Peugeot Rifter Allure GT-Line King of (not) cool

Wird der neue Peugeot Rifter als GT-Line zum Lifestyleauto?

Die Wahl für einen Kastenwagen fällt meist aus rein pragmatischen Gründen. Wer Caddy, Kangoo und Co. für den privaten Einsatz im Auge hat, braucht Platz. Und der ist wichtiger als Prestige, PS und Proportionen.

Der französische PSA-Konzern sorgt sich seit 1996 um solche Kunden. Im vergangenen Herbst kam die dritte Generation der fahrenden Kisten auf den Markt. Als Citroen und Peugeot, außerdem wurde die neue Schwestermarke Opel mit an Bord geholt, wo der Combo mit dem Modellwechsel seine Fiat-Gene ablegte.

Den Versuch, das praktische Konzept des kompakten Kastenwagens emotional aufzuladen, zeigt vor allem der Peugeot sehr deutlich. Nicht nur, dass er als PKW-Version im Gegensatz zum Citroen Berlingo einen neuen Namen bekommt. Während die Nutzfahrzeugversionen weiterhin Partner heißen, kaufen Privatkunden jetzt den Peugeot Rifter.

Mit seiner steilen Front hebt er sich, obwohl nur die vordere Plastikschürze den Unterschied zwischen Citroen, Opel und Peugeot macht, deutlich von seinen Zwillingen ab und wirkt mit dem breiten Kühlergrill am SUVigsten.

Die Konzernplattform EMP2, die Kompakt- und Mittelklassemodelle wie Peugeot 308 und Peugeot 508 und DS7 Crossback trägt, steckt auch im Peugeot Rifter.

Das Fahrverhalten und der Federungskomfort gefallen auch beim direkten Umstieg vom „normalen“ PKW. Bei schlechten Straßenverhältnissen beginnt es jedoch an der Hinterachse zu poltern, was die große Karosserie als Resonanzkörper fröhlich aufnimmt und das Wort „Transporter“ durch die fahrende Halle ruft.

Sollte dabei Frust aufkommen, ist dieser bei der nächsten Kurve verflogen. Auch der Peugeot Rifter hat das markentypisch kleine Lenkrad. Damit wirkt der Rifter sehr agil und zackig, auch wenn er es in Wirklichkeit gar nicht ist. Ganz egal, das Lächeln kommt trotzdem.

Das i-Cockpit mit weit oben liegenden Instrumenten spielt hier seine Vorteile aus. Im 1,88 Meter hohen Van ist Höhe kein knappes Gut. Nochmals besser als in den SUV-Modellen liegen im Rifter die Instrumente weit über dem Lenkrad und genau im Blickfeld des Fahrers.

Das Ablagefach davor ist tief genug, dass auch ordnungsliebende Piloten hier Kleinteile wie zum Beispiel den Fahrzeugschlüssel ablegen können. Den braucht man bei der Wahl passender Optionen nämlich nicht.

Nicht nur die Designer wollten den Rifter etwas cooler hinbekommen, sondern auch die Marketingstrategen. Die offerieren nämlich nicht nur die nackte Basis, sondern auch einen Lifestyle-Kastenwagen.

Peugeot Rifter Allure GT-Line Test

Das wäre dann ein Peugeot Rifter Allure mit GT-Line-Paket. Plötzlich rollt der Wagen mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, abgedunkelten Scheiben im Fond, Einparksensoren an Front und Heck, dunkler Dachreling und eben jedem schlüssellosen Zugang ziemlich emotional aufgeladen ins Reihenhaus-Carport.

Den Vortrieb dürfte in den meisten Fällen der PureTech 110 genannte 1,2 Liter-Dreizylindermotor mit 110 PS erledigen. Alternativ gibt es einen 1,5 Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 100 oder 130 PS.

Der Benziner funktioniert im großen Rifter überraschend gut. Nur bei hohen Drehzahlen lassen Schnattergeräusche Rückschlüsse auf die Kolbenzahl zu, ansonsten hält sich der Antrieb im Hintergrund und sorgt dennoch für ausreichenden Vortrieb.

Bis zu Autobahnrichtgeschwindigkeit passt das prima, darüber wird das Zusammenspiel aus Drehmoment, großer Stirnfläche und Fahrtwind etwas zäher. Reicht aber aus für den urbanen Pampers-Babyyoga-Bomber.

Wenn man es ruhiger angehen lässt, pendelt sich der Benzinverbrauch bei 8,4 Litern auf 100 Kilometer ein. Kein überragender Wert und auch der bauartbedingt abwesenden Aerodynamik geschuldet.

Bei schnellen Autobahnetappen werden es auch gerne mal 12 Liter Super auf 100 Kilometer, also lässt man das lieber bleiben.

Da freut man sich lieber über die beiden großen und leichtgängigen Schiebetüren für einfache Kindersitzmontage und den riesigen Kofferraum. Der lässt sich durch das Umklappen der drei Einzelsitze im Fond erweitern, die aber überraschenderweise nicht ausbaubar sind.

Peugeot Rifter Allure GT-Line Test

Sollen neben Mia, Maxi und Leni auch noch zwei deutsche Doggen (oder auf zwei Zusatzsitzen die Schwiegereltern) mitfahren, empfiehlt der Verkaufsberater wohl die längere Karosserievariante, die den Rifter von hier 4,40 auf 4,75 Meter streckt.

Nach vorne streckt sich der Blick weniger weit. Es gibt nur Halogen-Hauptscheinwerfer, deren Lichtausbeute bei schlechtem Wetter eher dürftig ist. Gelblich und fleckig strahlen sie in die nasse Dunkelheit.

Da nervt dann auch der Regensensor gewaltig. Was er misst, wäre mal interessant, den der Tanz der oftmals rubbelnden Scheibenwischer folgt einem unbekannten Takt. Bei starkem Regen bleiben sie fault liegen, steigen dann im Tunnel ohne Niederschlag aber auf vollster Stufe ein.

Also regelt man das lieber selbst. Obwohl es auch so nicht langweilig ist im Rifter. Die große und hohe Karosserie bietet dem Seitenwind eine optimale Stirnfläche. Nur gut, dass man mit dem griffigen Lenkrad so gerne ständig gegenlenkt.

Manchmal meldet sich dann der Spurhalteassistent, manchmal auch nicht. Als ob er seine Arbeitsmoral vom Regensensor geerbt hat.

Und von der Sitzheizung. Die mag es nur einstufig, was die Wahl zwischen kaltem Hintern oder Grillgut auf Rädern lässt. Zudem funktioniert der schlecht erreichbare und nicht einsehbare Schalter am Sitzrahmen manchmal nicht, zumindest nie nach dem Motorstart unter 20 km/h.

Fazit zum Peugeot Rifter

Peugeot Rifter Allure GT-Line Test

Es sind vor allem die teils optionalen Helferlein und Komfortextras, die Dir im Peugeot Rifter immer zurufen wollen, dass es sich ja eigentlich doch um ein Nutzfahrzeug handelt.

Das ist schade, denn genau damit will der Hersteller den Kastenwagen, entschuldigen Sie „Outdoor Van“ ja aufladen und die Menschen auch zu höheren Transaktionspreisen bewegen.

Das klappt also nur bedingt, wobei die technische Basis, die Verarbeitung und das gesamte Paket namens Rifter als wirklich gelungen gelten darf. Man sollte halt nur überlegen, ob es wirklich ein teures GT-Line-Modell sein muss, oder ob man mit weniger zufrieden ist.

Viel Raum haben alle Rifter, und darauf kommt es an. Ob er dann weiterhin nicht cool ist oder zumindest so tun will, sollte keine Rolle spielen.

Technische Daten

Peugeot Rifter PureTech 110 Allure GT-Line

Hubraum 1.199 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 3 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 81 kW / 110 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment 205 Nm bei 1.750 U/min
Getriebe Sechsgang-Schaltgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 11,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 175 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 5,7 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Goodyear Ultragrip SUV 215/60 R17
Leergewicht 1.681 kg
Länge / Breite / Höhe 4.403 / 1.921 / 1.878 mm
Grundpreis 23.990 Euro
Testwagenpreis 26.240 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad