Toyota Proace City Verso Ich bin Nummer Vier

Erste Fahrt im neuen Toyota Proace City Verso. Der Hochdachkombi entsteht in Kooperation mit PSA

4-2-4-1. Was nach einer Spieltaktik im Sport klingt, ist im Automobilbereich einfach erklärt: Vier Marken, zwei Konzerne, vier Namen, ein und dasselbe Fahrzeug.

Ein kurzer Ausflug in den Geschichtsunterricht. 1996 begann PSA mit der Produktion von Citroen Berlingo und Peugeot Partner als Antwort auf den Renault Kangoo. Die mittlerweile dritte Generation der Hochdachkombis und Kastenwagen gibt es zwischenzeitlich auch von der neuen PSA-Tochter Opel als Combo und Combi Life, der Peugeot heißt als PKW-Version mittlerweile übrigens Rifter .

Video-Review zum Toyota Proace City Verso

Als viertes Modell kommt jetzt der Proace City von Kooperationspartner Toyota hinzu. Schon bei den Großraumvans und Transportern arbeiten beide Konzerne zusammen, jetzt auch im für Hersteller lukrativen Segment der leichten Nutzfahrzeuge und ihrer Familienversionen. Wie die großen Brüder stehen Proace City und Co. auf der EMP2-Plattform der Franzosen.

Mit der Adaption des Toyota Markengesichts in die Frontpartie des Hochdachkombis ist dann quasi auch die Transformation abgeschlossen. Der Innenraum wird von den Franzosen nahezu 1:1 übernommen. Mit dem einzigen Unterschied, dass natürlich die Markenembleme durch die der Japaner ersetzt wurden.

Klassische Rundinstrumente in analoger Arbeitsweise, ein freistehender, maximal acht Zoll großer, Touchscreen und zahlreiche Ablagemöglichkeiten kennzeichnen den Innenraum. Die Materialien sind robust, gut abwischbar und sauber zusammengesetzt, versprühen aber trotzdem noch etwas zu sehr Nutzfahrzeugromantik.

Die Konnektivität und die modernen Assistenzsysteme hingegen sind up-to-date. So kann das Smartphone mit Hilfe von Apple CarPlay oder Android Auto wunderbar auf dem gut erreichbaren Touchscreen genutzt werden. Eine induktive Ladeschale sorgt ebenso für zuverlässige Stromversorgung wie eine optionale 230V-Steckdose im Beifahrer Fußraum.

Mit aktiver Spurführung, überwachtem Totenwinkel oder selbst regulierendem Abstandstempomaten sorgt der Toyota Proace City Verso für entspanntes Fahren sowohl in der Großstadt als auch auf langen Urlaubstappen.

Optional mit sieben Sitzen

Wie bereits seine Zwillingsbrüder, wird auch der Toyota Proace City Verso in zwei Karosserielängen (4,40m oder 4,75m) und in beiden Ausführungen als optionaler 7-Sitzer angeboten. Bei erhöhtem Platzbedarf für Transportgut oder bei häufiger Nutzung der ausbaubaren Sitze in Reihe 3 sei jetzt schon die Langversion empfohlen. Alle anderen werden bereits mit der Kurzversion ein echtes Multitalent vorfinden. Der Kofferraum ist quadratisch, praktisch und gut. Vom Fahrrad über den Kinderwagen bis hin zu sperrgen Transportgütern findet alles im Toyota Proace City Verso ausreichend Platz. Über die seitlichen Schiebetüren können sowohl die Kinder in engen Parklückenleicht ein- und aussteigen als auch Eltern die jüngsten ohne Verrenkungen in ihren Kindersitzen unterbringen.

Ach ja, eine absolute Besonderheit ist übrigens, dass die Reihe 2 aus Einzelsitzen besteht und jeder von ihnen über praktische ISOFIX Haken verfügt. Somit können bis zu drei Kindersitze nebeneinander installiert werden, rein theoretisch zumindest.

Automatik mit acht Gängen

Toyota Proace City Verso Test Vergleich Berlingo Rifter Combo

Sind sie leichtgängigen Schiebetüren geschlossen, kann der Fahrer auf den Sitz hinter dem 3-Speichen Multifunktionslenkrad steigen. Angenehm hoch thront es sich auf dem bequemen Gestühl mit integrierter Armauflage. Per Schlüssel oder via Knopfdruck startet der Fahrer einen von insgesamt vier angebotenen Motoren. Zwei Selbstzünder und zwei Benzinaggregate mit einem Leistungsbereich von 100 bis 130 PS werden angeboten, auch sie stammen aus dem PSA-Regal.

Optional können die jeweils stärksten Motoren mit einer 8-Stufen Wandlerautomatik kombiniert werden, welche mit sanften Schaltvorgängen und einem angenehm niedrigen Drehzahlniveau für hohen Antriebskomfort sorgt. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn ein Anhänger gezogen werden soll, da in Verbindung mit der Automatik diese eingeschränkt ist. Mit Schaltgetriebe beträgt die Anhängelast immerhin 1,5 Tonnen.

Ich fahre den 1,5 Liter großen Vierzylinder Turbodiesel mit 130 PS, der angenehm kernig kraftvoll seinen Dienst verrichtet. Es geht angenehm zügig voran und die Gänge werden kaum spürbar von der 8-Gang Automatik gewechselt. Beim Verbrauch sollte man in jedem Fall mit rund 6,5 – 7,5 Litern im Alltag rechnen, da der hohe Luftwiderstand den Kraftstoffverbrauch gerade auf der Autobahn in die Höhe treibt.

Das Fahrwerk ist angenehm weich gefedert, aber der Aufbau neigt sich bei zügiger Kurvenfahrt schon merklich. Frostaufbrüche im Asphalt werden zuverlässig absorbiert, einzig die hintere Starrachse neigt im unbeladenen Zustand etwas zum Trampeln. Von der leichtgängigen Lenkung sollten Fahrer eines Kombis sicherlich nicht beste Präzision oder Rückmeldungsfreudigkeit erwarten. Hier würde ich mir in jedem Fall mehr Direktheit und Rückmeldung wünschen.

In vier unterschiedliche Ausstattungslinien (Combi – Shuttle – Team Deutschland – Executive) bietet Toyota seinen Hochdachkombi zum Einstiegspreis von knapp 20.000 Euro an. Da die genaue Preisliste aktuell noch nicht geschrieben ist, kann derzeit noch kein erster Preisvergleich mit den anderen Brüdern erfolgen. Vermutlich wird der Toyota Proace City Verso allerdings knapp unter dem Opel Combo Life angesiedelt sein.

Fazit zum Toyota Proace City Verso

Toyota Proace City Verso Test Vergleich Berlingo Rifter Combo

Welchen sollte man nun also nehmen? Ich denke, das hängt klar vom eigenen Charakter ab. Der Individualist nimmt den Citroen, der Abenteurer den Rifter, der Business Man den Opel und der lockere Familienvater den Toyota. Oder entscheidet am Ende doch einfach der kürzeste Weg zum Händler mit dem besten Angebot auf dem Preisschild?

Text von Matthias Gill

Technische Daten

Toyota Proace City Verso 1.5 Diesel

Abgasnorm Euro 6d-Temp
Hubraum 1.499 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 96 kW / 130 PS bei 3.750 U/min
Max. Drehmoment 300 Nm bei 1.750 U/min
Getriebe Achtgang-Automatik
Beschleuningung 0-100 km/h 11,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 184 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 4,6 Liter
Verbrauch real auf 100km 6,5-7,5 Liter (lt. Bordcomputer)
Anhängelast (gebremst) 1.500 kg (mit Schaltgetriebe)
Länge / Breite / Höhe 4.753 / 1.848 / 1.812 mm
Grundpreis noch nicht bekannt
Teile das!
Text: Bernd Conrad
Bilder: Matthias Gill