Der Mazda6e im ersten Check mit Sitzprobe, auch im Video. So will die Marke Tesla und Co. angreifen!
Mazda feiert ein Comeback in der Mittelklasse. Nach dem Produktionsende des Mazda6 als Benziner rollt im Sommer mit dem Mazda6e (ja, komplett ohne Leerstellen, wie kurz nach unserem Videodreh bei Mazda entschieden wurde) eine neue Limousine zu den Händlern und auf die Straße. Sie ist das zweite Elektroauto der Marke neben dem MX-30.
23 Jahre lang gab es den Mazda6 als Verbrenner in verschiedenen Modellgenerationen, 2002 löste er den Mazda 626 ab. Jetzt wird Mazdas Vertreter in der Mittelklasse elektrifiziert.
Der Mazda6e im Video
Ihre Weltpremiere feierte die Limousine als Mazda EZ-6 im April 2024 auf der Messe Auto China in Peking. Und das nicht ohne Grund. Obwohl die Front mit steiler Maske und der „Signature Wing“ genannten Spange eine moderne Interpretation des Mazda-typischen Kodo-Designs zeigt, ist der Mazda6e kein Japaner. EZ-6 und somit auch 6e sind aus einer Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Changan entsprungen. In China wird die Limousine, auch für den Export nach Europa, gebaut. Die technische Basis nutzt, in abgewandelter Form, auch der Changan Deepal SL03.
Das dynamische Design des Mazda6e verschleiert die Größe der Limousine. Mit einer Länge von 4,92 Metern ist sie fünf Zentimeter länger als der legitime Vorgänger Mazda6. Außerdem ist das Elektroauto 1,89 Meter breit und 1,49 Meter hoch. Der Randstand misst üppige 2,90 Meter, auch um Platz für den Akku im Fahrzeugboden zu schaffen.
Die schmalen Rückleuchten sind ein markentypisches Design-Merkmal. Neu ist der ausgeschriebene Markenname anstelle des Logos am Heck. Darüber wird, bei einer Geschwindigkeit von 90 km/h oder auf Knopfdruck im Innenraum, ein Heckspoiler elektrisch ausgefahren und in Position gebracht. Trotz der Stufenheck-Form reicht die Heckklappe bis ins Dach. Hinter ihr präsentiert sich ein Kofferraum, dessen Volumen mit 330 Litern überraschend knapp ausfällt. Hier wird die ursprüngliche Ausrichtung der Baureihe für den chinesischen Markt deutlich. Kunden dort legen keinen Wert auf großes Gepäck im Auto, ein geräumiger Innenraum – vor allem im Fond – ist das wichtigere Verkaufsargument. Nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen soll das Ladevermögen auf 700 Liter steigen. Zusätzlich gibt es unter der vorderen Haube ein 70 Liter großes Staufach, nicht nur für Ladekabel.
Die Sitzprobe
Wir starten zur Sitzprobe in einem Vorserienmodell des Mazda6e. Noch ist keine fertige Software für das Infotainment-System vorhanden, der 14,6 Zoll große Touchscreen-Monitor und das digitale Kombiinstrument mit 10,2 Zoll Bildschirmdiagonale zeigen nur Demo-Inhalte. Im Gegensatz zu allen anderen Mazda-Modellen wird im Elektroauto aus China aber vollständig auf eine Bedienstruktur über das berührungsempfindliche Display gesetzt, ein Dreh-Drück-Controller fehlt. Hier ist die Abstammung des Mazda6e von Changan klar erkennbar. Mazda spricht beim Pressetermin von „Ma“, dem japanischen Begriff für den „bewussten Umgang mit Leere im Raum.“ Apple CarPlay und Android Auto lassen sich ohne Kabelverbindung zum Smartphone nutzen. Ein Sony-Soundsystem mit 14 Lautsprechern soll für guten Klang sorgen.
Ein Head-up-Display spiegelt seine Informationen direkt auf die Windschutzscheibe, die Größe der Anzeigen soll einem virtuellen 50-Zoll-Display (also das Format des Flachbild-Fernsehers in vielen Haushalten) gleichen.
Zusätzlich zum Touch-System wird man verschiedene Funktionen auch per Gesten steuern können. Das muss später getestet werden. Schon jetzt lässt sich das Raumangebot checken. Vorne kommt man gut unter, im Fond bringt der lange Radstand – zumindest bei großen Passagieren – leider nicht wirklich etwas. Die niedrige Sitzbank sorgt für zu stark angewinkelte Beine, von oben drückt die Dachlinie aufs Haupt.
Das große Glasdach ohne Öffnungsfunktion wird in der höheren von zwei geplanten Ausstattungslinien, Takumi Plus genannt, ein Lichtschutzrollo bekommen. Im Mazda6e Takumi bleibt es wohl auch bei starker Sonneneinstrahlung hell. Spezielle „Smart Modes“ sollen den Alltag einfacher machen, darunter auch eine Einstellung mit großem Hinweis im Display – so kann man beispielsweise die Umwelt wissen lassen, dass man nur kurz weg ist, während ein Haustier im Auto wartet.
Teil der Serienausstattung des Mazda6e Takumi Plus wird auch die hier gezeigte Nappalederausstattung in Verbindung mit Naturleder und hellbrauner Farbe. Der Takumi soll die Wahl zwischen Kunstleder-Bezügen in Schwarz oder Beige lassen. In beiden Ausstattungslinien stehen acht Lackfarben zur Wahl, darunter das auf den Fotos und im Video gezeigte „Soul Red Crystal“ und das mit dem Mazda CX-80 neu eingeführte Melting Copper. Der Mazda6e steht und fährt immer auf 19-Zoll-Rädern.
Zwei Akku-Varianten zur Wahl

Den neuen Mazda 6e wird es in zwei Antriebs-Konfigurationen, jeweils mit einem Motor an der Hinterachse und Heckantrieb, geben. Das Grundmodell Mazda6e 258 leistet 190 kW (258 PS) und bringt ein Drehmoment von 320 Newtonmetern. In 7,6 Sekunden soll es aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 175 km/h begrenzt.
Im Auto steckt ein 480 Kilogramm schwerer LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit 68,8 kWh Speicherkapazität, die Reichweite nach WLTP-Norm soll bei 479 Kilometern liegen (WLTP-Normverbrauch 16,6 kWh / 100 km). Wechselstrom wird dreiphasig mit 11 kW geladen. Über den CCS-Anschluss fließt Strom am Schnelllader mit bis zu 200 kW Leistung – in 22 Minuten lässt sich der Ladestand von zehn auf 80 Prozent bringen.
Weiter fahren, langsamer laden?

Die zweite Version heißt Mazda6e 245 Long Range. Der Name ist Programm, ansonsten bricht dieser Mazda6e mit gelernten Elektroauto-Traditionen. Mit 180 kW (245 PS) ist der Elektromotor zum Antrieb der Hinterräder etwas schwächer, das Drehmoment bleibt bei identischen 320 Newtonmetern. Auch die Nennleistung (Dauerleistung) ist mit 60 kW (82 PS) auf dem Niveau der Maschine im Basismodell. Nullhundert ist in kaum langsameren 7,8 Sekunden erledigt, die Höchstgeschwindigkeit beträgt auch hier 175 km/h.
Der Mazda6e Long Range hat einen NMC-Akku (Nickel-Mangan-Kobalt), der ebenfalls 480 Kilogramm wiegt und eine Speicherkapazität von 80 kWh aufweist. Mehr Strom ist also drin, die Reichweite steigt auf 552 Kilometer (WLTP-Normverbrauch 16,5 kWh / 100 km).
Für großes Staunen sorgt aber die Ladeleistung: Mehr als 95 kW sind am Schnelllader nicht drin, der 10-80-Prozent-Hub dauert mit 45 Minuten deutlich länger als beim Schwestermodell. Wer weitere Strecken fahren möchte, muss also wesentlich mehr Zeit für Ladestopps einplanen. An einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule zieht auch das Long-Range-Modell Wechselstrom über drei Phasen mit 11 kW.
Unabhängig von der Motorisierung betragen die Anhängelast des Mazda6e 1.500 Kilogramm, Stütz- und Dachlast jeweils 75 Kilogramm. Das Leergewicht der großen Fließheck-Limousine liegt bei knapp über zwei Tonnen.
Preise ab 44.900 Euro

Im Sommer dieses Jahres soll der Mazda6e bei uns auf den Markt kommen, die Neuwagen-Garantie liegt, wie bei den anderen Baureihen der Japaner, bei sechs Jahren bis zu einer Laufleistung von 150.000 Kilometern. Die Preise starten bei 44.900 Euro für den Mazda6e EV Takumi, so die offizielle Verkaufsbezeichnung. Als Long-Range-Modell kostet die Limousine ab 46.500 Euro. Das Upgrade zur Ausstattungslinie Takumi Plus mit brauner Lederausstattung und Sonnenschutz-Rollo für das Glasdach kostet 2.000 Euro. Mit kleinerem Akku kostet der Mazda6e EV Takumi Plus also 46.900 Euro, in der Long-Range-Ausführung 48.500 Euro.
Die Preise liegen also auf dem Niveau von Elektroauto-Konkurrenten, die teilweise schneller laden können. Der Hyundai Ioniq 6 mit 800-Volt-Technologie kostet in der Basis mit 58 kWh großem Akku ab 43.900 Euro, der deutlich geräumigere VW ID.7 ist ab 53.995 Euro vor Abzug einer Aktionsprämie zu haben (alle Preise Stand März 2025).
Fazit

Das Design des neuen Mazda6e ist eine gekonnte Weiterentwicklung der Kodo-Designsprache für ein Elektroauto. Unter dem adretten Kleid steckt Technik, die in China mit Kooperationspartner Changan entwickelt wurde. Dort wird der Mazda6e auch gebaut. Die knopflose Bedienung entspricht nicht der Philosophie der Marke.
Das Long-Range-Modell überrascht mit nur 95 kW Ladeleistung. Die Mehrheit der Kunden dürfte zur Basisvariante mit etwas kleinerem LFP-Akku greifen, die am Schnelllader bis zu 200 kW erreichen soll. Sie wird zu Preisen ab 44.900 Euro angeboten.