Erste Fahrt im neuen Skoda Octavia Combi als 2.0 TDI First Edition.
Ach ja, man hat es nicht immer leicht. In der Eigenschaft als Informationsverbreiter zum Thema Automobil nähert man sich auch der brandneuen Generation des Skoda Octavia distanziert, neutral. Man kennt vieles. Vergleicht im Kopf. Und: Es ist doch nur ein weiteres Derivat auf Basis des MQB (Modularer Querbaukasten).
Der neue Octavia im Video-Review
Die Skoda-Mannschaft will ihr neues Modell auch gar nicht zu sehr aufdrängen, stellt den Combi (Skoda schreibt die ladefreundlichere Karosserieform traditionell mit „C“) im schüchternen Weiß vor die Tür. Auf 17 Zoll großen Leichtmetallfelgen (wir lernen im Prospekt: „Design Rotare Aero“) wirkt der immerhin 4,69 Meter lange neue Octavia eher wie die Realität auf dem Firmenwagenparkplatz als des Außendienstlers heimlicher Traum.
Die Chancen stehen also gut, sachlich zu bleiben. Auch wenn das Design mit den flachen Scheinwerfern und der aufwändig montierten Motorhaube vorne, den scharfen Kanten im Profil und den breiten LED-Rückleuchten auf Anhieb gefällt.
Das kennt man: Platz ohne Ende
Erste Freudenschreie ertönen spätestens beim Öffnen der Türen, auch wenn man die Tanzsaalatmosphäre von Superb, Kodiaq und dem letzten Octavia noch vor Augen hat. Vor dem 640 Liter großen Kofferraum bietet der neue Octavia Combi im Fond eine verschwenderische Weite für Knie und Schultern. Wenn man sich bei der Bestellung das optionale Panorama-Glasdach verkneift (oder das Firmenwagenbudget sinnvoller ausgenutzt werden soll), dann sitzen auch lange Kerls hinten rundum perfekt. Wer oft mit der Familie in den Urlaub fährt oder regelmäßig weiter entfernte Verwandtschaft besucht, bestellt lieber das Paket „Komfort und Relax“ mit den ebenso simplen wie genialen Schlafkopfstützen im Fond (ja, kennen auch Alhambra-Fahrer).
Die Rücksitzbank ist ebenso bequem wie die vorderen Sitze mit großen Auflagen für den Allerwertesten und den Rücken, die Kopfstützen lassen sich auf allen Plätzen weit genug verstellen. In Reihe Eins blickt man auf das Cockpit des Skoda Octavia, in der zum Test angetretenen First Edition auch voll digital. Erst das später nachgeschobene Basismodell „Active“ bekommt analoge Rundinstrumente, alle anderen Ausstattungslinien haben ein digitales Kombiinstrument mit 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale.
Voll vernetzt, auch ohne Kabel
Das Navigationssystem „Columbus“, in der First Edition zusammen mit „Infotainment Online“ serienmäßig, stellt sich mit einem 10,1 Zoll großen, freistehenden Display dar. Auch der neue Octavia nutzt als Baukastenbruder von VW Golf 8, Seat Leon und Audi A3 Sportback den MIB3 (Modularer Infotainmentbaukasten, 3. Generation). Damit ist das Auto, zum Beispiel für Echtzeitverkehrsdaten, online. Auch eine kabellose Smartphoneintegration für Apple CarPlay ganz genutzt werden, während das Endgerät induktiv mit Strom beladen wird.
Auch der vom Golf bekannte „Slider“ ist zu finden. Er dient im Skoda aber nur zur Lautstärkeeinstellung, das Klimamenü ist auf dem Display oder über eine physische Taste direkt anwählbar. Die Icons im Monitor sind aber sehr klein geraten.
All das Digitale zeigt sich vor einer netten Kulisse. Eine Stoffbahn spannt sich über den Armaturenträger, die Chromränder um die zentralen Lüftungsdüsen zitieren den großen Grill an der Fahrzeugfront. Die gleiche Formensprache findet sich im Zweispeichenlenkrad wieder.
So, dann klappen wir „Schöner Wohnen“ mal zu und legen das Heft weg. „Selbst ist der Mann“ – der Startknopf wird gedrückt und der 2.0 TDI mit 150 PS legt los. Ja: Diesel! In 2020! Denn in vielen Octavias, die auf deutschen Bundesautobahnen Kilometer fressen und sich abends auf Hotelparkplätzen die Dämpfer entspannen, wird es weiter selbstzünden.
TDI mit Twindosing-Abgasreinigung
Im neuen Octavia reinigt der TDI Evo seine Abgase doppelt mit zwei SCR-Katalysatoren. Subjekt arbeitet der Zweiliter im Skoda etwas leiser als im kürzlich gefahrenen Audi A3 Sportback 35 TDI , der bewusst kerniger klang. Der Octavia hüllt seinen Motor jedoch akustisch in Watte. Was dem Antritt nicht schadet. Mit 360 Nm maximalem Drehmoment wuchtet sich der Combi aus jeder Lage ansatzlos nach vorn. Dabei hilft das 7-Gang-DSG, das sich jegliches Anfahrruckeln abgewöhnt hat.
Der Antrieb reicht, um zügig voranzukommen. Wer mehr Nervenkitzel sucht, wartet einfach auf den stärkeren Diesel im kommenden Octavia RS und wohl auch wieder im offroadigen Scout.
Die werden dann teurer. Was ein Punkt ist, denn wirklich günstig ist so ein gewachsener, schicker und gut ausgestatteter Skoda Octavia Combi nicht mehr wirklich. Der Combi kostet als First Edition mit 150 PS-Diesel mindestens 34.770 Euro. Der Testwagen repräsentiert, voll ausgestattet, einen Listenpreis von 43.820 Euro. Am anderen Ende der Preisliste parkt später mal die Limousine als Active mit 110 PS-TSI ab 21.590 Euro.
Fazit zum Skoda Octavia Combi
Auch wenn es schwärmerisch klingt: Der neue Skoda Octavia Combi ist eines der besten Autos, die man zurzeit kaufen kann. Auch wenn er keine Köpfe verdreht – mit viel Platz, modernster Connectivity und guter Verarbeitung bietet er alles, was man braucht. Und man kann ihn auch wollen. Ganz sachlich.
Technische Daten
Skoda Octavia Combi 2.0 TDI |
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Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Hubraum | 1.968 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 110 kW / 150 PS bei 3.000 - 4.200 U/min |
Max. Drehmoment | 360 Nm bei 1.700 - 2.750 U/min |
Getriebe | Siebengang-Doppelkupplung |
Beschleuningung 0-100 km/h | 8,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 3,7 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,4 Liter (lt. Bordcomputer) |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Continental Winter Contact 850 205/55 R17 |
Leergewicht | 1.677 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.600 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.689 / 1.829 / 1.453 mm |
Grundpreis | 34.770 Euro |
Testwagenpreis | 43.820 Euro |