1.998 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 135 kW / 184 PS bei 7.000 U/min |
Max. Drehmoment | 205 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Beschleuningung 0-100 km/h | 6,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 220 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 6,9 Liter (nach WLTP) |
Verbrauch real auf 100km | 7,6 Liter (laut Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Potenza 205/45 R17 |
Leergewicht | 1.073 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.915 / 1.735 / 1.235 mm |
Grundpreis | 30.890 Euro |
Testwagenpreis | 33.140 Euro |