Der Kleinwagen Mazda2 Hybrid bekommt ein Facelift. Weiterhin basiert er auf dem Toyota Yaris.
Viele Autohersteller ziehen sich schrittweise aus dem Markt für Kleinwagen und Kompakte zurück. Wachsende Anforderungen der (EU-)Regulierer an Sicherheit und Abgasemissionen machen die Autos zu teuer, dazu kommt der anhaltende Trend zu SUV und Crossover-Fahrzeugen.
Mazda schwimmt mal wieder gegen dem Strom, seit rund zwei Jahren hat die japanische Marke ihr Kleinwagenangebot von einem auf zwei Modellreihen verdoppelt. Beide heißen Mazda2, der eine kommt mit dem Zusatznamen Hybrid.
Der Mazda2 Hybrid im Video
Nicht nur Autofans dürften sich verwundert die Augen reiben. Wer auf der Suche nach einem sparsamen Kleinwagen samstags durch die Autohäuser streift oder sich durch Konfiguratoren klickt, dürfte vielleicht vor dem Besuch bei Mazda den Toyota Yaris in Augenschein genommen haben. Genau der sagt dann im Verkaufsraum des Mazda-Händlers wieder „hallo“.
Warum gibt es dieses Auto von zwei Marken? Ein Grund liegt in den EU-Vorschriften um Flottenverbrauch und den CO2-Emissionen. Kleine und leichte Autos haben es in dieser Regelung nicht einfach, eine niedrige Emissionsklasse ausweisen lassen zu können, da das Leergewicht in Relation zu den Emissionen sehr gering ist. Schwere SUV haben es da leichter.
Mehr Auswahl dank Kooperationen
Damit die Mazda-Bilanz nicht zu sehr verhagelt wird, nahm man in Europa vor rund zwei Jahren des Mazda2 Hybrid als Klon des Toyota Yaris, zusätzlich zum weiterhin gebauten und angebotenen Mazda2 aus Japan, ins Programm auf. Als sparsamer Vollhybrid hilft er, die Flottenemissionen zu senken. Gleichzeitig kann auch der Mazda-Händler seinen Kunden, die nach Hybriden fragen, ein Angebot machen.
Kooperationen sind unter japanischen Herstellern, und insbesondere zwischen Toyota und Mazda, nicht ungewöhnlich. Im Bereich der Softwareentwicklung arbeiten beide Konzerne seit vielen Jahren an gemeinsamen Projekten. Der uns bekannte Mazda2 wurde in Nordamerika als Toyota Yaris verkauft. Dort unterhalten die beiden Autobauer auch ein gemeinsames Werk (u.a. für die Produktion des Mazda CX-50).
Rund 1.820 Mazda2 Hybrid wurden im Jahr 2023 in Deutschland verkauft, zusätzlich zu 6.270 Exemplaren des Mazda2 mit Skyactiv-Benzinmotor. Für dieses Jahr strebt die deutsche Vertriebsorganisation der Marke eine knappe Verdoppelung des Hybrid-Absatzes an.
Ein bisschen Kodo-Design
Dabei soll ein kleines Facelift helfen. Zusätzlich zu den Updates, die Toyota in Form von digitalen Instrumenten und größeren Infotainment-Touchscreens auch dem Yaris spendiert, durften Europa-Designchef Jo Stenuit und sein Team die Zeichenstifte schwingen. Ziel war, dem Mazda2 Hybrid etwas mehr Mazda-ness in Form des markeneigenen Kodo-Designs zu spendieren.
Änderungen am Blechkleid sind da tabu, Yaris und Mazda2 Hybrid laufen in Frankreich vom gleichen Band. Dort können Mensch und Roboter aber in ein anderes Regal für die vorderen Stoßfänger greifen. Er wurde von Mazda umgestaltet. Der große Lufteinlass hat jetzt, wie bei vielen anderen Modellreihen der Marke, fünf Ecken. Dazu kommen neue Einfassungen für die Nebelscheinwerfer. Optisch wirkt die Front am Mazda-Derivat ruhiger gezeichnet als beim Yaris und dem Vor-Facelift-Modell des 2er. Am Heck zeigt sich eine fortan in Wagenfarbe lackierte Leiste zwischen den Rückleuchten. Sie lässt den Kleinwagen etwas breiter wirken.
Ein Hybrid, fünf Varianten
Das Portfolio im Angebot des 3,94 Meter langen Fünftürers wurde neu sortiert, die fünf Ausstattungslinien entsprechen in ihren Bezeichnungen jetzt gelerntem Mazda-Vokabular. Den Mazda2 Hybrid gibt es als Prime-Line, Center-Line, Exclusive-Line, Homura und Homura Plus.
Im Gegensatz zu Toyota, die dem überarbeiteten Yaris in den höher ausgestatteten Varianten einen auf 130 PS Systemleistung erstarkten Hybrid-Antrieb spendieren, belässt es Mazda bei einer Motoralternative.
Der Vollhybrid (ohne externe Lademöglichkeit) hat eine unveränderte Systemleistung von 85 kW / 116 PS. Ein 1,5 Liter großer Dreizylinder-Benziner mit 68 kW / 92 PS und 120 Newtonmetern Drehmoment teilt sich den Platz unter der vorderen Haube mit einer 59 kW (80 PS) starken E-Maschine, die 141 Newtonmeter Drehmoment bereitstellt. Ein Planetengetriebe kümmert sich um das Kraftmanagement.
Bei niedriger Geschwindigkeit und vollem, Akku – der beim Bremsen oder im Schubbetrieb aufgeladen wird – sorgt der Elektromotor für Vortrieb. Fordert der Fahrer durch Tritt auf das Gaspedal mehr Leistung ab, kommt der Benziner hinzu, der bei leerer Batterie auch mal alleine die Vorderräder antreibt oder parallel hilft, den Stromspeicher zu füllen. Der Fachmann spricht vom „leistungsverzweigten Hybridsystem“.
Der Fahreindruck
Und der Laie? Der merkt vom komplexen Zusammenspiel meist wenig, sofern er nicht auf die Energieflussanzeige im Cockpit blickt. Der Hybridantrieb funktioniert gewohnt zuverlässig. Bei höheren Drehzahlen macht der Dreizylinder jedoch mit dem bauart-typischen Rasselsound auf sich aufmerksam.
Der positive Effekt: Wie die Energieflussanzeige motiviert auch die Geräuschentwicklung bei nicht artgerechten Dynamik-Ambitionen zu einer entspannten Fahrweise. Dann kann der Hybrid seinen Vorteil voll ausspielen, nippt nur leicht am Benzintank. Je nach Bereifung liegt der WLTP-Normverbrauch für den Mazda2 Hybrid bei 3,8 bis 4,2 Litern Supersprit auf 100 Kilometer. 2022 erreichten wir mit dem Vor-Facelift-Modell im AUTONOTIZEN-Alltagstest des Mazda2 Hybrid einen Wert von rund vier Litern. Nach den aktuellen Testfahrten im hügeligen Hinterland von Barcelona zeigt der Bordcomputer im konfigurierbaren Display hinter dem Lenkrad 4,7 l/100 km an.
Die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h bleibt heute Theorie, auf den spanischen Autobahnen herrscht Tempolimit 120. In diesem Bereich fühlt sich der Hybrid auch wohler, freut sich aber schon auf die nächste Ausfahrt und das Abbiegen in Richtung Innenstadt.
Die kompakten Abmessungen helfen beim Rangieren und Parken, die Übersicht ist, zumindest nach vorne und zur Seite (Abbiegen!) gut. Das Fahrwerk ist von eher straffer Natur. Trotz der größeren 17-Zoll-Felgen des Mazda2 Hybrid Homura Plus rumpelt der Euro-Japaner aber nicht zu sehr über Wurzelaufbrüche und Querfugen.
Update für die Assistenz
Die Assistenzsysteme wurden mit dem Facelift erweitert und dabei auch den neuen EU-Regularien angepasst. Die sorgen dafür, dass es auch im Mazda2 Hybrid ständig bimmelt. Dann nämlich, wenn die Verkehrszeichenerkennung feststellt, dass man ein paar km/h über dem (angezeigten oder willkürlich erkannten) Limit fährt. Deaktivieren muss man das nach jedem Fahrtantritt aufs Neue im Infotainment-Menü. So wollen es die Gesetzgeber.
Die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage steuert auch den Abstand zum Vordermann bis zum Stillstand. Melden die Sensoren im Stopp-and-Go-Verkehr innerhalb von drei Sekunden wieder freien Asphalt, fährt das Auto selbsttätig an.
Neu an Bord ist ein Notfall-Bremsassistent, der nach mehreren Warnstufen das Auto abbremst, wenn der Fahrer – dann mutmaßlich aufgrund eines medizinischen Problems – nicht reagiert. Die Frontüberwachung mit Notbremsfunktion erkennt Fußgänger bei Tag und Nacht, Radfahrer jedoch nur bei Tageslicht.
Preise und Ausstattung
Ein aufwendiger Hybridantrieb und viel Technik im kleinen Auto: Da kann man sich fast denken, dass der Mazda2 Hybrid kein günstiges Vergnügen ist. Die Preisliste beginnt ungefähr da, wo sie mit dem teuersten Modell des Benziner-Mazda2 aufhört. 24.990 Euro kostet der Hybrid als Prime-Line. Klimaautomatik, Rückfahrkamera sowie eine kabellose Integration von Apple CarPlay und Android Auto sind dann schon an Bord.
Extras gibt es, bis auf optionale Metalliclackierungen (neu: Glass Blue), nicht. Wer also ein bestimmtes Detail vermisst, wird zur Wahl einer teureren Ausstattungslinie gezwungen. Höhenverstellbare Vordersitze oder schlüsselloser Zugang gibt es beispielsweise erst ab der Exclusive-Line. Wer LED-Scheinwerfer haben möchte oder gerne das Smartphone induktiv lädt, der muss mindestens zum Mazda2 Homura, u.a. mit 17-Zoll-Felgen, getönten Scheiben im Fond, Sportsitzen und sieben Zoll großen Digital-Instrumenten, greifen.
Das Topmodell Mazda2 Homura Plus bringt das Panorama-Glasdach ohne Öffnungsfunktion, 12,3-Zoll-Instrumente, einen größeren Infotainment-Bildschirm (10,5 statt neun Zoll) und ein Head-up-Display mit. Erstmals gibt es auch ein werksseitig eingebautes Navigationssystem. Seine Anzeigengrafik entspricht, wie der Rest, dem Toyota-Schwestermodell.
Vergleich mit dem Toyota Yaris
Ist der Yaris aus finanziellen Gründen die bessere Wahl? Oder der Mazda2 Hybrid? Die Vertriebs- und Marketingabteilungen beider Marken haben ganze Arbeit geleistet. Man kann die einzelnen Linien nicht direkt vergleichen und die Preise gegenüberstellen. Zu unterschiedlich sind die Paketierungen. Zudem koppelt Toyota die besser und / oder dynamischer ausgestatteten Versionen an den erwähnten 130-PS-Hybrid.
Der Mazda2 Hybrid Homura Plus kostet 32.890 Euro. Annähernd ausstattungsgleich gibt es den Toyota Yaris in der Premiere Edition für 34.900 Euro – dann aber mit 14 PS mehr Leistung.
Sechs Jahre Neuwagengarantie bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern packt der Mazda-Verkäufer mit ein. Bei Toyota sind es drei Jahre bis 100.000 Kilometer, die aber mit jeder Wartung in der Vertragswerkstatt auf bis zu 15 Jahre ausgedehnt werden können. Bei Mazda kann man als Kunde kann man beim Händler Anschluss-Garantie-Verträge kaufen.
Das Wartungsintervall des Mazda2 Hybrid sieht eine Inspektion einmal pro Jahr oder alle 15.000 Kilometer vor – die „echten Mazdas“ erlauben eine Distanz von 20.000 Kilometern bis zur jährlichen Kontrolle.
Fazit
Der Mazda2 Hybrid unterscheidet sich nach dem Facelift mit Änderungen an Front und Heck deutlicher vom Genspender Toyota Yaris als bisher. Potenzielle Kunden dürfte aber vor allem der sparsame Hybridantrieb interessieren. Wer entspannt fährt und vornehmlich im urbanen Raum unterwegs ist, muss trotz kleinem Tank nur selten tanken.
Zuvor muss man für den Kleinwagen aber eine stolze Summe auf den Tisch legen, vor allem wenn man zu einer der höheren Ausstattungslinien greift. Homura Plus muss es nicht gleich sein, der Exclusive-Line für 28.290 Euro sollte den meisten Ansprüchen genügen.
Technische Daten
Mazda2 Hybrid |
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Antriebsart | Hybrid |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.490 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 68 kW / 92 PS bei 5.500 U/min |
Max. Drehmoment | 120 Nm bei 3.600 - 4.800 U/min |
Getriebe | stufenlose Automatik |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 59 kW (80 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 120 Nm |
Systemleistung: kW / PS | 85 kW / 116 PS |
Tankinhalt | 36 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 3,8 - 4,2 Liter (CO2 Emissionen 87 - 97 g/km) |
Verbrauch real auf 100km | 4,7 Liter (lt. Bordcomputer) |
Kofferraumvolumen | 286 - 935 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Ecopia 205/45 R17 |
Leergewicht | 1.180 kg |
Anhängelast (gebremst) | 450 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.940 / 1.745 / 1.505 mm |
Basispreis Baureihe | 24.990 Euro |
Basispreis Modellvariante | 32.890 Euro (Homura Plus) |
Testwagenpreis | 33.840 Euro |