Borgward BX7 S6 + X65 = BX7. Ausweg Brennstoffzelle?

Statt Mannequin: eine Isabella posiert vor dem Borgward BX7.

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„Borg - hat das was mit Star Trek zu tun?“ Solche Gegenfragen die Reinkarnation von Borgward zeigen, dass die Marke hierzulande nicht mehr in vielen Köpfen verankert ist. Wie denn auch, der letzte Borgward lief 1961 vom Band, vor immerhin 54 Jahren.

Jetzt also ein Neuanfang unter dem alten, aber nicht unbedingt altbewährten, Familiennamen. Im Gegensatz zum ersten Mal aber nicht als urdeutsches Automobilunternehmen, sondern unter den Fittichen des chinesischen Automobilkonzerns BAIC (genauer: Beiqi Foton Motor Co., einem Tochterunternehmen von BAIC, was übrigens Beijing Automotive Holding Corporate Limited abkürzt). Dort in China sollen die neuen Borgwards auch produziert werden, was sich natürlich anbietet, denn das Reich der Mitte ist auch der erste Markt, der ab Mitte 2016 erschlossen werden soll.

Das neue Modell ist ein SUV mit dem austauschbaren Namen BX 7 (wann kommt die Intervention von Citroen?). Austauschbar ist nicht nur die Typenbezeichnung, sondern vermutlich auch das Auto an sich, zumindest in weiten Teilen.

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Wenn man sich einmal mit dem BAIC Konzern und der Vielzahl seiner Marken und deren Modelle beschäftigt, stößt man auf zwei SUV-Modelle, die aktuell auf den Markt kommen. Zum einen den Huansu S6 und zum anderen den Senova X65. Beide teilen sich eine Plattform und weitere technische Baukästen. Es darf davon ausgegangen werden, dass auch der Borgward BX7 eine weitere Variation dieser Modelle darstellt.

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Vor allem mit dem Senova X65 gleichen sich einige Daten verblüffend stark, nehmen wir nur einmal den Radstand, in beiden Fällen 2.670 Millimeter. McPherson-Achse vorne, Multilenker-Lenker-Achse hinten, innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und hinten – die Fahrwerksarchitektur gleicht sich. Der Borgward hat eine um 69 Millimeter breite Spur vorne und hinten (je 1.609 Millimeter zu 1.540 beim X65) und wiegt mit 1.645 kg deren 70 mehr als das Chinamodell mit Allradantrieb.

Auch der X65 hat einen 2,0 Liter Vierzylinder unter der Haube, der sich aber im genauen Hubraum (1992 ccm zu 1.981 cm beim Borgward) und der Leistung (130 kW / 177 PS zu 165 kW / 224 PS beim Borgward) unterscheidet.

So weit, so gut, andere Autokonzerne teilen auch die Technik unter den einzelnen Tochtermarken. Aber selbst beim Rollout-Plan der Marke Borgward (erst China, dann weitere Schwellenländer wie z.B. Indien) birgt diese Strategie einige Risiken.

Ein ähnlich gestricktes Vorhaben ging bisher mächtig in die Hose: QOROS, die junge Marke mit Geld aus Israel und China, einem Designzentrum in München unter Leitung des ex-Mini-Gestalters Gerd Volker Hildebrand und dem Anspruch, weltweit Fuß zu fassen, dümpelt vor sich hin. Die Fabrikkapazität von 150.000 Autos im Jahr wird bei weitem nicht ausgelastet, ganze 3.476 Fahrzeuge wurden im Gesamtjahr 2014 auf dem riesigen Chinesischen Markt verkauft. Den europäischen Testmarkt Slowakei hat man nach nur einer Handvoll QOROS3-Verkäufe schon wieder geschlossen. Zum Vergleich: Bei Borgward wird von mittelfristig 500.000 Autos im Jahr gesprochen.

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Die Herausforderung, vor der Borgward nun steht: Man muss den Chinesen ein heimisches Produkt verkaufen, was dort vor allem in der aufstrebenden und zahlungskräftigen Mittelschicht verpönt ist. Den Hunger nach Status, demonstriert durch den Kauf ausländischer Produkte, versucht man mit der Deutschen Marke Borgward zu stillen. Nur: Wenn in Deutschland schon kaum mehr einer die Marke kennt, muss man in Asien erst Recht bei null anfangen. Markenhistorie zählt dort nicht viel, eine Lektion, die auch Porsche lernen musste, die Marke steht dort vor allem für Cayenne und Panamera und nicht für Sportwagen und Rennerfolge. Ob das „deutsche Image“ und das Wedeln mit Zuliefererfahnen, die allesamt an der (Weiter?-)Entwicklung des BX7 beteiligt sein sollen, ausreicht?

Somit kann eine zu starke Abhängigkeit vom Markt in China für das junge Unternehmen schnell zum Bumerang werden. Eine Expansion in weitere Märkte, z.B. Indien, Lateinamerika, Nahost inklusive Iran sowie Osteuropa erscheint sinnvoll. Und wenn die Hausaufgaben gut gemacht werden, kann es auch in Westeuropa klappen. Denn mal ganz ehrlich. Ansprüche wandeln sich, bei Smartphones, Computern und sonstigen „Seht-her-was-ich-habe“ Produkten regt sich niemand auf, dass asiatische Fabrikanten wie Foxconn diese Geräte ausspucken. Borgward muss also eine ähnliche Begehrlichkeit für seine Produkte wecken. Der unbekannte Name reicht dafür nicht aus.

Ein neuer Ansatz muss her, eine Besonderheit wie bei Tesla. Beim ersten Aufritt in Frankfurt ging dieser Aufschlag leider ins Netz. Daher mein Wunsch: Raus mit dem Verbrenner, rein mit einer Brennstoffzelle - und bis zum Marktstart mit einem der Ölkonzerne ein Tankstellennetz aufbauen – Tankkarte für die ersten 5.000 Kunden inklusive.

Text: Bernd Conrad

Fotos: Borgward, Qoros, ChinaAutoWeb.com

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Text: Bernd Conrad