Die neue Basisversion des elektrischen Volvo XC40 im ersten Fahrbericht mit Video-Review.
Top-Down-Strategie nennt man das im Marketing. Ein neues Produkt oder eine neue Technologie wird zuerst in einer teuren Ausführung präsentiert. Die „Early Adopters“ unter den Kunden (nochmal Marketing-Denglisch) greifen dann zu. Etwas später bringt man dann auch andere Versionen. So auch beim vollelektrischen Volvo XC40 Recharge.
Der Volvo XC40 im Video
Nach dem Allradmodell mit zwei Elektromotoren und einer kombinierten Gesamtleistung von 300 kW (408 PS) ist das kompakte SUV der schwedischen Marke jetzt auch als „Single Motor“ zu haben. 170 kW (231 PS) bringt der Elektromotor zusammen, treibt mit einem maximalen Drehmoment von 330 Newtonmetern die Vorderräder an. Das ist im Kreis der modernen Elektroautos eher ungewöhnlich. VW ID.4 und Co. setzen meist auf Heckantrieb.
Der Einstiegspreis des Volvo XC40 Recharge Pure Electric Single Motor, so der ganze Name in seiner ellenlangen Pracht, sinkt im Vergleich zum Twin-Motor-Modell um 7.500 Euro. Damit rutscht der Basispreis der Baureihe knapp unter 40.000 Euro netto, womit die volle Förderung von Elektroautos in Höhe von 9.570 Euro (inklusive Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil) möglich wird. Multitasking-Leser begehren jetzt gewiss auf.
Bald kommt das Facelift
Wie jetzt? Der XC40 kostet doch mindestens 48.650 Euro, also netto mehr als 40.000? Jein. In diesem Listenpreis ist ein Care-Paket mit Versicherung (Haftpflicht und Vollkasko) enthalten, das man auch gegen Preisminderung von 1.260 Euro abwählen kann. Da diese Zusatzleistung bei der Berechnung der Umweltprämie durch das Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) keine Rolle spielt, sind fortan alle XC-40-Version voll förderfähig. Neben den Ausstattungslinien ist künftig nämlich auch der zweite Elektromotor eine Option.
„Künftig“ heißt: Ab Modelljahr 2023. Das spielt für Neukunden eine Rolle, denn die aktuelle Produktion des 2022er-Modells ist ausverkauft. Neben einer leichten Umsortierung der Preisliste, bei der die Ausstattungslinie Pro durch Ultimate ersetzt wird, erhält der Volvo XC40 dann auch ein leichtes Facelift an der Front im Stil des C40. Dazu bald mehr.
Unser Testwagen, in der Farbe Sage Green lackiert, trat also noch mit bekanntem Gesicht zu ersten Testfahrten an. Das Platzangebot vorne und im Fond erweist sich einmal mehr als absolut ausreichend, auch für große Personen. 414 Liter Volumen stehen im Heck für Ladung bereit, vorne nochmals 31 Liter. Hier ist das Ladekabel gut untergebracht.
Wechselstrom zieht der Volvo XC40 mit bis zu 11 kW Ladeleistung, am Schnelllader sollen unter idealen Bedingungen 150 kW erreicht werden. Der Single-Motor-Schwede stromert dann ein paar Momente früher wieder los als das Allradmodell. Warum das? Der Akku hat eine minimal kleinere Speicherkapazität von 69 statt 78 kWh (netto nutzbar 67 statt 75).
Schnell genug, nicht sparsam
Zwischen den Ladestopps liegt der Volvo XC40 gewohnt satt auf der Straße. Adaptive Dämpfer ode sonstige Fahrmodiverstellerei hat Volvo weggeräumt. Passt auch so, am Komfort im SUV gibt es nichts zu kritisieren. Die Sitze sind groß genug und bieten zudem ausreichenden Seitenhalt. Bespannt sind sie mit lederfreiem und somit veganem Material.
Mit gut der halben Leistung pfeffert dich der Volvo XC40 Recharge mit einem Motor nicht so brutal in die Rückenlehne wie der Allradler. Der Wert von 7,4 Sekunden für die Beschleunigung auf 100 km/h statt 4,9 Sekunden beweist das. Nebenbei: Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 160 km/h (Twin Motor 180 km/h) abgeregelt.
Trotzdem ist das Basismodell keine lahme Ente, im Gegenteil. Auch hier lässt das sofort zur Stelle stehende Drehmoment den Volvo ganz vorne mitspielen. Die Kehrseite zeigt sich schon auf leicht feuchter Straße. Hier reicht ein nur halb durchgedrücktes Fahrpedal, um die Vorderräder durchdrehen zu lassen. Vor allem beim Herausbeschleunigen aus Kurven treten die Traktionsprobleme sehr (zu?) früh auf. Die gleichen Straßen am gleichen Tag mit dem Allradauto zeigten: Auf allen vieren krallt sich der Volvo besser in den Asphalt.
Auch beim Verbrauch zeigt sich kein großer Vorteil. Wobei wir uns im Falle des Neulings im Moment noch auf die Angaben des Bordcomputers verlassen müssen, zum Leerfahren und Nachladen blieb am Tag der Testfahrten keine Zeit. Knapp über 24 kWh je 100 Kilometer zeigte das Display an.
Im letzten
Test
konnten mit dem doppelmotorigen XC40 24,5 kWh erreicht werden, wohlgemerkt aber im Frühling. Während der aktuellen Testfahrten lag die Außentemperatur bei zehn Grad.
Fazit
Mit nur einem Motor wird der elektrische Volvo XC40 deutlich günstiger, Platzangebot und Ambiente bleiben auf gewohnt hohem Niveau. Die Leistung von 170 kW sowie die Kraft von 330 Newtonmetern reichen im Alltag voll aus. Störend sind aber die Traktionsprobleme an der angetriebenen Vorderachse. Außerdem bringt der Verzicht auf den zweiten Elektromotor, dem ersten Anschein nach, keine Vorteile beim Stromverbrauch. Auch hier ist also weit mehr als eine halbe Portion.
Technische Daten
Volvo XC40 Recharge Single Motor |
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Getriebe | Eingang-Reduktionsgetriebe |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 170 kW (231 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 330 Nm |
Batterie | 69 kWh brutto / 67 kWh netto, Lithium Ionen |
Maximale Ladeleistung Gleichstrom (DC) | 150 kW |
Maximale Ladeleistung Wechselstrom (AC) | 11 kW |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Norm-Verbrauch kWh / 100 km | 18,7 - 19,7 kWh |
Realer Verbrauch im Testzeitraum kWh/100 km | 24,5 kWh (lt. Bordcomputer) |
Leergewicht | 2.030 kg |
Anhängelast (gebremst) | 1.500 kg, Stützlast 100 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.425 / 1.863 / 1.647 mm |
Grundpreis | 48.650 Euro (Core) |
Testwagenpreis | 57.050 Euro (Ultimate mit Optionen) |