Der kompakte Nissan Qashqai wird zum umfangreichen Facelift auch technisch modernisiert. Erste Fahrt im Qashqai e-Power
Die dritte Modellgeneration des Nissan Qashqai wurde in den gut drei Jahren nach Markteinführung in Europa über 370.000-mal verkauft. Jetzt bekommt das kompakte Crossover-Modell ein umfangreiches Facelift, mit dem die Erfolgsgeschichte im neuen Dialekt weitergeschrieben werden soll. Wir waren mit dem aufgefrischten Bestseller auf ersten Testfahrten unterwegs.
Mehr Grill, mehr Licht
Die Front des Nissan Qashqai zeigt ein komplett neues Gesicht. Eine horizontale Linie trägt das Markenlogo und betont die Breite des Autos. Der Kühlergrill wird nicht mehr von einem festen Rahmen begrenzt, sondern zieht sich optisch über die gesamte Breite des Vorderwagens. Auch die Scheinwerfer, weiterhin in Form von Pfeilen, sind teilweise in die Wabenstruktur integriert. Je nach Ausstattungslinie sind die Flächen unter den Scheinwerfern mit Elementen in satiniertem Chrom oder in Schwarz ausgeführt. Der untere Abschluss des Stoßfängers ist künftig in Wagenfarbe lackiert.
Die Scheinwerfer wurden etwas verkleinert und bieten jetzt eine adaptive Fernlicht-Funktion. Das Tagfahrlicht besteht aus einer LED-Leiste im oberen Lichtelement, das auch den Wisch-Blinker animiert, und fünf Linsen unter dem Scheinwerfer.
Der neue Nissan Qashqai im Video
Am Heck zeigt der überarbeitete Nissan Qashqai Rückleuchten mit neuem Innenleben und Klarglasabdeckung. Auch hier bewegen sich die LED des Blinkers dynamisch nach außen. Weiter unten blickt man auf einen geänderten Stoßfänger. Zwischen den beiden Karosserieenden des weiterhin 4,43 Meter langen Qashqai gibt es in den höheren Ausstattungslinien eine Lackierung der Seitenschweller in Wagenfarbe und bis zu 20 Zoll große Leichtmetallfelgen mit einer Oberfläche im glänzenden Diamantschliff-Design. Mit „Pearl Black“, „Deep Ocean“ und „Pearl White“ ziehen drei neue Optionen in die Palette ein. Optional trägt der Nissan Qashqai ein Dach in schwarzer Kontrastlackierung.
Die Architektur des Cockpits bleibt unverändert. Auch nach dem Facelift kann man sich im Qashqai also über eine intuitive Bedienstruktur mit Tasten für die Klimafunktionen und das Multifunktionslenkrad freuen. Auf der Mittelkonsole sitzt der Touchscreen-Monitor.
Google-Software im Auto
Die Infotainment-Software nutzt jetzt integrierte Google-Dienste. Die Routenführung kann über Google Maps mit Echtzeit-Verkehrsdaten genutzt werden. Neben Amazons Alexa gibt es mit dem Google Assistant jetzt eine zweite Sprachsteuerung an Bord. Über den Play Store kann man weitere Apps ins Auto laden, zudem sind Updates over-the-air möglich. Wer lieber die Inhalte seines Smartphones spiegelt, kann dies per Apple CarPlay oder Android Auto machen.
Die Rückfahrkamera mit 360-Grad-Rundumsicht-Funktion wurde mit einer neuen 3D-Funktion überarbeitet. Beim Rangieren kann man neben der Vogelperspektive insgesamt acht Ansichten wählen. Ein Sensor warnt vor Querverkehr, zudem gibt es eine scheinbar transparente Motorhaube in der Ansicht – hilfreich beim Parken an engen Randsteinen oder bei Betonschwellen. Häufig genutzte Parkplätze können gespeichert werden. Über die GPS-Funktion erkennt das System die Stelle und parkt automatisiert ein.
Das digitale Kombiinstrument hat einen neuen Minimal-Modus, der vor allem bei langen Nachtfahrten die Augen entspannen soll. Dann werden nur Tempo, eingelegter Gang und Fahrmodus angezeigt, beim Qashqai e-Power auch der Energiefluss. Die Fahrassistenz umfasst eine verbesserte Notbremsfunktion, einen automatisch aktivierten Spurhalteassistenten und eine Tempowarnung. Die Einstellungen für eine persönliche Auswahl der Funktionen kann man über das Multifunktionslenkrad auswählen und Abrufen.
Qashqai N-Design
Der Innenraum wird mit neuen Stoffbezügen und Dekormaterialien aufgefrischt. In den beiden höchsten Ausstattungslinien gibt es erstmals Elemente aus Alcantara. Neu im Programm ist der Nissan Qashqai N-Design. Neben schwarzem Leder mit Steppnähten und Alcantara-Dekoren sowie den in Wagenfarbe lackierten Seitenschwellern bringt er auch 20-Zoll-Felgen mit.
Auch das Qashqai-Facelift wird es als seriellen Hybrid mit dem Namen e-Power geben. Bei diesem System arbeitet der Verbrenner stets als Energielieferant. Für den Antrieb der Vorderräder ist ein 140 kW (190 PS) starker Elektromotor zuständig. Daneben gibt es auch weiterhin den 1,3 Liter großen Mildhybrid-Benziner mit 140 oder 158 PS, in der stärkeren Version an die stufenlose Xtronic-Automatik gekoppelt. Allradantrieb gibt es aktuell nur für den Qashqai mit 158 PS.
Die Basis-Linie Visia entfällt mit dem Facelift. Die Preisliste und der Komnfigurator beginnen beim 140 PS starken Mildhybrid-Benzienr als Acenta bei 34.140 Euro. Damit liegt der Qashqai nach dem Facelift auf dem Niveau des Vorgängers. Als N-Power-Hybrid kostet der neue Nissan Qashqai mindestens 39.780 Euro. Bisher gab es die 190 PS starke Motorvariante erst ab der höheren Ausstattungslinie N-Connecta. Mit dem neuen N-Design-Level kostet der Nissan Qashqai ab 39.890 Euro und damit genauso viel wie als Tekna.
Erste Fahrt
Für den ersten Kontakt steht der Nissan Qashqai als N-Design mit dem e-Power-Hybridantrieb bereit. Wie auf den Fotos fällt das Facelift auch im realen Leben positiv auf. Der Qashqai wirkt moderner und hochwertiger, bleibt aber ausgewogen und zurückhaltend. Das dürfte der Kundschaft gefallen.
Die Alcantara-Bezüge auf dem Armaturenbrett und an den Sitzen sind gut verarbeitet, der Innenraum wirkt etwas hochwertiger als bisher. Die Bedienung gibt auch beim überarbeiteten Modell keine Rätsel auf. Drehregler (für die Auto-Lautstärke und die Temperatursteuerung der Zweizonen-Klimaautomatik) sowie viele physische Tasten lassen sich intuiviv bedienen. Die Sprachsteuerung über den Google Assistantz hört aufs Wort (bzw. die Worte "Hey, Google!" oder "Okay, Google!"). Wie bisher kann man alternativ auch Amazons Alexa-Programm nutzen.
Die Routenführung über Google Maps bringt stets aktuelle Karten und Echtzeit-Verkehrsdaten ins Auto. Um die Software des Tech-Riesen im Qashqai zu nutzen, muss man sich aber mit seinem Google-Konto anmelden. Wer lieber die Smartphone-Integration via Apple CarPlay oder Android Auto nutzt, kann die Inhalte ohne Kabelverbindung zum Smartphone anzeigen lassen. Währenddessen lädt das Endgerät auf der Induktions-Ablage leider sehr langsam, wird dabei zudem arg heiß.
Einen kühlen Kopf bewahrt man am Steuer des Nissan Qashqai. Der 140 kW starke Elektromotor treibt den Kompakten mit 330 Newtonmeter Drehmoment ausreichend kräftig, aber nicht stürmisch voran. Der Dreizylinder-Benziner mit variabler Verdichtung kommt auch bei sommerlichen Temperaturen um 27 Grad (und zu Testzwecken dennoch ausgeschaltetet Klimaanlage) überraschend oft als Generator zum Einsatz. Das sieht man auf der entsprechenden Anzeige im digitalen Kombiinstrument, ansonsten würde das serielle Hybrid-Arbeitsprinzip kaum auffallen. Nur wer genau hinhört, nimmt das leise Grummeln des Verbrenners bei niedrigen Drehzahlen wahr. Eine gute Geräuschdämmung und Gegenschall-Mikrofone sorgen für Ruhe im Auto.
Bei hurtiger Fahrt mit starker Beschleunigung steigt die Drehzahl des Benziners an, da der Elektromotor mehr Energie abfordert. Das ist zu hören, hier können weder der Antrieb noch die Akustiker zaubern. Im Falle des Qashqai e-Power dürfte ein solche Situation aber nur selten eintreten, meist wird der Hybrid gewiss mit Bedacht und Effizienz bewegt.
5,2 Liter WLTP-Normverbrauch gibt Nissan für den Qashqai e-Power an. Im AUTONOTIZEN-Alltagstest genehmigte sich der Vor-Facelift-Vorgänger mit identischer Technik 6,4 Liter Sprit je 100 Kilometer und bliebt damit 1,1 Liter unter einem ebenfalls getesteten Qashqai mit 158 PS und X-Tronic .
Unabhängig von der Motorisierung gefällt die Fahrwerksabstimmung. Die Testfahrten mit dem Faclelift-Modell im Süden Portugals führen über teils gut ausgebaute, teils auch leicht verwitterte Landstraßen, die sich durch eine Hügellandschaft winden. Auch ohne adaptive Dämpfer oder sonstige Tech-Spielereien bietet das Fahrwerk stets hohen Komfort. Mit den großen 20-Zöllern des Qashqai N-Design dringen nur Querfugen und Kanten im Asphalt spürbarer durch.
Fazit
Der Nissan Qashqai tritt mit der neuen Frontansicht deutlich moderner auf, ohne seinen Charakter zu verlieren. Mit Google-Software wird das Infotainment-System aktualisiert und um praktische Funktionen wie die Routenführung der Google Maps erweitert. Die Preise bleiben auf dem Niveau des Vorgängers, wenngleich die Basis-Ausstattung aus dem Programm genommen wird.
Antrieb und Fahrwerk wurden beim Facelift nicht verändert. Wie gewohnt ist der Nissan Qashqai ein entspannter Begleiter im Alltag, der einen hohen Fahrkomfort bietet. Für das maximale Verwöhnaroma reichen gewiss 19-Zöller.
Im Video: Nissan Qashqai e-Power im Test (Vor-Facelift)
Technische Daten
Nissan Qashqai e-Power |
|
---|---|
Antriebsart | Hybrid |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum | 1.477 - 1.497 ccm |
Anzahl und Bauform Zylinder | 3 in Reihe |
Maximale Leistung kW / PS | 116 kW / 158 PS bei 4.600 U/min |
Max. Drehmoment | 250 Nm bei 2.400 - 4.400 U/min |
Getriebe | n/a |
Elektromotor: Maximale Leistung kW | 140 kW (190 PS) |
Elektromotor: Maximales Drehmoment | 330 Nm |
Tankinhalt | 55 Liter |
Beschleuningung 0-100 km/h | 7,9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Norm-Verbrauch auf 100km | 5,1 - 5,3 Liter |
Kofferraumvolumen | 455 Liter |
Reifenmarke und –format des Testwagens | Michelin Primacy 4 235/45 R20 |
Leergewicht | 1.665 - 1.777 kg |
Anhängelast (gebremst) | 750 kg |
Stützlast | 100 kg |
Dachlast | 75 kg |
Länge / Breite / Höhe | 4.425 / 1.835 / 1.625 mm |
Basispreis Baureihe | 34.140 Euro (Acenta 140 PS) |
Basispreis Modellvariante | 39.780 Euro (Acenta e-Power) |
Testwagenpreis | 48.020 Euro (N-Design e-Power mit Optionen) |