Audi Q7 e-tron 3.0 TDI: Anwalt, Kinder, Jutetasche.
Die Autohersteller sprechen stets gerne vom Technologietransfer aus der Oberklasse in massentauglichere Segmente. Beim Kunden kommt in diesem neuen Auto vielleicht eher ein pseudogrünes Gewissen zum Tragen.
Der erste Deutsche Plug-in Hybrid mit Dieselmotor kommt nämlich nicht – wie es Volvo mit dem V60 vorgemacht hat – als außendiensttauglicher Firmenwagenkandidat in Form eines A4 oder A6, sondern im Dickschiff Q7. Immerhin kann Papi damit seine Kinder leise und lokal emissionsfrei in die Schule fahren und schafft es vielleicht noch mit den letzten Elektronen ins Büro. Die Kundentermine zum ausgiebigen Lunch, natürlich Bio und Fair Trade, und weiter weg nimmt der Herr Gutverdiener dann dieselnd vor. 275 kW / 373 PS Systemleistung und 700 Nm Drehmoment haut der Q7 e-tron auf die Straße und will in 6,2 Sekunden auf Landstraßentempo 100 beschleunigen. Die Lithium-Ionen-Batterie mit 17,3 kWh Kapazität soll dabei genormte 56 Kilometer Elektrofahrspaß garantieren (also real ca. 25 km), bevor der Selbstzünder zur Hilfe eilt. Auch die 1,8 Liter Normverbrauch alle 100 km sind natürlich nett zu lesen, aber machen wir doch mal sechs reale Liter daraus.
Das ist immer noch gut und als TDI macht der Q7 e-tron für den europäischen Markt sehr Sinn als z.B. BMWs X5 40e, der den Vierzylinder-Benziner mit Elektromotor kombiniert.
Dennoch werden sich den Spaß am Sparen nur Rechtsanwälte, gute Zahnärzte und sonstige Freiberufler leisten können. 80.500 Euro kostet der e-tron mindestens. Zumindest ist die Serienausstattung nicht ganz nackt: LED-Scheinwerfer, das große Navigationsgerät MMI Navigation plus und das virtuelle Cockpit sind von Haus aus dabei. Das gilt auch für ein Duo aus Ladekabeln: Eines für öffentliche Ladestationen und ein weiteres, das man sowohl in die Haushalts- wie auch in eine Industriesteckdose stopfen kann.
Zu viel Technikinformation? Keine Sorge, natürlich gibt es auch neues in Sachen Multimedia und Connectivity. Mit der Audi MMI connect App kann der e-tron Eigner über sein Telefon den Ladevorgang aus der Ferne starten oder beenden, die Klimaanlage einschalten sowie den aktuellen Ladestand der Batterie abfragen. Eben alles, was sicherlich auch die Werkstatt aus der Ferne vom Auto erfährt.
Übrigens darf nicht jeder Audi-Händler darf die e-tron Modelle verkaufen. Im Netz sind 109 Betriebe in Deutschland speziell ausgewählt und geschult. Eine längere Anfahrt zum Servicepartner karikiert die Einsparung von Ressourcen, die der Plug-in Hybrid propagiert. Aber da muss man ja hoffentlich nicht allzu oft antanzen.
Text: Bernd Conrad, Foto: Hersteller