Mittendrin statt nur dabei: Eintauchen in die Faszination Ferrari.
Eine Geburtstagsfeier ist stets der optimale Anlass, sich herauszuputzen. Wenn es eine runde Jahreszahl ist, darf es auch gerne mal ein Anzug sein. Nichts lieber als das, wenn es sich hierbei um einen roten Rennoverall handelt. Aber hübsch der Reihe nach, aller Euphorie zum Trotz.
Ferrari, nicht nur eine Marke mit großer Vergangenheit, sondern die Sport- und Rennwagenikone schlechthin, feiert in diesem Jahr ihre 70. Jubiläum. Grund genug, Händler, Kunden und Fans auf der ganzen Welt um das Cavalllino rampante (das sich aufbäumende Pferd auf gelbem Grund im Ferrari-Logo) zu versammeln.
Die Welttournee der Feierlichkeiten, die im September in einer großen Veranstaltung in Ferraris Heimatstadt Maranello gipfelt, hat am 1. Juli auf dem traditionsreichen Hockenheimring Station gemacht. Schon auf den Zufahrtsstraßen zur Strecke standen die Carspotter Spalier und haben die Sozialen Medien mit Unmengen von Fotos und Videos der anreisenden Ferraris geflutet. Von wegen, die Jugend interessiert sich nicht mehr für Autos.
Über 400 Ferraris zählten die Veranstalter. Die Händler waren mit eigenen Boxencrews und Vorführwagen vor Ort, deren Kunden brachten ihre Schätze mit nach Hockenheim: bis hin zum ultra raren und extrem wertvollen Ferrari F40 reichte die Bandbreite der Supersportwagen. Klassiker aus den 1960er und 1970er-Jahren, 308 und 328, 430 und 488 jeglicher Couleur sowie atemberaubende F12 tdf waren mit am Start. Als besonderen Leckerbissen hatte Ferrari das streng limitierte Jubiläumsmodell LaFerrari Aperta mitgebracht.
Ferraris Geburtstagsparty war, aller Ehrfurcht der schnellen Autos zum Trotz, von einer wunderbaren Unverkrampftheit geprägt, wie es sie bei kaum einer anderen Sportwagenmarke gibt. Die Ferrari-Kunden und -Fahrer wurden von den knapp 1.000 angereisten Fans begeistert empfangen, posierten für Fotos und Videos – von Berührungsängsten oder Abschottung keine Spur.
Bei einer gemeinsamen Parade über den Hockenheimring konnten die Zuschauer ihre Lieblingsautos in Aktion erleben. Es war natürlich ein Gedränge auf dem Asphaltband, aber was für ein schönes: der Autor dieser Zielen konnte unter der Vielzahl der Ferraris sein Lieblingsmodell definieren: wenn doch der Lottogewinn mit einer neu entdeckten Ölquelle im kleinen Vorgarten zusammenfällt, wäre ein schwarzer GTC4 Lusso mit gelben Bremssätteln meine erste Wahl.
Unbezahlbar dagegen ist mein persönliches Highlight des Tages. Und damit kommen wir zur eingangs erwähnten Kleiderordnung. Niemand geringeres als Formel 1 – Star Kimi Räikkönen feierte mit. Nach einigen Runden eines Gentlemen-Rennens gegen drei Fahrer des Ferrari FXX K, die wie Kimi zur Chancengleichheit in bereitgestellten 488-Challenge-Modellen gegen den finnischen Formel 1 – Weltmeister antraten, wurde ein Traum war.
Die Beifahrertür des gelben Rennwagens stand offen und ich schaffte es, trotz Helm und weniger Erfahrung mit Überrollkäfigen im Einstiegsbereich, einigermaßen elegant in den Ferrari 488 Challenge zu klettern. Gurte anziehen und kontrollieren, eine kurze Begrüßung meines ganz speziellen Taxifahrers und los ging es über die Ausfahrt der Boxengasse auf die Strecke.
Auch wenn man einem Formel 1 – Champion wie Kimi Räikkönen natürlich eine maximale fahrerische Kompetenz zuspricht, so ist es doch unbeschreiblich, wie er den Ferrari über die Rennstrecke prügelt. Das bedingungslose Grundvertrauen in den Chauffeur lässt jede Befürchtung wie „die Kurven bekommen wir nie, wir donnern mit knapp 300 Sachen an den letzten Bremspunkt“ verpuffen.
Was auch auffällt (obwohl ich mich frage, wie ich im Gewitter aus Endorphinen, Motorsound und Fliehkräften überhaupt zum Denken kam!), wie nah der Ferrari 488 Challenge an den Serienautos ist. Damit meine ich nicht das voll digitale Cockpit mit den für Rennen relevanten Infos, die Schalensitze und den Käfig, sondern das Setup des Fahrwerks, des Sounds und des fühlbaren Gesamtpakets. Was beweist, dass ein Serien-Ferrari keine kompromissbereite Kopie eines Racing-Images ist, sondern wirklich auch der Supersportwagen ist, den man auf den ersten Blick vermutet.
Es hätten noch hunderte weitere Runden mit Kimi Räikkönen sein können, die Ausfahrt in die Boxengasse kommt immer zu früh. Das nachhaltig eindrucksvolle Erlebnis, die Kombination aus der dem Maschinenorchesterund seinem Dirigenten, zählt ohne Frage zu meinen automobilen Highlights. Man könnte sich auch, typisch finnisch, kurzfassen: WOW!
Der Mythos Ferrari ist zum 70. Geburtstag ausdrucksstärker denn je. Die Freude der Fahrer und Fans, die Nähe der Autos zu den Carspottern und die herrlich ausgelassene Stimmung sind Teil eines Marken-Lifestyle, wie man ihn einfach mal erlebt haben muss.
Apropos, wie fühlt sich so ein Ferrari denn eigentlich auf dem Fahrersitz an? Unterwegs in freier Wildbahn? Das, liebe Leser, ist eine andere Geschichte - die ich Euch bald erzählen darf.