Der Volvo S90 Recharge T8 AWD im Alltagstest mit Video-Review.
Die Zeiten ändern sich. Früher galt Volvo als Kombimarke schlechthin. Kaum ein Lehrerparkplatz, auf dem nicht ein 240, später 740 oder 940 mit Kastenheck parkte. Mittlerweile liegen SUV in der Gunst der Käufer vorn, unabhängig vom akademischen Grad oder dem Beruf. Das sieht man auch an den Verkaufszahlen der schwedischen Marke: XC60 und XC40 heißen die Bestseller.
Der S90 im Video
Damals wie heute galt eine Volvo-Limousine als Geheimtipp. Aber keineswegs als Auslaufmodell. Das gilt vielmehr für den Antrieb. Denn unter der Motorhaube des Volvo S90 steckt ein Benziner. Als Teil der Einheits-Motorenfamilie mit zwei Litern Hubraum, verteilt auf vier Zylinder. Als Recharge T8 fährt der große Schwede, der im Gegensatz zu seinem Kombi-Pendant V90 übrigens in China gebaut wird, mit einem Elektromotor an der Hinterachse vor. Die kombinierte Leistung des Plug-in Hybrids mit Allradantrieb liegt bei 390 PS. Warum aber ein Auslaufmodell? Der Hersteller hat angekündigt, im Jahr 2030 nur noch Elektroautos zu verkaufen.
Bald mit Android Automotive
Gelassenheit strahlt der im eher bräunlich wirkenden Platinum Grey lackierte Volvo S90 schon im Stand aus. Die ruhige Linienführung, jüngst durch ein minimales Facelift aufgefrischt, harmoniert mit dem nordisch-eleganten Interieurdesign. Wer 1.250 Euro extra zahlt, kann die bequemen Sitze im hellbrauen „Tailored Wool“-Stoff bespannen lassen. Tierfrei und damit vegan ist der Innenraum so aber nicht. An Lenkradkranz und Türverkleidungen wird noch Leder verwendet. Im Modelljahr 2022 startet der Volvo XC60 als erstes Modell der Marke mit veganem Interieur.
Dann zieht auch ein neues Infotainmentsystem, das Googles Android Automotive als Betriebssystem nutzt, in XC60 und S/V90 ein. AUTONOTIZEN konnte das System bereits im elektrischen Volvo XC40 P8 Recharge erfahren. Der S90-Testwagen entsprach noch dem aktuellen Baumuster mit eigener Menüstruktur. Die erlernt man nach einigen Anläufen und kommt auch mit den teils kleinen Touchflächen auf dem großen Bildschirm zurecht.
Formidable Klänge ertönen aus dem leider sündhaft teuren (3.010 Euro) Soundsystem der Marke Bowers & Wilkins. Vorkonfigurierte Klangwelten entsprechen zum Beispiel der Akustik in der Göteborger Konzerthalle.
40 Kilometer elektrische Reichweite
Nach der Betätigung des Drehreglers zum Motorstart herrscht erstmal Ruhe. Die Fahrt beginnt in den allermeisten Fällen elektrisch. Der maximal 65 kW (87 PS) starke Elektromotor treibt die Hinterräder an, weswegen sich der S90 Recharge T8 das „AWD“-Kürzel verdient.
Im digitalen Kombiinstrument zeigt eine variable Anzeige, wie weit man das Fahrpedal drücken kann, ohne den Benziner aufzuwecken. Das gelingt auch ohne Übung hervorragend. Im Alltag reicht die Energie aus dem (netto) 9,7 kWh großen Akku für etwa 35 bis 40 Kilometer. Dann muss der große Volvo wieder ans Kabel, wo er wegen einer überschaubaren Ladeleistung von 3,7 kW auch länger parkt.
Alternativ, oder auch bei höherem Leistungsabruf, betritt der Verbrennungsmotor die Bühne. Er klingt, wie so ein Zweiliter-Vierzylinder eben klingt. Bei höheren Drehzahlen wird er etwas plärrig, was ganz und gar nicht zum Ambiente des S90 passt. Die Nebenwirkung: Auch so erzieht das Auto zu einem entspannten Fahrstil.
Die auf 180 km/h limitierte Höchstgeschwindigkeit? Notiert. Langstrecken-Cruising mit 130 bis 140 km/h? Umso besser. Aber dennoch gilt: Die Autobahn ist nicht das Revier eines Plug-in Hybriden. Auf Langstrecken ist der S90 Recharge T8 mit einem Durchschnittsverbrauch von 8,8 Litern nicht sparsamer als der zuletzt gefahrene Volvo V90 B5 .
Im gemischten Fahrbetrieb mit Überlandstrecken und Stadtverkehr sowie regelmäßiger Nachladung der Batterie werden es am Ende des Testzeitraum 6,5 Liter.
Teuer? Teuer!
Viel Aufwand für eine überschaubare Spritersparnis. Kauft man den Plug-in Hybriden also eher aus Überzeugung? Das hilft gewiss beim S90 im Allgemeinen. Denn die Schweden kalkulieren ihre Preise, auch im direkten Vergleich mit Premiumkonkurrenten von Audi, BMW und Co., durchaus selbstbewusst.
Im edlen Inscription-Zwirn kostet der Volvo S90 Recharge T8 AWD stolze 72.900 Euro. Im Falle des Testwagens kamen neben der Innenausstattung und dem Soundsystem noch andere Leckereien für Komfort und Sicherheit aus der Preisliste dazu. Unterm Strich stehen am Ende 90.190 Euro.
Fazit
Unabhängig vom Kombi- oder Limousinenheck: Ein großer Volvo der 90er-Reihe stellt ein geschliffenes Stück Ingenieurs- und Designkunst dar. Auch der S90 ist sehr geräumig, hochwertig eingerichtet und gut verarbeitet.
Als Plug-in Hybrid ist er vor allem im Stadtverkehr internationaler Megacitys zuhause, wo er als Shuttle- oder Firmenfahrzeug die Personen im Fond stilsicher an ihr Ziel bringt. Ein Hauch von Glamour also, der auch in unseren Breitengraden mitschwingt.
Denn obwohl der Volvo S90 wahrlich kein neues Modell ist: An Tankstellen oder Supermarktparkplätzen kommen interessierte Fragen wie „was ist das denn für ein schönes Auto?“
Technische Daten
Volvo S90 Recharge T8 AWD Inscription |
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Hubraum | 1.969 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 4 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 223 kW / 303 PS bei 6.000 U/min |
Max. Drehmoment | 400 Nm bei 2.200 - 4.800 U/min |
Getriebe | Achtgang-Automatik |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 65 kW (87 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 240 Nm |
Systemleistung: kW / PS | kombiniert 390 PS |
Batterie | 9,7 kWh (netto), Lithium-Ionen |
Tankinhalt | 60 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 5,1 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 125 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 15,4 kWh |
Norm-Verbrauch auf 100km | 1,7 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 6,5 Liter |
Leergewicht | 2.094 kg |
Anhängelast (gebremst) | 2.100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.963 / 1.879 / 1.443 mm |
Grundpreis | 72.900 Euro |
Testwagenpreis | 90.190 Euro |