"Mehr Ideen pro PS" reloaded
„Mehr Ideen pro PS“. Mit diesem Claim feiert der Fiat Tipo seine Marktpremiere in Deutschland. Das komplett neue Modell soll alles besser können als der Vorgänger.
Wir schreiben übrigens das Jahr 1988, am 2. Juli gab es die Händlersause für den Tipo, der Vorgänger hieß Ritmo. Seitdem ist viel passiert.
In der Kompaktklasse hat sich Fiat mit dem Paar Bravo/Brava, dem teutonischen Stilo und wieder einem Bravo mehr und mehr in den Hintergrund positioniert.
Nach einigen Jahren der Schockstarre arbeiten die Ingenieure und Marketingmenschen im FCA-Konzern aber am Comeback ihrer Marken. Alfa ist zumindest auf den Messebühnen mit dem Giulia wieder vertreten, Jeep gedeiht und Abarth bringt den verschärften 124 Spider mit Lieferzeitengarantie (Vorstellung hier).
Fiat beendet langsam aber sicher die Abhängigkeit vom 500. Als Imagerakete dient auch bei der Brot-und-Butter-Marke der 124 Spider. Stückzahlen dürfte aber endlich die neue Kompaktbaureihe bringen.
Jetzt schließen wir aber endlich den Kreis! Denn in Rückbesinnung auf schönere Tage heißt der neue pragmatische Fiat für Jedermann wieder Tipo.
Mit einer Länge von 4,37 Metern überragt der fünftürige Schrägheck-Fiat den aktuellen VW Golf um elf Zentimeter. 440 Kofferraumvolumen sind auch ein Ansage im Segment. Nochmals mehr schafft mit 550 Litern der 20 Zentimeter längere Tipo Kombi.
Wie jetzt? Kein Sport-Touring-Wagon-Cross-Sonstnochwas? Sehr entspannt! Der Kombi heißt schlicht und einfach so: Kombi. Und diese Rückbesinnung auf das Einfache zieht sich durch das ganze Konzept und den Anspruch der Baureihe, die zusätzlich auch noch aus der bereits 2015 gezeigten Limousine (nein, kein Sports Sedan oder ähnliches) besteht.
Auf der Suche nach der neusten virtuellen 3D-Cockpitgrafik, dem adaptiven Doppelkupplungsgetriebe oder wischenden LED-Wunderblinkern wird man beim Fiat-Händler keinen Erfolg haben.
Sollen sich doch die Mitbewerber die Reifen plattstehen, wenn sie zur Behebung von Defekten an all der superneuen Technik auf einen Servicetermin warten. Fiat spricht mit dem Tipo Käufer an, die vor allem ein Auto haben wollen, dass sie ohne Zicken von A nach B bringt. Und dort auch ankommt, ohne groß aufzufallen.
„Mehr Ideen pro PS“ passt also auch beim neuen Tipo, der nämlich mit Motorleistung nicht so inflationär um sich wirft. Das Einstiegsmodell darf sogar noch Luft ansaugen und somit in 1,4 Litern Hubraum bis zu 70 kW / 95 PS entwickeln. Bei 4.500 Umdrehungen pro Minute findet die Drehmomentkurve schon bei 127 Nm ihren Gipfel.
Mehr Freude macht da natürlich der gleich gro0e Turbobenziner, der 88 kW / 120 PS leistet (215 Nm Drehmoment bei 2.500 U/min). In vielen europäischen Märkten, aber leider nicht bei uns, wird es diesen Motor auch in einer bivalenten Version für den Betrieb mit Autogas und Benzin geben.
Wer nicht selber schalten will, der muss wiederum einen Saugmotor unter der Haube akzeptieren. Ein 1,6 Liter-Benziner mit 81 kW / 110 PS wird in Verbindung mit dem E-torQ Automatikgetriebe (sechs Fahrstufen) verkauft. Wie sich das anfühlt, berichten wir bald im Fahrbericht des Fiat 500X.
Vor allem für den Kombi sind die selbstzündenden Motoren eine gute Wahl. Als 1.3 MultiJet mit 70 kW / 95 PS wird er sich bestimmt als Taxi in vielen südeuropäischen Großstädten beweisen. Der 1.6 MultiJet mit 81 kW / 120 PS kann alternativ zum Schaltgetriebe auch mit 6-Gang-Doppelkupplung bestellt werden.
Natürlich darf auch im unaufgeregten Tipo das Smartphone gekoppelt werden, dazu gibt es einen sieben Zoll großen Touchscreen im Armaturenbrett.
Doch nun fix zu den Äußerlichkeiten. Der erste Eindruck auf den Bildern ist gut. Als Fünftürer verschenkt der Tipo keinen Platz mit sportlich eingezogenen Flanken oder einem schrägen Heck, auch hier weckt der Pragmatismus Sympathien. Noch dazu haben die Designer alles sauber gezeichnet, der breite Kühlergrill fügt sich ebenso harmonisch ins Karosseriekleid wie die großen, gebogenen Heckleuchten. Der Kombi zieht das alles mit geradem Dachverlauf nach hinten und hat natürlich ein drittes Seitenfenster.
Wirklich italienisch wirkt das Allerweltsdesign nicht, aber auch dafür gibt es ein Argument: Fiat baut den neuen Tipo nicht in der Heimat, sondern mit dem langjährigen Partner Tofas in der Türkei.
Übrigens wird nicht wieder der 2. Juli als Datum zur Markteinführung des Tipo herhalten müssen. Die viertürige Limousine kann bereits bestellt werden und kostet ab 13.990 Euro. Der Fünftürer wird preislich sogar noch darunter liegen, der Kombi etwas darüber.