Kunden sind trotz höherer Umweltprämie und reduzierter Mehrwertsteuer frustriert: Viele Elektroautos sind nicht lieferbar.
Über eine Autokaufprämie zum Ankurbeln des Markts im Krisenjahr 2020 wurde viel gestritten. Der VDA als Dachorganisation der deutschen Autohersteller plädierte dafür, auch moderne Verbrenner zu fördern, um den Verkauf von Neufahrzeugen anzukurbeln.
Darauf ist die Bundesregierung bekanntlich nicht eingegangen, stattdessen wurde die Umweltprämie für elektrifizierte Fahrzeuge erhöht. Ein Elektroauto mit einem Netto-Listenpreis von unter 40.000 Euro wird damit um 9.480 Euro günstiger. Dieser Betrag errechnet sich aus der auf 6.000 Euro verdoppelten Fördersumme des Staats, 3.000 Euro Herstellanteil und 16% Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil.
Kunden wollen Elektroautos
Elektroautos bis 65.000 Euro Netto-Neupreis werden mit 7.900 Euro gefördert (5.000 Euro vom Staat, 2.500 Euro Herstelleranteil zuzüglich 16% oder 400 Euro Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil).
Das Instrument scheint zu wirken. Mehr und mehr Kunden interessieren sich für den Kauf eines Elektroautos. Auch die AUTONOTIZEN-Redaktion erreichen Zuschriften, meist mit der Frage „was ist das billigste Elektroauto?“. Die Schnäppchenjäger haben also Konjunktur.
Davon dürften die deutschen Autohersteller kaum profitieren. Wichtige Elektroautos wie der VW ID.3 sind noch nicht lieferbar. So wie es scheint, hat VW auch mit den anderen E-Modellen Probleme. Der E-Golf ist nicht mehr neu bestellbar und auch beim E-Up ist es laut Händleraussagen ungewiss, ob ein Fahrzeug noch geliefert werden kann.
Der mit dem e-Up baugleiche Konzernbruder Seat Mii Electric ist offiziell nicht bestellbar. Erneut wird das Märchen der Überraschung von der unerwartet hohen Nachfrage erzählt. Die Kollegen von Skoda führen den Citigo-e iV noch im Konfigurator. Die Lieferzeit bei Neubestellungen ist ungewiss, in den einschlägigen Internetforen sind über knapp über 100 Autos aus Händlerbeständen im Angebot (Seat Mii Electric: 32 Exemplare).
Wie die Automobilwoche berichtet, muss ein Kunde auf die Auslieferung eines jetzt bestellten Opel Corsa-e bis Februar 2021 warten. Der Peugeot e-208 hat, dem Bericht zufolge, bis zu 40 Wochen Lieferzeit (also aktuell April 2021).
Profiteur Hyundai?
Wer, zusätzlich zur Umweltprämie, auch von der auf 16 Prozent reduzierten Mehrwertsteuer profitieren will, kann das nur mit Auslieferung bis zum 31.12.2020. Hier scheint die Strategie der Koreaner aufzugehen. Der Hyundai Kona Elektro mit der großen 64 kW-Batterie ist bei Neubestellung innerhalb von vier Monaten lieferbar, so die Aussage aus Händlerkreisen.
Der Kona Elektro mit der größeren Batterie und 150 kW (204 PS) wird seit einigen Monaten im tschechischen Werk der Marke gebaut. Das erhöht die Kapazitäten und verkürzt die Lieferzeiten. Außerdem sind wohl 3.000 bereits gebaute Autos aus Lagerbeständen aufrufbar.
Allein im letzten Monat sollen 1.200 Kaufverträge für den Hyundai Kona Elektro unterschrieben worden sein. Länger dauert es bei der Version mit kleinerer Batterie, die weiterhin in Korea gebaut wird. Hier beträgt die Lieferzeit acht Monate. Der Hyundai Ioniq Elektro ist nicht mehr neu bestellbar, aber auch hier gibt es, den Aussagen unserer Quellen nach, ausreichend Lagerfahrzeuge.
Entspannte Situation bei Kia und Nissan
Kunden der Konzernschwester Kia hatten vor allem beim e-Niro teilweise mit Lieferzeiten von über einem Jahr zu kämpfen. Laut Aussage des Importeurs hat sich das gebessert. Die Modelle e-Soul und e-Niro mit 64 kW-Akku sind innerhalb von zwei bis vier Monaten lieferbar, außerdem gibt es Lagerbestände. Die Versionen mit kleinerer 39,2-kWh-Batterie sind deutlich weniger nachgefragt.
Auch beim japanischen Hersteller Nissan kann man Kunden bedienen. Der Nissan Leaf mit 40 kWh-Akku ist, ebenso wie die Modelle Evalia und e-NV200, nach Aussage des Importeurs ohne Wartezeiten aus Lagerbeständen lieferbar. Der Leaf e+ mit 62 kWh-Batterie hat eine Lieferzeit von zwei bis drei Monaten. Der kompakte Leaf wird in England gebaut, e-NV200 und Evalia in Spanien.
Allianzpartner Renault berichtet von steigenden Verkaufszahlen des Zoe. Kunden warten im Schnitt zwei bis drei Monate auf ihr Auto. Es gibt aber auch ein Elektroauto eines deutschen Herstellers, dass keine Lieferprobleme hat. BMW erklärt, dass von der Bestellung zur Auslieferung ebenfalls circa drei Monate vergehen.
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