Erste Fahrt im neuen Plug-in-Hybrid der Mittelklasse. Was steckt hinter der schicken Schale?
Seit 2018 geht Peugeot in der Mittelklasse einen radikalen Weg. Im ewigen Kampf um die Aufmerksamkeit der Flottenmanager und Firmenwagenfahrer sahen die Franzosen zurecht keine Möglichkeit mehr, mit Durchschnittlichkeit zu punkten. Die zweite Generation des Peugeot 508 überraschte mit konsequentem Hang zum Futurismus. Auch zwei Jahre nach der Weltpremiere fallen die Fließhecklimousine und vor allem der Kombi 508 SW im Straßenverkehr auf wie kaum ein anderes Auto.
Der 508 Hybrid im Video-Review
Scharfe Kanten, markante LED-Lichter an Front und Heck und das digitale i-Cockpit. Da wirken die Vierzylinder-Motoren als Diesel und Benziner fast überholt, oder? Wer so denkt, der kann mit seinem Peugeot 508 jetzt auch fast lautlos, weil elektrisch, an den staunenden Gesichtern im Bekannten- oder Kollegenkreis vorbeirollen.
Als Peugeot 508 Hybrid kommt das Flaggschiff der Marke als Plug-in-Hybrid auf den Markt. Die Technik wird auch von den Konzernschwestern Citroen, DS und Opel benutzt. Die maximale Ausbaustufe bietet, wie zum Beispiel im Opel Grandland X Hybrid4 , neben dem Benziner zwei Elektromotoren und damit auch Allradantrieb sowie eine Systemleistung von 300 PS.
Die 300 PS überlässt der 508 dem Kompakt-SUV Peugeot 3008 Hybrid4, er belässt es bei nur einem Elektromotor als Teamkollege des Benziners. Mit 81 kW (110 PS) maximaler Leistung sitzt die E-Maschine im Gehäuse der Achtstufen-Automatik.
Mit ausreichend Strom in der 11,5 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie treibt er allein den Peugeot nach dem Anlassen voran. Im Electric-Fahrmodus kann bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h rein elektrisch gefahren werden. Dann ist die Reichweite von 49 Kilometern (nach WLTP-Norm) natürlich nicht zu erreichen.
Auf den ersten Testfahrten mit dem Kombi Peugeot 508 SW Hybrid wählen wir über den Fahrmodusschalter auf der freischwebenden Mittelkonsole den Hybrid-Fahrmodus an. Auch hier wird innerorts und auch auf der Landstraße meist der Elektromotor bemüht. Wenn der rechte Fuß schwerer wird, schaltet sich der 1,6 Liter große PureTech-Benziner mit 180 PS dazu. Das geschieht ruckfrei, aber nicht ohne akustische Meldung von vorne. Auch beim Ausdrehen wird der Vierzylinder gefühlt deutlich lauter als beim PureTech 225-Benziner in einem früheren Test.
Kein Wunder. Trotz einer Systemleistung von 225 PS und 360 Nm Systemdrehmoment hat der Hybridantrieb im 508 Hybrid4 schwer zu schleppen. Mit 1.959 Kilogramm wiegt der voll ausgestattete 508 SW GT fast 300 Kilogramm mehr als der Benziner und übertrifft auch den stärksten Diesel um 185 Kilogramm. Mit dem höheren Gewicht verliert der große Franzose auch ein wenig von seiner Agilität und Leichtigkeit, außerdem liegt er straffer auf dem Asphalt.
Das adaptive Fahrwerk, das über den Fahrmodusschalter zu einer komfortableren Abstimmung überredet werden kann, ist beim Hybrid also eine empfehlenswerte Option. Es ist aber nur beim 508 GT enthalten, der sich auch damit gegenüber einem 508 Allure mit optionalem GT-Line-Paket (klingt kompliziert? Ist es auch…) empfiehlt.
Benziner, Diesel oder Hybrid?
6,0 Liter Super und 20,8 kWh Strom hat der Plug-in-Hybrid laut Bordcomputer auf den ersten Testfahrten über Landstraßen, durch Ortschaften und auf Berge hinauf und wieder hinunter verbraucht. Dabei kam auch die über den Automatik-Wählhebel ansteuerbare Rekuperationsfunktion zum Einsatz.
Im Fernvergleich mit den Alltagstests des Peugeot 508 PureTech 225 (8,7 Liter) und dem BlueHDI 180 (7,3 Liter mit viel deutscher Autobahn) ist das nicht wirklich ein Quantensprung. Trotzdem wird der exzentrische Franzose – auch nach Beantragung des Umweltbonus - als Hybrid aber für viele potenzielle Abnehmer nochmals interessanter. Als Plug-in-Hybrid klassifiziert er sich für den halbierten Satz bei der Versteuerung eines Firmenwagens. Damit wird das elektrifizierte Modell trotz des hohen Mehrpreises von 4.100 Euro gegenüber dem Benziner und 3.450 Euro zum Diesel je nach Leasingrate auch aus finanziellen Gesichtspunkten interessant, vor allem wenn man die Umweltprämie mit einberechnet.
Fazit zum Peugeot 508 SW Hybrid
Man muss sich halt nur mal trauen. Wer in der Mittelklasse nicht dem Arbeitgeber die Wahl der Marke überlassen muss, findet im Peugeot 508 eine individuelle Alternative mit vielen Vorzügen. Als Hybrid will er in eine weiße Weste überziehen. Die steht ihm auch, hat aber – vor allem, wenn man die anderen GT-Motorisierungen kennt – doch ein paar schwarze Flecken. Der 508 Hybrid ist spürbar schwerer und damit weniger dynamisch, außerdem ist der Verbrauchsvorteil zwar vorhanden, aber nicht riesig. Mit der deutschen Umweltprämie und dem reduzierten Steuersatz für Firmenwagen ist er dennoch mehr eine Überlegung wert. Außerdem ist ein VW Passat GTE nicht günstiger.
Technische Daten
Peugeot 508 SW Hybrid GT |
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Abgasnorm | Euro 6d |
Hubraum | 1.598 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 133 kW / 181 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 300 Nm bei 3.000 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 81 kW (110 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 320 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 165 kW / 225 PS, 360 Nm |
Batterie | 11,5 kWh, Lithium-Ionen |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 135 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,4 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,5 Liter (WLTP) |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 20,0 kWh |
Verbrauch real auf 100km | 6,0 Liter |
Leergewicht | 1.959 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.340 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.778 / 1.859 / 1.420 mm |
Grundpreis | 51.600 Euro |