Der neue Mazda2 Hybrid im Alltagstest mit Video-Review.
„Die Autos sehen doch heutzutage alle gleich aus“. Dieser Spruch scheint beinahe so alt zu sein wie das Kraftfahrzeug an sich. Großeltern sagten das, die eigenen Eltern ebenso. Und jetzt, nachdem diese Pauschalisierung jahrzehntelang verneint und mit Gegenbeispielen belegt hat, steht man vor dem Testwagen und nickt innerlich.
Kein Wunder, denn der neue Mazda2 Hybrid ist eigentlich gar kein neues Auto. Im Bestreben, die CO2-Flottenwerte auf dem EU-Markt zu senken und an elektrifizierten Antrieben interessierte Kunden zu bedienen, kooperiert Mazda im Kleinwagensegment mit Toyota.
Der Mazda2 Hybrid im Video
Zusätzlich zum seit 2015 und auch weiterhin angebotenen Mazda2 , den es als Benziner mit und ohne Mildhybridsystem gibt, steht ab sofort ein zweites Modell mit gleicher Nummer in den Verkaufsräumen der Händler. Der Mazda2 Hybrid ist dabei nicht anderes als ein Toyota Yaris, bei dem Markenlogos und Modellschriftzug ausgetauscht wurden.
Sonst nichts? Sonst nichts. Damit ist Mazda noch konsequenter als Suzuki. Auch dort holt man sich Hybrid-Hilfe von Toyota. Der Suzuki Swace ist ein Toyota Corolla, der Suzuki Across ein RAV4 Plug-in Hybrid. Immerhin mit minimalen optischen Unterscheidungen.
Kompakte Karosserie, enger Fond
So kommt es, dass der Mazda2 Hybrid im Modellprogramm der Marke wie ein Fremdkörper wirkt. Anstelle des „Kodo Designs“ mit schildförmigem Grill und schlanken Linien tritt er, wie eben der Yaris, stämmig und verspielt auf. Dabei pflegt der Fünftürer japanischen Stil, könnte auch im Manga auftreten und gewinnt auch damit Herzen von Fans.
3,94 Meter lang ist der Hybrid, also satte 12 Zentimeter kürzer als „der andere“ Mazda2. Beim Platzangebot macht sich das nicht bemerkbar. Das Kofferraumvolumen liegt auf annähernd gleichem Niveau (286 zu 280 Liter), das Platzangebot im Fond ist hier wie da recht knapp. Wer große Mitfahrer im Fond platzieren will, sollte zudem auf das optionale Panoramadach (ohne Öffnungsfunktion) verzichten. Es schränkt die Kopffreiheit weiter ein. Der Verzicht erspart zudem das Gefummel mit den teils störrischen Sonnenschutzrollos.
Das passt leider zum Ambiente im Innenraum. Stoffbezüge, der Filz in den Türtafeln und Kunststoffe wirken arg rustikal. Das ist aber beim Mazda2, dem eigentlichen, auch so und wirkt erst ab dem kompakten Mazda3 aufwärts hochwertiger.
Fahrer und Beifahrer haben viel Bewegungsfreiheit auf großen Sesseln und freuen sich über zahlreiche Ablagen im Cockpit. Die Instrumente werden, je nach Ausstattungslinie, digital angezeigt. Auch die Bedienung wurde von Toyota übernommen. Einen bei Mazda gebräuchlichen Dreh-Drück-Steller gibt es nicht, die Infotainmentfunktionen werden über den acht Zoll großen Touchscreen (ab der zweiten Ausstattungslinie Agile an Bord) gesteuert. Trotz „Map“-Taste ist aber kein Navigationssystem an Bord. Das kennt man schon von den eingangs erwähnten Suzuki-Modellen, die Toyota auch ohne Routenführung an den Partner liefert.
Sparsamer Hybrid-Antrieb
Über den USB-Anschluss lässt sich das Smartphone integrieren. Dann springt die Anzeige nach Druck auf die „Map“-Taste immerhin auf Navi-App des Telefons. Die Grafiken sind recht grobschlächtig, hier fällt der 2er Hybrid im Vergleich zu den „echten“ Mazdas ab.
Kurzweilig ist dennoch der Blick auf die Energieflussanzeige, womit wir zum Fahrerlebnis kommen. Der Vollhybrid ohne externe Lademöglichkeit stromert locker aus dem Wohngebiet heraus. Der Übergang zum Dreizylinder-Verbrenner gelingt ohne großes Aufsehen. Schnell wird der Benziner in Schubphasen aber auch wieder ausgeknipst. Die jahrzehntelange Hybrid-Kompetenz von Toyota zeigt sich einmal mehr in einem hochentwickelten, unauffälligen Antriebssystem.
Und in dessen Effizienz. Genau vier Liter Sprit pro 100 Kilometer genehmigte sich der Mazda2 Hybrid im Testalltag auf Landstraßen, innerorts und auch auf der Autobahn. Damit liegt er genau auf dem WLTP-Normwert.
Bei höheren Drehzahlen wird der Einsfünfer leicht knurrig, was nicht unangenehm ist. Fahrwerk und Lenkung überzeugen mit einer gelungenen Abstimmung und finden die richtige Balance zwischen Feedback und Komfort.
Teurer oder günstiger als der Yaris?
Hängt am Ende des Tages die Entscheidung für einen Mazda2 Hybrid oder gegen einen Toyota Yaris nur an der Preisliste? Ganz so einfach ist es nicht, man sollte besser ein Wochenende mit dem Taschenrechner einplanen.
22.190 Euro ist der Basispreis für den Mazda2 Hybrid Pure, 21.690 Euro für den Toyota. Dem fehlt dann aber ein Multimediadisplay mit Smartphone-Integration. Auch bei den anderen Ausstattungslinien wurde das Packaging so gewählt, dass man nicht 1:1 vergleichen kann. Das Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse ist also wichtig.
Unser Testwagen ist ein Mazda2 Hybrid Select, der aktuell (Stand August 2022) 28.190 Euro kostet. Als Optionen bringt er die zweifarbige Lackierung und das Panoramaglasdach mit. Beides ist verzichtbar. Ein Toyota Yaris Hybrid Style kostet mit 27.590 Euro weniger. Aber hier muss das gute Head-up-Display, Serie beim Mazda, in einem 1.230 Euro teuren Optionspaket dazugekauft werden. Dafür das der Yaris ein integriertes Navigationssystem. Nur einige Beispiele der Wirrungen in den Ausstattungslisten.
Sechs Jahre Garantie
Blicken wir noch zum Mazda2. Ihn gibt es als Skyactiv-G mit 115 PS und Schaltgetriebe in der höchsten Ausstattungslinie Sport-Line inklusive Matrix-LED für 24.390 Euro.
Beide Mazda-Kleinwagen bieten eine sechsjährige Garantie bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern. Toyota belässt es bei drei Jahren bis 100.000 Kilometer. Mit jeder Inspektion beim Toyota-Vertragshändler verlängert sie sich aber bis auf maximal zehn Jahre. Für Barkäufer mit Werkstatttreue ein wichtiger Punkt, für Leasingkunden eher weniger.
Fazit
Agiles Fahrverhalten, gute Ausstattung und ein sehr sparsamer, unkomplizierter Hybridantrieb. Das, was den Toyota Yaris auszeichnet, gilt auch für den Mazda2 Hybrid. Der teure Kleinwagen ist also ein gutes Auto, aber kein echter Mazda. Welchen also nehmen, 2er oder Yaris? Das ist doch egal „die sehen doch heutzutage eh alle gleich aus“…
Am Ende dürfte also der Händler vor Ort mit seiner Beratungsleistung den Ausschlag geben. Dazu dürfte im Mazda-Autohaus auch die Antwort auf die Frage gehören, ob man mit dem klassischen Mazda2 nicht etwas günstiger vom Hof fährt.
Technische Daten
Mazda2 Hybrid Select |
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Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.490 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 67 kW / 92 PS |
Max. Drehmoment | 120 Nm bei 3.600 - 4.800 U/min |
Getriebe | stufenlose Automatik |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 59 kW (80 PS) |
Systemleistung: kW / PS | 85 kW / 116 PS |
Tankinhalt | 36 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 9,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit elektrisch | 130 km/h |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 4,0 Liter |
Verbrauch real auf 100km | 4,0 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Bridgestone Ecopia 195/55 R16 |
Leergewicht | 1.180 kg |
Anhängelast (gebremst) | 450 kg |
Länge / Breite / Höhe | 3.940 / 1.745 / 1.500 mm |
Grundpreis | 28.190 Euro (Grundpreis Baureihe: 22.190 Euro) |
Testwagenpreis | 30.280 Euro |