VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Der Andere

Der VW T-Roc bringt frischen Wind in die Modellpalette. Erster Fahrbericht.

Eine kurvige Bergstraße, wenig Verkehr und ein waghalsiges Tempolimit. Der rote VW, mit dem ich unterwegs bin, zoomt sich an die nächste Kehre heran. Anbremsen, zielgenaues Einlenken. Am Scheitelpunkt fällt der Fuß zurück auf das rechte Pedal und die Vorderräder folgen einer wohl unsichtbar auf den Asphalt gepinselten Idealline. Auf zur nächsten Kurve!

VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Test

Tausend Mal gehört? Mag sein, aber der Kurvenspaß ist durchaus erwähnenswert, denn er ist im neuen VW T-Roc erlebbar. Einem kompakten SUV, also einer Fahrzeuggattung zugehörig, die den Sport meist nur im Namen trägt.

Den wilden Hund lässt VWs neueste Baureihe trotz roter Lackierung auf der Karosserie und den Bremssätteln und 190 PS starkem Zweiliter-TSI-Benziner aber nicht ungehobelt heraushängen. Er ist mehr der dezente und höfliche Fluchtwagen, stets bereit, ohne Dich herauszufordern.

Höflichkeit war ihm schon in die Wiege gelegt. Erst ließ er den Tiguan mit dem letzten Modellwechsel auf 4,48 Meter an- und aus der Klasse der kompakten SUV herauswachsen. Dann gab er den Konzernkollegen von Seat (Ateca) und Audi (Q2) den Vortritt, um sich jetzt zeitgleich mit dem Skoda Karoq auf den Markt zu drängeln. Damit wären auch schon die schärfsten Widersacher ausgemacht, wozu aber auch noch Opel Mokka und Nissan Qashqai zählen.

VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Test

Es fällt auf, dass der VW T-Roc auffällt. Die Geschichte vom ewig gleichen Markendesign, das erst schnöde wirkt und dann durch Langlebigkeit überzeugt, kann im Gegensatz zum neuen VW Polo beim T-Roc nicht erzählt werden. Die Frontpartie mit dem tiefen Grill in Wagenoptik und den gekonnt gestalteten LED-Ringen für Tagfahrlicht und Blinker (aber nur, wenn der Kunde 1.085 Euro Aufpreis in LED-Scheinwerfer investiert hat), die ruhige Seitenlinie mit dem flachen Dachaufbau und den stark betonten Radkästen sowie das kantige Heck gefallen auf Anhieb. Zudem lässt dieses Paket den T-Roc aus der Modellpalette herausstechen. Er wäre kein VW, wenn er es dabei nicht vermeiden würde, an den Rand der Botox-Peinlichkeit abzudriften wie der fast baugleiche Audi Q2.

Der Innenraum, das ist nun wahrlich nicht überraschend, bietet mit der höheren Sitzposition einen bequemen Ein- und Ausstieg. Hat man sich erst einmal an das harte Plastik der Türverkleidungen und auch auf dem Armaturenbrett gewöhnt, wird man schnell eins mit der VW-typisch guten Ergonomie. Kein Wunder, nutzt der T-Roc doch nicht nur denn allgegenwärtigen MQ-Baukasten, sondern natürlich auch sämtliche Bedienelemente vom Infotainment über die Klimasteuerung aus anderen Modellen. Die Climatronic-Oberfläche sorgt leider auch dafür, dass der Beinraum für den Fahrer nicht überschwänglich breit ausfällt, der rechte Unterschenkel kuschelt also stets mit der Hartplastik-Mittelkonsole.

VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Test

Dafür überzeugen die Sitze mit einer bequemen Polsterung, die im Testwagen verbauten Sportsitze mit (Kunst-)Lederakzenten sind zudem hübsch anzusehen. Im Fond wird es für Erwachsene deutlich enger, aber irgendwo müssen sich ja knapp fünf Zentimeter weniger Radstand als beim Golf (2,59 statt 2,64 Meter) zu erkennen geben.
Weiter hinten streckt der T-Roc dem Golf wieder die Zunge heraus: 445 Liter Kofferraumvolumen sollten für den Alltag ausreichen, das sind immerhin 65 Liter mehr als beim kompakten Bruder – und gar deren 90 im Vergleich zum Audi Q2.

Das hier ist ja ein Fahrbericht, also Marsch zurück auf den Fahrersitz und Schlüssel gedreht. Ja, gedreht, denn das schlüssellose Zugangs- und Startsystem bietet VW für den T-Roc aktuell noch nicht an. Mit der Zündung erwacht das virtuelle Cockpit zum Leben. Nach der Premiere im VW Polo gibt es das Active Info Display der zweiten Generation jetzt auch im T-Roc. Es hat eine klarere Auflösung als das bekannte Modul und zeigt aber auch, dass „zweite Generation“ nicht zwangsläufig besser heißt: Aufgrund einer geringeren Prozessorleistung als in Golf, Passat und Arteon kann das System die Navigationskarte nicht gleichzeitig im Cockpitdisplay und im zentralen Bildschirm anzeigen, hier muss man sich nötigenfalls mit dem Beifahrer und dessen Wissensdurst arrangieren.

Weil im Testwagen so ziemlich alles eingebaut ist, was die Hochregallager und die Preisliste hergeben, hat er natürlich auch App Connect. Das iPhone ist also ratzfatz per Apple Car Play integriert und das 300 Watt Beats-Soundsystem sorgt für genügend Stimmung.

VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Test

Womit wir also bei der Partylaune und damit wieder zum Fahrerlebnis ankommen. Der VW T-Roc 2.0 TSI kommt stets mit Allradantrieb und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Das hält den Motor stets in niedrigen Drehzahlen, wo er kaum hörbar ist. VW war gut beraten, hier kein Sounddesign für einen kernigen Klang hinein zu programmieren, denn es ist gerade die unauffällige Lässigkeit, die beim T-Roc so gefällt. Schon ab 1.500 Umdrehungen stehen 320 Nm Drehmoment zur Verfügung, das Plateau flacht erst bei 4.180 U/Min ab – man kann es, wenn man möchte, also auch mal fliegen lassen.

Das aufpreispflichtige DCC-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern empfehle ich einmal mehr. Aber diesmal aus einem anderen Grund. War es sonst bei den verschiedenen Konzernmodellen meist der Komfort- und Normalmodus, der mich überzeugt, ist beim T-Roc die sportliche Einstellung Pflicht. Auch auf Straßen, die dem menschlichen Auge eben erscheinen, neigt der neue Wolfsburger, der übrigens in Portugal gebaut wird, zu steten Wank- und Nickbewegungen. Im Sport-Modus des DCC schnürt er sich die Schuhe fester, ohne übertrieben hart zu sein. Ein kurzer Zug am Wählhebel holt das DSG vom hochtourigen Sportmodus zurück in „D“ und alles ist prima.

VW T-Roc 2.0 TSI Sport Fahrbericht Test

Geschickt ging VW bei der markeninternen Positionierung des T-Roc vor. Ja, er wird dem Golf – zumindest im Privatkundenmarkt – gefährlich werden. Dabei setzt das SUV mit der gefahrenen 190 PS – Variante eigene Akzente, einen entsprechend motorisierten Golf gibt es nicht. Der ist dafür weiterhin das hochwertigere Auto mit einem gediegenen Fahrkomfort und mehr Platz im Fond.

Für viele künftige T-Roc-Kunden muss es wohl auch nicht unbedingt der 2.0 TSI sein, in Kürze folgt auch der von mir bereits im Golf gefahrene 1.5 TSI mit 150 PS und Zylinderabschaltung. Er wird die goldene Mitte bilden und auch den Kaufpreis deutlich unter den Einstiegstarif von 30.800 Euro für den T-Roc 2.0 TSI Sport drücken.

Was bleibt also abschließend über und zum VW T-Roc zu sagen? Zum erfrischen anderen VW? „Die Welt hat nicht unbedingt auf Dich gewartet – aber schön, dass Du da bist.“

Das Video zum Fahrbericht des VW T-Roc findet Ihr unterhalb der Bildergalerie.

Technische Daten

VW T-Roc 2.0 TSI Sport

Hubraum 1.984 ccm
Anzahl und Bauform Zylinder 4 in Reihe
Maximale Leistung kW / PS 140 kW / 190 PS
Max. Drehmoment 320 Nm bei 1.500 - 4.180 U/min
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleuningung 0-100 km/h 7,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 216 km/h
Norm-Verbrauch auf 100km 6,8 Liter
Verbrauch real auf 100km 8,9 Liter
Reifenmarke und –format des Testwagens Bridgestone Potenza 225/40 R19
Leergewicht 1.495 kg
Länge / Breite / Höhe 4.234 / 1.992 / 1.572 mm
Grundpreis 30.800 Euro
Testwagenpreis 42.655 Euro
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Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad
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