Der fragwürdige Umweltschutz: Chemie und Plastik an der Tankstelle.
Weniger Zucker, kein Zigarettenqualm in Restaurants und Cafés, rapide wachsende Bio-Supermarktketten. Wir werden allgemein umwelt- und gesundheitsbewusster. Und unsere Autos immer sauberer. Zumindest im Scheuklappen-Blickwinkel.
Um moderne Dieselfahrzeuge auf aktuelle Abgasnormen zu hieven, bedient sich die Industrie eines recht verbraucherunfreundlichen Tricks. Denn jetzt darf man neben Diesel auch noch AdBlue in das Auto schütten. Zumindest klappt das bei mehr und mehr Modellen einfach über einen Einfüllstutzen hinter dem Tankdeckel ohne Vollsauen des halben Kofferraums – mit freundlichen Grüßen an Sharan-Fahrer!
AdBlue besteht zu 67,5 Prozent aus destilliertem Wasser und zu 32,5 Prozent aus Harnstoff. Für dessen Herstellung wird Erdgas benötigt, also ein weiterer fossiler Rohstoff. Das Gemisch - der Name AdBlue ist übrigens eine Marke des VDA (Verband der Automobilindustrie), in den USA kauft man Diesel Exhaust Fluid (DEF, Diesel Abgas Flüssigkeit) – wandelt im SCR-Katalysator Stickoxide und Amoniak, der im Harnstoff enthalten ist, zu Wasser und Stickstoff um. Klingt prima.
Aber obwohl wir nicht rauchen, manche gar gezielt unverpackte Supermarktware kaufen und unseren Kindern fair gehandelte Kleidung aus Biobaumwolle kaufen kippen wir fröhlich und ohne aufzumucken eine Chemikalie in unsere Dieselautos, noch dazu meist umständlich aus Plastikkanistern. AdBlue-Zapfsäulen gibt es nämlich nach wie vor meist nur für LKW.
Behälter, Deckel und der Einfüllrüssel des Kanisters sorgen dann übrigens fleißig dafür, dass der Plastikmüllberg weiterwächst. Aber das sieht man der weißen Fair Trade-Weste ja nicht an.