Der vierte Nio ist ein Mittelklasse-SUV. Erster Check mit Sitzprobe im EL6.
Kurz nach dem Europastart der Marke bringt Nio schon seine mittlerweile vierte Baureihe bei uns auf den Markt. Zusammen mit dem Kombi ET5 Touring feiert das Mittelklasse-SUV Nio EL6 seine Premiere.
Der Nio EL6 im Video
In China heißt die Baureihe ES6 (hier wurden die ES-Bezeichnungen wegen eines Rechtsstreits mit Audi geändert), das neue Modell löst den erfolgreichen Vorgänger ab. Er war der meistverkaufte Nio auf dem Heimatmarkt. Auch der neue EL6 hat das Zeug, bei uns die Kundengruppe für die chinesische Elektroautomarke deutlich zu vergrößern.
Mit einer Länge von 4,85 Metern und einem 579 Litern großen Kofferraum erfüllt der EL6 die Wünsche vieler Menschen, die für Familie und Hobbies nach einem geräumigen Auto Ausschau halten. Wenn man die im Verhältnis 40:20:40 dreigeteilte Lehne der Rücksitzbank nach vorne umklappt, vergrößert sich das Ladevolumen auf 1.430 Liter. Die Anhängelast des Elektro-SUV beträgt 1.200 Kilogramm.
Erster Check mit Sitzprobe
Wir trafen den Nio EL6 zum ersten Check mit Sitzprobe im Designstudio der Marke im Münchner Norden. Beeindruckend: Das Platzangebot im Fond, das dank des 2,92 Meter langen Radstands generös ausfällt. Selbst der 1,92 Meter große Autor dieser Zeilen freut mich nicht nur über eine gute Knie- und Kopffreiheit. Eine ausreichend hoch montierte Rücksitzbank sorgt zudem für eine entspannte Haltung. Die Beine müssen nicht zu stark angewinkelt werden. Außerdem passen die Füße gut unter den Vordersitz.
Ein Touchscreen in der Mittelkonsole erlaubt auch vom Fond aus die Steuerung von Klimaanlage und Audiosystem. Für mehr Komfort lässt sich die Neigung der Rücksitzlehne elektrisch justieren. Die Materialauswahl mit textilen Oberflächen sorgt für eine entspannte Lounge-Atmosphäre.
Das gilt auch für die erste Reihe mit den bequemen Sitzen, bei denen die Kopfstützen auch in ihrer Längsposition verstellbar sind. Die Gestaltung des Cockpits entspricht den anderen Modellen der Marke. Hinter dem Lenkrad blickt man auf ein Display mit allen fahrrelevanten Informationen. Ein serienmäßiges Head-up Display spiegelt Informationen direkt auf die Windschutzscheibe.
Nomis Winken kostet extra
Der zentrale Touchscreen über der Mittelkonsole dient zur Einstellung sämtlicher Funktionen von Fahrassistenz, Lademanagement und sogar der Lenkradverstellung. Vieles davon kann man aber auch per Sprachsteuerung und Zuruf „Hi, Nomi“ regeln. Das digitale Gesicht auf dem Armaturenbrett ist neuerdings als „Nomi Mate“ optional zu haben, das dezentere „Nomi Halo“ ist Serie.
Mit dem Marktstart des Nio EL6 zieht eine neue Softwaregeneration ein, die das Foto- und Video-Auto noch nicht aufgespielt hatte. Auch die anderen Nio-Modelle erhalten das Update, ebenso Bestandsfahrzeuge „over the air“, also über das Internet.
Die Fahrassistenten nutzen eine Vielzahl von Sensoren und Kameras, die in die Linienführung des Autos integriert wurden. „Design for AD“ (Design für autonomes Fahren) nennen die Nio-Kreativen ihren Ansatz. Das Lidar-Modul über der Windschutzscheibe ist ebenso sichtbar wie Kameras an den Ecken und an den Flanken.
Erstmals Matrix-LED
Informationen der Sensoren werden auch von der Lichtsteuerung verarbeitet. Erstmals kommen Matrix-LED-Scheinwerfer bei Nio zum Einsatz. Sie erlauben vielfältigere Adaptionen und können beispielsweise Fußgänger anstrahlen, um den Fahrer darauf aufmerksam zu machen.
Die technische Plattform teilt sich der Nio EL6 mit ET5 und ET5 Touring. Das gilt auch für die Antriebskonfiguration. 360 kW (489 PS) Systemleistung und 700 Newtonmeter Drehmoment stehen bereit. An der Hinterachse arbeitet eine permanenterregte Synchronmaschine mit 210 kW (286 PS), der vordere Elektromotor bringt maximal 150 kW (204 PS). Im Sport+-Modus geht es in 4,5 Sekunden auf 100 km/h.
Im Gegensatz zum größeren SUV-Bruder EL7 verzichtet der EL6 auf ein Luftfahrwerk. Stattdessen kommt eine adaptive Dämpferregelung zum Einsatz. 20 Zoll große Felgen sind Serie, 21-Zöller wird es optional geben. Entspannung findet die Federung, wenn das Auto in einer von Nios Batteriewechselstationen zum Tausch des Akkus angehoben wird.
529 Kilometer Reichweite
Wer den Stromspeicher mietet und nicht kauft, kann diesen Service nutzen. Nach Voranmeldung aus dem Auto heraus wird der Akku innerhalb weniger Minuten gegen ein zu 80 Prozent geladenes Exemplar ausgetauscht. Das Netz der Standorte wollen die Chinesen zügig ausbauen.
Am Kabel sind maximal 130 kW (Gleichstrom über CCS) möglich. Wechselstrom wird dreiphasig mit bis zu 11 kW geladen. Wie gewohnt steht der Nio-Standardakku in zwei Größen mit 75 und 100 kWh Speicherkapazität zur Wahl. Mit der größeren Version soll der EL6 bis zu 529 Kilometer weit fahren können.
Ohne Akku ab 53.500 Euro
Der Nio EL6 kostet ab 53.500 Euro. Dazu kommt eine monatliche Mietgebühr für den Akku und die Nutzung des „Battery-as-a-Service“-Angebots. Wer die Batterie lieber kauft, zahlt für 75 kWh 12.000 Euro, für 100 kWh 21.000 Euro. Dann ist der Nio EL6 also 73.500 Euro teuer, aber immer noch 400 Euro günstiger als der EL7 ohne Akku (ab 73.900 Euro).
Alternativ zum Kauf bietet Nio seine Autos auch im Abo an. Online kann man aus vorkonfigurierten Fahrzeugen das passende Modell aussuchen, die Gebühren sind von Dauer, Kilometerleistung und Akku abhängig. Ab August ist der Nio EL6 bestellbar, im vierten Quartal 2023 sollen die ersten Autos an Kunden ausgeliefert werden.
Fazit
Der Nio EL6 ist ein sehr geräumiges Elektro-SUV mit großem Kofferraum und hochwertiger Anmutung im Innenraum. Er dürfte mit seinem ausgewogenen Format auch bei uns wohl zum meistverkauften Nio werden, da er innerhalb der Palette am meisten Auto fürs Geld bietet. Egal, ob gekauft oder abonniert.