Honda mit Nissan und Mitsubishi

Honda mit Nissan und Mitsubishi Keine japanische Auto-Allianz

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Die geplante Fusion von Honda mit Nissan und Mitsubishi Motors wurde abgeblasen.

Ende Dezember 2024 erklärten die japanischen Autohersteller Honda und Nissan die Unterzeichnung einer Absichtserklärung für einen möglichen Zusammenschluss beider Unternehmen. Als dritter Partner im Bunde hielt man die Tür für Mitsubishi Motors offen. Aus den drei Marken hätte der drittgrößte Autohersteller der Welt entstehen sollen, der unter einer Holding drei Schwesterfirmen hält. Der Konjunktiv ist korrekt. Jetzt ist klar: Daraus wird nichts.

In einer gemeinsamen Erklärung gaben Honda, Mitsubishi und Nissan am 13. Februar 2025 bekannt, dass die Absichtserklärung zur Fusion aufgekündigt wurde. Einstimmigen Berichten zufolge war das Nissan-Management nicht bereit, die Bedingungen des Konkurrenten Honda zu akzeptieren. Letzterer wollte die Kontrolle über alle Aktivitäten behalten, was einer Übernahme von Nissan (und wohl auch von Mitsubishi Motors) durch Honda geglichen hätte. Die ursprüngliche geplante Zusammenarbeit bei der Entwicklung von "intelligen", also Software-definierten Fahrzeugen und Elektroautos, die bereits im letzten August in Form eines Rahmvertrags beschlossen worden war, soll unabhängig von der geplatzen Fusion weitergeführt werden. Die hier festgezurrten Ziele sind...

Eine Plattform für „Software-definierte Fahrzeuge“

Gemeinsam sollen Technologien und Bauteile für die Nutzung neuer Fahrzeugmodelle, bei denen die Software Kern und Ausgangspunkt ist, erforscht und entwickelt werden. Nissan und Honda hatten, einen Tag vor dem Beitritt von Mitsubishi Motors, angekündigt, ihre eigenen Forschungsarbeiten vorerst voranzutreiben und in rund einem Jahr die Möglichkeit einer Serienproduktion dieser neuen Fahrzeugmodelle zu prüfen.

Batterien für Elektroautos

Akkus stecken in Hybriden wie dem Nissan X-Trail e-Power und in Elektroautos wie dem Ariya.

Der Akku ist das teuerste und größte Bauteil eines Elektroautos. Vereinheitlichte Spezifikationen, darunter Abmessungen des Batteriepakets, die verwendeten Zellen und Ladetechnik, sollen die Kostenreduktion beitragen und Entwicklungszeiten verkürzen. Die Batterien können dann in Elektroautos aller drei Hersteller gleichermaßen eingebaut werden.

Elektrische Antriebsachsen

Ende 2024 kommt der neue Mitsubishi Outlander als Plug-in Hybrid zu uns.

Unter einer elektrischen Antriebsachse (e-Achse) versteht man die Zusammenfassung der E-Maschine mit der Leistungselektronik und dem Getriebe, also aller für den Antrieb der Räder nötigen Elemente, in einem Bauteil. Das spart Bauraum und drückt die Kosten.

Wie die Akkus sollen auch die e-Achsen als Gleichteile von den Herstellern der neuen Japan-Allianz geteilt werde. In einem ersten Schritt geschieht das mit den Motoren in Invertern.

Sich ergänzende Modellpaletten

Aktuell nutzt Mitsubishi in Europa Modelle des Allianz-Partner Renault, wie den Colt auf Clio-Basis.

Honda, Mitsubishi Motors und Nissan planen einen engen Austausch bei der Planung globaler Modellpaletten. Damit lassen sich doppelte Entwicklungen vermeiden. In Japan sind solche Kooperationen zwischen den Autoherstellern nicht ungewöhnlich. Das Kei Car Mazda Carol wird beispielsweise von Suzuki zugeliefert.

Auch bei uns sind Modelle aus herstellerübergreifenden Kooperationen auf der Straße. Suzuki Across (RAV4 Plug-in Hybrid) und Swace (Corolla Touring Sports) sind Toyota-Derivate. Der Mazda2 Hybrid ist ein umgelabelter Toyota Yaris.

Mitsubishi Motors verkauft in Europa den ASX auf Basis des Renault Captur, der Colt ist ein abgewandelter Clio. Hier hilft die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, die nach aktuellem Stand weiterhin bestehen soll, bei der Bestückung der Modellpalette. Der Nissan Juke basiert auf der gleichen technischen Plattform.

Was wird aus Nissan?

Mit dem elektrischen Ariya wird das Sportlabel Nismo halbherzig wiederbelebt.

Nissan steckt aktuell in finanziellen Schwierigkeiten, eine Fusion hätte neue Möglichkeiten gebracht. Parallel war auch der taiwanesiche iPhone-Auftragsfertiger Foxconn an einer Übernahme von Nissan interessiert. Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Foxconn-CEO Yung Liu aber erklärt, dass dieser Plan nicht (mehr?) auf der Agenda steht. Vielmehr ist man an Nissan als Kooperationspartner interessiert - wohl auch, um die eigene Autoproduktion zum Laufen zu bringen. Aktuell hält Renault 36 Prozent der Nissan-Anteile. Was aus der Allianz mit den Franzosen wird, ist aktuell unklar - und auch, wie sich Mitsubishi Motors gegenüber Kooperationspartnern aufstellen willl.

Fazit

Aktueller Nissan-Bestseller: Der kompakte Qashqai.

Es hätte der drittgrößte Autohersteller der Welt und eine neue japanische Auto-Macht entstehen sollen. Doch aus der Fusion von Honda und Nissan mit Mitsubishi Motors als drittem Partner wird nichts - das Nissan-Management hat die Verhandlungen beendet. Wie lange das angeschlagene Unternehmen Nissan ohne Partner überleben kann und was aus der Allianz mit Renault wird, ist aktuell unklar.

Im Video: Honda Jazz Hybrid

Text: Bernd Conrad
Bilder: Bernd Conrad