Premiere für den neuen, elektrischen Nissan Ariya. Das SUV-Coupé entspricht weitestgehend der Studie aus 2019.
Der japanische Autobauer Nissan galt mit dem 2010 eingeführten Leaf als Pionier beim Elektroauto für die Massen. Viele Jahre war der kompakte Stromer, der seit 2017 in zweiter Generation unterwegs ist, das meistverkaufte E-Auto. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Neue Anbieter und frische Modelle wie das Tesla Model 3 oder Kia e-Niro und Hyundai Kona brachten frischere Technologie zu teils günstigeren Preisen. Außerdem bleibt der Trend zum SUV ungebrochen.
Auf der Tokyo Motor Show im Oktober 2019 zeigte Nissan mit dem Ariya Concept, wie man sich die eigene Antwort auf diese Entwicklungen vorstellt. Die Studie fand großen Anklang. Jetzt zeigt Nissan das Serienmodell. Und es fällt auf, dass das Concept Car bis auf die Überhänge und winzige Details dem fertigen Auto entsprach, selbst im klar gestalteten Innenraum.
Leuchtendes Markenlogo
Mit dem Ariya will Nissan eine neue Markenidentität für elektrifizierte Modelle einführen, spricht beim Design vom „zeitlosen japanischen Futurismus“. Einen Kühlergrill im klassischen Sinn gibt es nicht mehr, die Frontmaske ist geschlossen. Darunter verbergen sich die Sensoren der Fahrassistenten und ein dreidimensionales Muster. Das Markenlogo besteht aus 20 LED-Elementen. Zusammen mit dem unteren Teil der Frontmaske leuchtet es, sobald der Ariya fahrbereit ist.
Die Scheinwerfer, ebenfalls mit LED, sind sehr klein und flach gehalten. Die bestehen aus jeweils vier 20-Millimeter-Projektoren. Darunter sollen lange Tagfahrlichtleisten das Gesicht bestimmen.
20-Zoll-Felgen als Option
Am Heck des SUV-Coupé zeigt mit einem durchgehenden Lichtband zwischen den Leuchten zeitgenössisches Design ohne wirkliche Besonderheiten. An den Flanken fallen Wechselspiele von Licht und Schatten auf, die Kanten und Sicken sind dabei relativ weich geformt. 19-Zoll-Felgen werden serienmäßig sein, optional soll es 20-Zöller geben.
Den Nissan Ariya soll es in vier möglichen Lackierungen sowie zusätzlich in fünf Zweifarb-Kombinationen mit schwarzem Dach geben. Das Fotofahrzeug trägt die Kombination mit dem unteren Teil in „Akatsuki“, einem Kupferton. Nach der Seat-Sportmarke Cupra setzt also auch Nissan auf diese Farbe.
Schon bei der Sitzprobe im Concept Car gefiel das reduzierte Cockpit des Nissan Ariya. Es wurde 1:1 für die Serie übernommen. Auf einer dünnen, verchromten Leiste zeigt sich ein zentraler Dreh-Drückknopf für das Infotainmentsystem, daneben der Warnblinkschalter. Die beiden Displays messen jeweils 12,3 Zoll in der Bildschirmdiagonale. Zusätzlich spiegelt ein Head-up-Display Informationen auf die Windschutzscheibe.
Bürotisch an Bord
Außer beim Startknopf setzt der Ariya auf kapazitive Felder statt Tasten für die Klimabedienung und die Fahrmodusauswahl sowie den Parkassistenten auf der Mittelkonsole. Sie ist verschiebbar und soll damit für jeden die passende Position des Wählhebels bieten. Ein unter dem Armaturenbrett hervorklappbarer Tisch soll den Ariya bei Bedarf zum mobilen Büro machen. Das Platzangebot passte bei der Studie in beiden Sitzreihen, das dürfte beim Serienauto wohl auch so sein.
Die Klimaanlage wurde dort untergebracht, wo beim Verbrenner der Motor sitzt. Zusammen mit schlanken Sitzen und dem fehlenden Getriebetunnel konnte zusätzlicher Raum für die Insassen geschaffen werden.
Kein neues Auto ohne Anschluss an das Internet. Auch der Nissan Ariya wird immer online sein. Mit einer App sollen sich Routen planen und ins Auto übertragen sowie der Ladezustand überprüfen lassen.
Das Auto erkennt am im Schlüssel gespeicherten Profil, wenn sich der berechtigte Fahrer nähert und entriegelt die Türen automatisch, auch die Einstellungen von Sitz, Lenkrad und Mittelkonsole passen sich an. Software-Updates sollen „over the air“ gelingen, was auch für bestimmte Antriebs- und Fahrwerkseinstellungen gelten soll. Auch während der Fahrt soll der Ariya Updates herunterladen und nach dem Download (wohl beim Neustart) anwenden.
Neben einer markeneigenen, erweiterten Sprachsteuerung fährt auch Amazons Alexa mit, beide Systeme sollen ergänzend arbeiten. Das Nissan-Modul kümmert sich beispielsweise um Fahrzeugfunktionen, während Alexa das Telefon bedient.
Batterie mit 63 oder 87 kWh
In Europa wird es den Nissan Ariya in fünf verschiedenen Varianten geben. Zwei Batteriegrößen stehen zur Auswahl. Das Basismodell hat eine 63 kWh große Lithium-Ionen-Batterie im Fahrzeugboden (brutto 65 kWh). Der Elektroantrieb leistet maximal 160 kW (218 PS), das maximale Drehmoment liegt bei 300 Nm. In 7,5 Sekunden beschleunigt das Auto auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h.
Die Reichweite nach WLTP gibt Nissan mit maximal 360 Kilometern an. Sie liegt beim Modell mit 87 kWh großem Akku (brutto 90 kWh) bei 500 Kilometern. Hier leistet der Elektromotor 178 kW (242 PS).
Neben diesen beiden Modellen mit Vorderradantrieb gibt es drei Ariya-Versionen mit Allradantrieb. Nissan nennt das System AWD-e-4orce). Mit 63 kWh-Akku leistet der 4x4-Ariya 205 kW (279 PS) und bietet 560 Nm. Die Reichweite soll maximal 340 Kilometer betragen. Die Ausführung mit 87 kWh bringt es auf 225 kW (306 PS) und 600 Nm sowie 460 Kilometer.
1.500 kg Anhängelast
Topmodell wird der Ariya Performance mit 87 kWh-Akku. Sein Antrieb bringt es auf maximal 290 kW (394 PS) und 600 Nm Drehmoment. In 5,7 Sekunden geht es auf 100 km/h. Wie alle Allradmodelle erreicht er seine Höchstgeschwindigkeit bei 200 km/h. Klar, bei dieser Leistung schrumpft die Reichweite. Sie beträgt 400 Kilometer. Der Ariya Performance soll eine Anhängelast von 1.500 kg bieten – genug für viele Wohnwagen.
Das 4orce-System steuert die Leistungsabgabe der beiden Elektromotoren an die vier Räder jeweils individuell. Das soll für eine hohe Fahrsicherheit auch auf rutschigem Untergrund sorgen. Die Gewichtsverteilung soll beim sportlichen Idealmaß 50:50 (vorne/hinten) liegen.
130 kW Ladeleistung mit CCS
Im Batterie- und Lademanagement wird der größte Fortschritt des Ariya im Vergleich zum Nissan Leaf zu finden sein. Für schnelles Laden mit bis zu 130 kW steht endlich ein CCS-Anschluss zur Verfügung. Wechselstrom kann dreiphasig mit bis zu 22 kW gezogen werden. Ein Thermomanagement kühlt die Batterie bei Bedarf ab, was die Ladezeiten kurzhält. Das fehlt dem Nissan Leaf bis heute.
Der Nissan Ariya ist 4,60 Meter lang und damit etwas kürzer als z.B. Nissan X-Trail und Skoda Kodiaq. Der Kofferraum fasst bei den Modellen mit Vorderradantrieb 468 Liter, bei den Allrad-Ariyas mit zweitem Elektromotor an der Hinterachse 415 Liter.
Eine lange Zeit war der Nissan Leaf das weltweit meistverkaufte Elektroauto. Das kompakte Modell ist zuletzt im Vergleich zur Konkurrenz wie Tesla Model 3, Kia e-Niro und Hyundai Kona stark gealtert, die Modellpflege erschien etwas lieblos. Mit dem Ariya scheint Nissan ein Quantensprung zu gelingen, mit dem die Japaner wieder aufschließen können.
Preise verrät der Hersteller noch nicht. In den kommenden Monaten sollen sie, zusammen mit einem Datum für den Marktstart, kommuniziert werden.
Im Video: Das Ariya Concept Car in Tokio 2019