Nach zwei Jahren Entwicklung werden bald die ersten von 40 Exemplaren des Bugatti Divo gebaut.
Immerhin zwei Mal hat der Autor dieser Zahlen einen Bugatti in freier Wildbahn gesehen, jeweils einen Veyron. Einmal in London (wen wundert das?), einmal im Kölner Umland (immerhin!). Selbest fahren? Wohl eher nie. Zumindest mal reinschnuppern bei einer Automesse war drin.
Die Modelle der Manufaktur, die mit dem Wohlwollen von Konzernmutter Volkswagen auch nach der Piechschen Vorliebe für Extreme Autos zum Leben erwecken darf, sind rare Gäste. Selten auf der Straße, meist in klimatisierten Garagen. Nach dem Veyron und seinen Derivaten folgte als aktueller feuchter Traum für Autofans der Bugatti Chiron. 1.500 PS stark, auf 500 Exemplare limitiert und (ohne Steuern und Sonderwünsche) ab 2,4 Millionen Euro teuer.
Der Divo wird 40-mal gebaut
Und dann gibt es immer noch Menschen, denen selbst das zu gewöhnlich ist. Auch diesen Kunden kann geholfen werden. Zum Beispiel mit einem Bugatti Divo. In diesem Jahr kommen die ersten Exemplare zu den Käufern. Mehr als 40 Autos wird es vom Divo nicht geben.
Mehr Leistung stand nicht Lastenheft, dafür mehr Abtrieb für höhere Kurvengeschwindigkeiten. 90 Kilogramm sollen es sein, die sich bis zur Höchstgeschwindigkeit auf 456 Kilogramm steigern. Denn: schnell geradeausfahren ist nicht alles. Ob es wohl in Molsheim eine Statistik gibt, wie viele der bisher ausgelieferten Veyron oder Chiron die 400 km/h-Marke passiert haben?
Der Divo wird das nicht tun. Schafft er gar nicht. Sein Aerodynamikkonzept sowie die Auslegung des Fahrwerk sind anders, aber 380 km/h sollten für die meisten Bedürfnisse auch reichen. Auch der seltene Divo wird einem regulären Entwicklungsprozess unterworfen, von der ersten Idee bis zum Start der Produktion vergingen zwei Jahre. 5.000 Testkilometer widmeten die Entwickler, so teilt der Hersteller mit, allein dem Fahrwerk.
Die Testfahrer steuern die Prototypen unter anderem über die Hochgeschwindigkeits- und Handlingstrecke in Nardo (die praktischerweise dem Konzern gehört). Acht Zentimeter nimmt der Divo hier dem Chiron ab. Beide dürften schneller sein, als die meisten Gehirne es verarbeiten können.
„Der Divo fährt sich völlig anders als der Chiron, auch wenn beide der starke W16-Motor antreibt“, erklärt Lars Fischer, Leiter Fahrwerksversuch und Applikation bei Bugatti. „Das wird besonders auf kurvenreichen Strecken deutlich. Mit dem noch präziseren Lenkverhalten und mehr Abtrieb fährt der Divo noch schneller und vorhersehbarer in und durch die Kurven hindurch.“ Man glaubt es ihm einfach mal.
1,83 Meter breit ist der imposante Heckflügel des Bugatti Divo. Auch bei diesem Modell ist er im Winkel verstellbar und dient bei starker Verzögerung als Air Brake, unterstützt also den Bremsvorgang. Soll es schnell voran gehen, knüppeln 1.600 Newtonmeter maximales Drehmoment das immerhin zwei Tonnen schwere Hypercar in 2,4 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Die Schaltarbeit erledigt ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Der Bugatti Divo ist trotz Preisen ab fünf Millionen Euro (netto) ausverkauft, er wird parallel zum Chiron handgefertigt. Es bedarf keiner Glaskugel, um vorherzusagen, dass er nicht die letzte Spielart im Lebenszyklus der aktuellen Bugatti-Baureihe sein wird.